Ausnahmen gibt es nur in Einkaufszentren und ab April in Lüneburg – ein Novum in der Region. Sparkasse Lüneburg sieht das Angebot als Teil einer “Qualitätsoffensive“.

Lüneburg. Die Freigabe der Ladenöffnungszeiten ist bisher bei den Banken und Sparkassen ohne gravierende Auswirkungen geblieben. Seit Jahrzehnten zählt in der Branche nicht nur der Sonntag, sondern auch der Sonnabend als Ruhetag. Die Sparkasse Lüneburg bringt nun Bewegung in die Öffnungszeiten. Ab dem 6. April will das Geldinstitut seine Filiale "An der Münze" inmitten der Lüneburger Fußgängerzone auch am Sonnabend von 9 bis 14 Uhr öffnen - laut Sparkasse ein Novum in der Region Lüneburg. Ver.di, die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft, erwartet, dass die Banken und Sparkassen bei den Tarifverhandlungen im nächsten Jahr versuchen werden, den Sonnabend als Regelarbeitstag einzuführen.

Die Sparkasse Lüneburg sieht die Arbeit am Sonnabend als Teil einer "Qualitätsoffensive". Mit dem neuen Angebot wolle sie den Kunden gerecht werden, die wegen ihrer Arbeitszeiten nur am Sonnabend die Möglichkeit hätten, sich umfassend persönlich beraten zu lassen. Die Sparkasse dehnt ab April auch die telefonische Beratung auf den sechsten Tag der Woche, ebenfalls von 9 bis 14 Uhr, aus.

Auch wenn der Sonnabend tarifvertraglich als Ruhetag festgesetzt ist, sind Geldhäuser inzwischen dazu übergegangen, einzelne Filialen in großen Einkaufszentren und Geschäftsstraßen an diesem Tag zu öffnen. Banken und Sparkassen haben die Notwendigkeit erkannt, ihre Öffnungszeiten an denen des Einzelhandels zu orientieren. Bei der Hamburger Sparkasse (Haspa) dürfte man die Initiative aus Lüneburg nicht als besonders originell bewerten. Die laut dem Internetlexikon Wikipedia größte Sparkasse in Deutschland verfolgt bereits seit Jahren die Strategie, Geschäftsstellen in Einzelhandelszentren am Sonnabend zu öffnen. Haspa-Mitarbeiter müssen im Phoenix Center in Harburg, im Elbe-Einkaufszentrum in Osdorf, im Alstertal Einkaufszentrum, in Ahrensburg und am Jungfernstieg in der Hamburger City auch am Wochenende arbeiten. Die Sonnabendöffnung auf weitere Filialen auszudehnen sei nicht geplant, sagt Haspa-Pressesprecher André Grunert.

Auch einigen Mitarbeitern der Sparkasse Harburg-Buxtehude ist die Arbeit am Sonnabend seit Jahren nicht unbekannt - zumindest denen nicht, die in der Filiale im Stackmann Kaufhaus in Buxtehude beschäftigt sind. Sie hat sonnabends von 9.30 bis 13 Uhr geöffnet. Die Sparkasse Harburg-Buxtehude prüfe regelmäßig ihre Öffnungszeitenmodelle, sagt der stellvertretende Pressesprecher Carsten Schmuckall. Die Filialen hätten inzwischen fünf verschiedene Öffnungszeiten. Sie seien immer an den jeweiligen Bedürfnissen orientiert. Manche hätten morgens besonders früh geöffnet, andere am Abend länger. Einige Filialen haben mittags durchgehend geöffnet. Wieder andere schließen dagegen mittags.

In der Flexibilisierung der Arbeitszeiten an den Werktagen sieht offenbar auch die Volksbank Lüneburger Heide die richtige Strategie, den Kundenwünschen gerecht zu werden. "Unsere Berater sind außerhalb der Öffnungszeiten abends und sonnabends unterwegs", sagt Pressesprecher Joachim Matz. Geschäftsstellenöffnungen am Sonnabend seien zurzeit nicht geplant.

Die große Ausnahme in der Branche ist die Postbank, deren Filialen wegen des Verbunds mit der Post in der Woche länger und auch am Sonnabend geöffnet sind. In Fernsehwerbesports und Zeitschriftenanzeigen ist die niederländische ING-Diba mächtig präsent und erwirtschaftet auch im Geschäft mit durchschnittlichen Kunden ansehnliche Gewinne. Den Geldinstituten dürfte es zu schaffen machen, dass Direktbanken für ihre Kunden via Telefon und Internet rund um die Uhr da sind.

Laut Ver.di verfolgen etablierte Banken längst Konzeptionen, 24 Stunden lang an sieben Tagen in der Woche Geschäfte zu machen. Mobile-Banking, also die Abwicklung von Bankgeschäften mit dem Smartphone, oder Video-Banking seien Beispiele dafür. Die Beschäftigten würden keinen Sinn in der Sonnabendarbeit sehen, sagt Michael Börzel, zuständig für Banken und Finanzdienstleistungen bei Ver.di Hamburg. Dagegen würden die Privatbanken den Sonnabend als Regelarbeitstag einfordern. Die Gewerkschaft meint deshalb, die Bankangestellten im nächsten Jahr für einen Arbeitskampf mobilisieren zu können. Banker, sagt Börzel, ließen sich heute schon viel gefallen. Aber keine Arbeit am Sonnabend.