Elf israelische Jugendliche besuchen im Schüleraustausch ihre deutschen Freunde in Harburg

Harburg . Sara, Joana, Natalie und Adi haben sichtlich Spaß mit der Gipsmasse, die an ihren Händen klebt. Sie wollen ihre Handabdrücke darin verewigen. Die vier sind mitten im "Identity Workshop" des Austauschprogramms im Harburger Freizeitzentrum Mopsberg. Zusammen mit dem community center in Ashdod, Israel, organisierten die Leiterin des Harburger Zentrums Angelika Kubasik und Betreuerin Monika Wolff den Jugendaustausch. Eine Woche lang besuchen die elf jungen Israelis Harburg.

"Das Motto des Austausches 'Weiße Küste - Grüne Küste' soll die unterschiedlichen Lebenswelten der Jugendlichen in Harburg und Ashdod, in Deutschland und Israel betonen", sagt Monika Wolff. Sich näher zu kommen, war am Anfang schwierig. Die 14- bis 20 Jahre alten Projektteilnehmer seien nun aber unzertrennlich, niemand aus der Gruppe wolle, dass die Israelis Heim fahren. Kubasik betont: "Es haben sich langfristige Freundschaften gebildet. Seit Oktober stehen sie in ständigem Kontakt, besonders über Facebook."

Im Oktober fuhren die elf Jugendlichen des Austauschsprojekts von Harburg nach Ashdod. Dort lernten sich die beiden Gruppen kennen. Doch mancher traf auch alte Bekannte, schließlich findet das Projekt zum vierten Mal statt. Teilnehmen kann jeder Jugendliche, der Interesse an der Geschichte von Deutschland und Israel hat.

Schwierige Situationen gehören dazu. "Zwei Wochen nachdem wir Ashdod vergangenen Herbst verlassen haben, stand es unter Raketenbeschuss. Niemand, den wir kennen, wurde verletzt, aber es war nicht einfach damit umzugehen", erzählt Kubasik. Die israelischen Jugendlichen ließen sich jedenfalls kaum etwas anmerken.

"Unser übergeordnetes Ziel ist natürlich Völkerverständigung", sagt die Leiterin weiter. Unabhängig von der besonderen Beziehung zwischen Deutschland und Israel habe aber jeder seine individuelle Geschichte. "Wir wollen uns normal begegnen, Unterschiede überwinden und Verständnis aufbauen." Betreuerin Monika Wolff ergänzt: "Das Vergangene aufzuarbeiten ist wichtig und für beide Seiten ein hartes Brot. Aber der Austausch ist im Hier und Jetzt, das zählt." Die Betreuer der elf Ashdoder ergänzen: "Unterschiede der Jugend verschiedener Länder sind klar, aber wichtig sind die vielen Gemeinsamkeiten. Jetzt sind wir viel stärker verbunden als vorher!"

Die Sicherheitsvorschriften für die Gäste sind streng: Keine Übernachtungen bei Gastfamilien, kein Tragen religiöser Zeichen und keine Weitergabe zu persönlicher Informationen. Das hält die jungen Israelis aber nicht davon ab, Spaß zu haben. Besonders der Schnee begeistert sie, sie erleben ihn zum ersten Mal.

Der Austausch zeige auch das kulturell unterschiedliche Verständnis von Identität. "Die Nation ist für uns eine große Sache, sie gehört zur individuellen Verwurzelung", so die Israelis. Die deutschen Jugendlichen seien konkreter mit Familie und Freunden verbunden, die Nation sei keine große Sache für sie. Alle vier Betreuer betonen, trotz großer Distanz und schwieriger Historie zeige sich zwischen den Gruppen gegenseitig tiefe Verbundenheit und ein länderübergreifendes Interesse an typisch jugendlichen Themen wie Mode und Musik.