Die Organisatoren können die Finanzierungslücke von 5000 Euro nicht schließen. Im kommenden Jahr soll ein neuer Anlauf gestartet werden.

Buchholz. Die E-Mail war knapp und nüchtern. Wegen "verstärkter organisatorischer und finanzieller Probleme" in der Vorbereitung habe sich der Vorstand des Vereins dazu entschlossen, das Buchholzer Kulturfest kurzfristig abzusagen. Bereits einige Tage zuvor hatte Christoph Selke, erster Vorsitzende des Vereins, der den klangvollen Namen "Feuer und Flamme für Kultur in Buchholz" trägt, darum gebeten, das Kulturfest-Programm vorerst nicht zu veröffentlichen. Es gebe noch "wichtige Zusatzinformationen". Dass sich dahinter am Ende die komplette Absage des Projekts verbarg, hatte er da wohl noch nicht gedacht. Die Hoffnung stirbt zuletzt, heißt es. In diesem Fall starb sie tatsächlich.

"Wir hatten eine Finanzierungslücke von 5000 Euro, und wir wussten, dass wir sie nicht mehr füllen können", erklärt Selke den Entschluss, den er gemeinsam mit seinen zwei Mitstreitern Birgit Schulz vom Heede von der Theaterwerkstatt BiSchu und Jürgen Schmid-Mittag vom KunstTempel letztlich gefasst hat. Dabei hatten sie etwas geplant, das Buchholz' Ruf als Kulturstadt weiter festigen sollte und auch über die Grenzen der Stadt gestrahlt hätte.

Vom 24. bis 26. Mai wollten sie ein "Feuerwerk der Kultur" entfachen, zu dem sie einheimische und auswärtige Künstler aus den Sparten Theater, Gesang, Kabarett und Comedy geladen hatten. Die Funkrockmetaller von den Black Stains sollten ebenso auftreten wie die Rock'n'Roller des T-Bone-Walker-Projekts oder Songwriterin Nora Maria Sänger, das Sommertheater St. Georg ebenso wie die Trommler von Yo Bachi Daiko oder Kabarettist Joachim Zawischa. Alles war bereits fest geplant. Drei Tage lang sollten insgesamt 23 Acts ein Zirkuszelt an der Schule "An Boerns Soll" in das künstlerische Zentrum der Stadt verwandeln.

Dass letztlich nichts daraus wurde, ist selbst für Christoph Selke und sein Team schwer zu verstehen. Als sie vor einem Jahr die Anfrage von der Schule bekommen hatten, ob sie das dort für ein Zirkusprojekt aufgestellte Zelt nutzen wollten, mussten sie nicht lange überlegen. "Das wird unsere Chance!", haben sie voller Begeisterung gedacht. Endlich konnten sie aus der Piazza Cultura, die seit 2008 ein fester Bestandteil des Buchholzer Stadtfestes ist, und ebenfalls von ihnen organisiert wird, eine eigene Veranstaltung - ein Kulturfest - machen. "Das war von Anfang an unser Ziel", sagt Selke.

Also machten sie sich, angespornt vom großen Zuspruch vieler Vereine und Bürger der Stadt für diese Idee, an die Arbeit. "Es schien uns einfach, das Projekt starten zu können", umschreibt es Selke. Sie gründeten den Verein, stellten einen Finanzplan auf, entwarfen ein Programm, fragten bei Künstlern an und schrieben Briefe an potenzielle Sponsoren. Diese "Bettelbriefe", wie er sagt, sollten aber das Problem werden. Wenig bis gar keine Resonanz habe er darauf bekommen. "Auf die Dauer ist das unglaublich entmutigend."

Zwar gab es von der Stadt Buchholz einen Zuschuss in Höhe von 3600 Euro, jedoch wurde er von der Politik nur mit "Hängen und Würgen" genehmigt, berichtet Selke, der selbst für die SPD im Stadtrat sitzt. Kultur sei anscheinend nicht so gefragt.

Als dann eine Fördersumme von 3000 Euro wegbrach, die Sparkasse Harburg-Buxtehude zwar ihre Unterstützung zugesagt hatte, aber noch immer kein genauer Betrag feststand, und es viele unterschiedliche "gute Ratschläge" von Außenstehenden gab, warum sie das Ganze denn nicht ganz anders angehen würden, zogen die Organisatoren die Reißleine.

Der Verein sah sich mit Kosten in Höhe von 20.000 Euro konfrontiert und es fehlten noch 5000 Euro, ohne dass sie auch nur eine einzige Eintrittskarte verkauft hatten. "Da mussten wir einen Schlussstrich ziehen", sagt Selke. Denn vermutlich wäre es bei dem Fehlbetrag nicht geblieben, wenn es beispielsweise Probleme mit der Technik gegeben hätte oder Extrawünsche der Künstler. "Wir sind alle auch nur ehrenamtlich tätig."

Die Stadt Buchholz nimmt den Entschluss mit Bedauern auf. "Das ist sehr schade, auch für die ganze Stadt", sagt Erster Stadtrat Jan-Hendrik Röhse, der von Selke erst informiert wurde, als der das Kulturfest bereits abgesagt hatte. Von daher stuft er es auch als reine Spekulation ein, ob die Stadt hätte helfen können, wenn sie früher von den Problemen erfahren hätte: "Dass wir beispielsweise die Differenz übernommen hätten, glaube ich aber nicht."

Derartige Veranstaltungen lebten davon, dass sie von privaten Leuten, die aus der Szene kommen, gemacht werden, sagt Röhse. Ausgangspunkt sei das bürgerschaftliche Engagement. Die Stadt könne nur unterstützend agieren. Dass ein Kulturfest aber ein großer Imagegewinn für Buchholz gewesen wäre, davon ist er überzeugt. Auch über die Empore hinaus sei die Nachfrage nach kulturellen Veranstaltungen auf jeden Fall groß.

Diese Hoffnung hat auch Christoph Selke, weshalb er all die Aktenordner, die sich über die Planungszeit angesammelt haben, nicht einfach wegschmeißen wird. "Vielleicht versuchen wir es nächstes Jahr noch einmal", sagt er optimistisch. Es sei möglich, dass sie es dann auf eine ganz andere Weise angehen oder zunächst mit kleineren Einzelveranstaltungen starten. "Die Idee ist ja nicht weg." Er hofft auch, dass die jetzige Absage ein Signal nach außen sendet und jemand sagt, dass er mit einer Ausfallsumme bürgt, wenn es wieder Probleme geben sollte. "Nachdem der ganze Schreck überwunden ist, überlegen wir uns was Neues."