DRK-Frauen zeigen bei Modenschau in Winsen, wie chic Altkleider sein können

Winsen. Alt und abgetragen? Nicht mehr "en vogue"? So mancher rümpft bei Secondhand-Kleidung die Nase. Dass modische Attribute wie chic, sexy und zeitlos durchaus zu Altkleidern passen, haben am Sonnabend Laien-Models des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) bei einer Benefiz-Modenschau in der Winsener Stadthalle gezeigt. Ehrenamtliche Helferinnen haben Mode aus den DRK-Secondhand-Kaufhäusern in Winsen und Neu Wulmstorf vor knapp 300 Besuchern auf den Laufsteg gebracht. Für diese Idee hat der DRK-Bundesverband seinen Kreisverband Harburg-Land in einem Wettbewerb zum 150.Geburtstag mit dem zweiten Preis ausgezeichnet.

"Kurz bevor ich hinausgehen musste, wurde mit vor Aufregung übel", gesteht Heike Beich nach der Show. Hinausgehen bedeutet, im Scheinwerferlicht auf dem Laufsteg im "schwarzen Abendfummel" zu posieren und von 300 Menschen angestarrt zu werden. Normalerweise verkauft die 50-Jährige das, was sie an diesem Abend am Leib trägt, im Winsener Fundus-Kaufhaus - ehrenamtlich in ihrer Freizeit. Nach den ersten Schritten auf dem Catwalk sei die Aufregung aber wie weggeblasen gewesen. "Dann hatte ich nur noch Spaß", sagt sie. Fünfmal hatten die DRK-Frauen zuvor ihren Auftritt geprobt - aber nie vor Zuschauern.

Routinierter auf dem Laufsteg ist bereits Nele Brüggemann. Die 24-Jährige kennt das Gefühl, im hautengen Minikleid auf dem Laufsteg zu gehen. Zusammen mit Freundinnen beim Jugendrotkreuz hat sie schön öfter Mode aus den 1950er- und 1960er-Jahren bei Schauen im Freilichtmuseum am Kiekeberg präsentiert. Nele Brüggemann, Wiebke Wittkop 24, und Irina Anton, 27, kennen sich schon seit 18 Jahren. Die Modells vom Jugendrotkreuz waren sogar auf die schlimmste Panne vorbereitet: "Wäre eine von uns auf dem Laufsteg gestolpert", verrät Nele Brüggemann, "hätten sich die anderen auch hinfallen lassen. So hätte das Publikum gedacht, das würde zur Choreographie gehören."

Doch an diesem Abend bleibt der Notfallplan Theorie. Die DRK-Frauen wirken in ihren Bewegungen sicher auf dem Laufsteg. Die Choreografie stammt von Birgit Steinhart, bekannt von der Theatergruppe "Caramba" aus Neu Wulmstorf. Die Autorin, Regisseurin und Choreografin hat mehrere Musicals ("Gleis 2") produziert. Schauspielerinnen mit bunten Perücken wirken bei der Modenschau mit.

In einem eigenen Showteil präsentiert der aus Winsen stammende Schauspielstudent Johannes Frick, 25, lässige Herrenmode des Amsterdamer Designer-Duos "Steinbeisser". Das Besondere daran: Die extravagant geschnittenen schwarzen Hemden und Hosen haben die Designer Martin Kullik und Jouw Wijnsma aus Altkleidern geschaffen, die sie in den Fundus-Kaufhäusern in Winsen und Neu Wulmstorf entdeckt haben. Das sogenannte Upcycling, aus alten Kleidern neue Mode zu entwerfen, ist bei Designern im Trend. Für aufgeschlossenes Modepublikum ist die Secondhand-Modenschau Petits Riens in Brüssel ein wichtiges Ereignis.

Fundus-Kaufhaus-Geschäftsführer Frank Rehmers nimmt zwar selbst nicht Nadel und Faden in die Hand, um Modestücke aufzuwerten. Er greift aber zum Bügeleisen, um gespendete Seconhand-Kleidung zu entknittern, bevor sie in die Fundus-Läden kommt.

T-Shirts für einen Euro, Jeans für drei Euro - vor allem Alltagskleidung bieten die Fundus-Kaufhäuser bewusst günstig an. Hier kaufen Menschen mit geringem Einkommen und Modebewusste, die nach Kuriositäten Ausschau halten. Die von den DRK-Models gezeigte Abendmode kostet etwas mehr. Aber das Brautkleid, das Wiebke Wittkop auf den Laufsteg bringt, ist im Neu Wulmstorfer Fundus-Kaufhaus für zehn Euro zu haben. Am Freitag, 22. März, öffnet in Tostedt das dritte Fundus-Kaufhaus im Landkreis Harburg. Neben Kleidung bietet das Sozialkaufhaus Schuhe, Haushaltswaren, Geschirr, Bücher, Spielsachen und Elektroartikel zu kleinsten Preisen.

Der Erlös der Modenschau geht an die Aktion "Hand in Hand". Die Arbeitsgemeinschaft beschenkt jedes Jahr Kinder aus bedürftigen Familien zu Weihnachten mit Gutscheinen. Bei dieser Aktion im Landkreis Harburg arbeiten die Wohlfahrtsverbande Arbeiterwohlfahrt, Caritas, Diakonisches Werk, DRK und Paritätischer Wohlfahrtsverband zusammen. Im vergangenen Jahr hat die Arbeitsgemeinschaft 832 Kinder beschenken können. Kinder im Alter von sieben bis 14 Jahren, deren Eltern auf Sozialleistungen angewiesen sind, wurden vom Landkreis Harburg mit Hilfe eines Zufallsgenerators ausgewählt. Sie erhielten Gutscheine für Spielzeug sowie Besuche im Schwimmbad und Kino.