Website-Macher Jens Ullheimer im Interview. Harburg Magazin Kultur berichtet tagesaktuell über kulturelle Themen jenseits des Mainstream

Harburg. Der Bezirk Harburg zeigt immer mehr Grün, er modernisiert seine Gebäude und zieht so immer mehr Menschen an. Er wird immer attraktiver für junge Leute, zeigt Facetten. Aber gerade die wollen wissen: Wie sieht es mit Harburger Kultur aus, speziell der Kunst? Wie ist die Kunst-Szene Harburgs so? Gibt es überhaupt eine? Jens Ullheimer, Editor der Website "NetPlanetHarburg", demonstriert im Internet, wie modern, international und jung Kunst in und aus Harburg ist. Im Interview mit dem Hamburger Abendblatt erzählt er von seiner Arbeit, seinen Ansprüchen und dem Anfang seines Projektes.

Hamburger Abendblatt:

Beschreiben Sie doch mal kurz und prägnant Ihre Plattform "NetPlanetHarburg".

Jens Ullheimer:

"NetPlanetHarburg" ist ein privates und von kulturell engagierten Hamburger Bürgern finanziertes small-budget Internet-Projekt. Hauptsächlich stellt es Hamburger Kunst mit dem Schwerpunkt Hamburger Süden und subkulturelle Inhalte und Termine dar. Die Themen reichen von Streetart über Kunst im öffentlichen Raum bis zu Künstler-Portfolios und der dokumentativen Begleitung privater Kunstaktivitäten, wie zum Beispiel die Sammlung Falckenberg.

2008 wuchs NetPlanet noch um ein Magazinformat, das Harburg Magazin Kultur.

Wo liegt denn der Unterschied zwischen Ihrem Magazin und der Website?

Ullheimer:

NetPlanetHarburg ist eher statisch, ein "musealer digitaler Ort", eine Dokumentation von interessanten kulturellen Stärken des Stadtteils, mit dem Schwerpunkt Kunst. Aber auch der wildromantische Stadtpark Außenmühle als ein Höhepunkt der Gartenarchitektur, einer der schönsten Parks Hamburgs, ist hier zu finden.

Das Harburg Magazin ist ein dynamisches Format, das tagesaktuell über kulturelle Themen jenseits des Mainstream berichtet und mit Sonder-Websites auf besondere Anlässe reagieren kann. So wird zum Beispiel der Harburger Kulturtag seit 2011 mit einer Internet-Präsenz begleitet, die - wie das Harburg Magazin - eine Android-App für Smartphones bietet.

Was wollen Sie durch die beiden Medien ausdrücken, wen wollen Sie erreichen?

Ullheimer:

Abseits des kulturellen Mainstreams, sind die inhaltlichen Schwerpunkte, das Image Harburgs und Wilhelmsburgs um eine unerwartete Facette zu erweitern. Sowohl kulturell Interessierte aus der Region als auch internationale Gäste sind meine Zielgruppen. Überregional können Interessierte über Artikel von Veranstaltungen, beispielsweise der Sammlung Falckenberg, in das Harburg Magazin gelangen. Gerade dieser Blick von außen auf Harburg kann durch die Verknüpfung mit großstädtischen, subkulturellen Aktivitäten innerhalb des Magazins positiv geprägt werden.

Wie kamen Sie auf die Idee NetPlanet zu gründen?

Ullheimer:

Den Anstoß gaben die Platzierung der Sammlung Falckenberg in den Phoenix-Hallen und die Gründung des Kunstvereins Harburger Bahnhof. Das wurde wie der aufregende Beginn eines großstädtischen kulturellen Lebens empfunden, inmitten des bislang gemütlichen, kleinbürgerlichen Harburg.

Diese Aufbruchstimmung sollte in Form eines Internet-Portals begleitet werden. Die Sammlung Falckenberg wurde von NetPlanet in den Anfangsjahren quasi exklusiv, aber ohne Auftrag vertreten. Einfach da diese keine eigene Internet-Präsenz hatte.

Die Darstellung von Aktivitäten der zwei Kunstinstitutionen wurde mit Portfolios der uns bekannten bildenden Künstler ergänzt.

Die Kontaktaufnahmen mit den regionalen Künstlern führten schließlich zur Gründung der Künstlergruppe "ARTPLACEMENT". In 2005 wurde die Gruppe durch eine große Schau mit dem Gemäldebestand des Helms-Museums im Kunstverein Harburger Bahnhof präsentiert.

Die Harburger Künstler Heino Jaeger und Hanne Darboven haben neben der Harburger Kunstszene auch "NetPlanet" beeinflusst. Wie kam es dazu?

Ullheimer:

Heino Jaeger ist neben Hanne Darboven die bekannteste zeitgenössische Harburger Kultur-Persönlichkeit. Damit ist klar, dass die beiden Personen ebenso ihren Platz finden wie Ihrke, Flebbe und andere. Heino Jaeger gehört zudem zu meinem erweiterten Familienkreis.

Sie sind aber auch selbst Künstler. Und Editor, Programmierer und Redakteur. Ist Ihnen das nicht zu viel?

Ullheimer:

Im Ganzen bin ich multimedialer Web-Entwickler. Die Internet-Projekte sind damit auch "Spielwiese" des aktuell technisch Machbaren.

Welche Arbeit macht Ihnen denn am meisten Freude?

Ullheimer:

Das Harburg Magazin. Schon in meiner Schulzeit habe ich eine Schülerzeitung mitgegründet.

Mein Onkel war Chef vom Dienst beim Hamburger Abendblatt. Es gibt also eine gewisse Nähe zum Publizieren. Der besondere Reiz liegt darin, die Lust am "Magazinmachen" mit meinen technischen und multimedialen Fähigkeiten zu verknüpfen.

Was ist Ihnen von den Projekten am wichtigsten und was am liebsten?

Ullheimer:

Neben der Weiterentwicklung des Harburg Magazins, vor allem die Kunst im öffentlichen Raum Harburg. Im Internet-Special "Kunst im öffentlichen Raum" eröffnet sich dem Interessierten eine Welt, die man nicht unbedingt mit Harburg in Verbindung bringt.

Von Plastiken - beeinflusst von der Berliner Schule Anfang des 20. Jahrhunderts - bis zur Minimal Concept Kunst Hanne Darbovens ist bis heute ein interessanter Mix von "Kunst im öffentlichen Raum" realisiert worden. Der allein lohnt schon die Reise in den Stadtteil.

Die Fotoserien "Harburg" und "Wilhelmsburg", die über viele Jahre angelegt sind, gehören zu meinem Lieblingsprojekt.

Wieso ist ausgerechnet Harburg Ihr regionaler Schwerpunkt? Besonders bei dem internationalen Anspruch von NetPlanet.

Ullheimer:

Zum einen bin ich in Harburg geboren und aufgewachsen, zum anderen bot sich dieser regionale Schwerpunkt durch die dynamische Entwicklung des Stadtteils an. Sowohl in kultureller, als auch in städtebaulicher Hinsicht wird Harburg zu einer "Stadt in der Hansestadt", die mit der Sammlung Falckenberg sogar zu einer festen Größe im weltweiten Kunstbetrieb gewachsen ist.

Auch Wilhelmsburg ist als direkter Nachbar sehr interessant und wird vom Harburg Magazin thematisch stark behandelt.

Wie sehen denn hierfür Ihre Zukunftspläne aus?

Ullheimer:

Zukünftig interessant werden Mode, Audio und das Thema "Video", in Form von kurzen Dokumentationen und Live-Übertragungen über das Internet.

Die Website "NetPlanetHarburg" ist unter http://www.netsamurai.de/netplanet-harburg/ zu finden.

Mehr zur Kunst im öffentlichen Raum gibt es unter http://www.netsamurai.de/netplanet-harburg/