18 Meter hoher Neubau geplant: IBA und Bürgerinitiative Zukunft Elbinsel üben Kritik am neuen Standort. Umzug schafft keine neuen Arbeitsplätze.

Wilhelmsburg. Ein bisher noch nicht öffentlich gemachtes Großbauvorhaben Hamburgs in Wilhelmsburg sorgt mittlerweile im Stadtteil für Unruhe. Der Kulissenfundus, die Dekorationswerkstätten und der Kostüm- und Maskenfundus der Hamburgischen Staatsoper, bisher auf zwei Standorte in Hamburg verteilt, sollen auf einem zweieinhalb Hektar großen Grundstück der städtischen Sprinkenhof AG im Reiherstiegviertel in einem bis zu 18 Meter hohen Neubau zusammengefasst werden. Das sieht ein Beschluss der Senatskommission für Stadtentwicklung und Wohnungsbau vor. Auf Nachfrage hat die federführende Finanzbehörde dem Abendblatt diesen Beschluss bestätigt.

Um Werkstätten und Fundus Am Veringhof 1-7 unterbringen zu können, müssten "die Nutzungen gestapelt werden", heißt es in der Antwort der Finanzbehörde. Deshalb werde ein Gebäudeteil "um die 18 Meter hoch" sein. Pikant für den Senat: Mit der Gesellschaft Internationale Bauausstellung Hamburg (IBA) hat das Vorhaben einen prominenten Kritiker.

Die IBA hat gegen den Standort am Veringkanal für einen derart monumentalen Bau aus städtebaulichen Gründen Bedenken. Die Planungen sähen "eine undurchlässige Großstruktur" vor, die den Zugang zum attraktiv gestalteten Kanalufer erschwert, sagt IBA-Pressesprecher Rainer Müller auf Abendblatt-Nachfrage. Die IBA-Philosophie sei es, trennende Barrieren zu beseitigen und Zugänge zu Wasserflächen auf den Elbinseln zu schaffen. Die Ansiedlung des Opernfundus in dieser Form widerspreche dieser Philosophie. Das Reiherstiegviertel, in dem viele Studenten leben, gilt als Zentrum der Wilhelmsburger Stadtteilkultur und als kommendes Szeneviertel Hamburgs.

"Wenn jetzt auch noch das östliche Ufer des Veringkanals für die Ansiedlung von Logistikgewerbe geopfert wird, ist das eine schwere Niederlage für die urbane Entwicklung auf den Elbinseln wie für die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, die das proklamiert", sagt Manuel Humburg aus dem Vorstand der Bürgerinitiative Verein Zukunft Elbinsel. Flächenverbrauchende Logistik mit in der Regel geringem Arbeitsplatzangebot sei seiner Ansicht nach keine Lösung, sondern Teil des Problems im Hinblick auf Schaffung weiterer Arbeitsplätze im Quartier.

Nach Auskunft der Finanzbehörde hat die Senatskommission zwar andere Standorte geprüft, hält das Grundstück im Wilhelmsburger Reiherstiegviertel aber für am besten geeignet. "Auf Grundlage einer Machbarkeitsstudie und einer Marktabfrage hat sich die Senatskommission für einen Neubau Am Veringhof 1-7 ausgesprochen", so der Sprecher der Finanzbehörde, Daniel Stricker. Zumal aus betriebsorganisatorischen Gründen der Staatsoper Fundus und Werkstätten nicht weiter als 30 "Fahrminuten" von der Staatsoper an der Dammtorstraße in der Hamburger Neustadt entfernt liegen sollen.

Mit der Ansiedlung des Opernfundus und der Werkstätten in Wilhelmsburg sind laut Finanzbehörde 75 Arbeitsplätze verbunden. Dazu kämen noch Stellen für Auszubildende, Praktikanten und Aushilfen. "In den Werkstätten erstellen verschiedene Gewerke wie Schlosser, Tischler, Theatermaler, Plastiker und andere die Dekorationen für Produktionen der Oper", sagt Enno Isermann, Sprecher der Kulturbehörde. Kulissen und Kostüme seien im Fundus gelagert. Deshalb sei es wichtig, dies alles an einem Standort zu konzentrieren.

Bisher sind die Dekorationswerkstätten und der Kulissenfundus der Hamburger Staatsoper in der früheren Schiffsbauversuchsanstalt am Schlicksweg in Barmbek-Nord untergebracht. Daneben hat die Staatsoper für den Kostüm- und Maskenfundus einen Standort im Stadtteil Eidelstedt angemietet. Diese Betriebsstandorte sollen zusammengeführt werden. "Wesentliche Teile" des Kulissenfundus seien laut Finanzbehörde an einem Standort in der Nähe von Ludwigslust in Mecklenburg-Vorpommern ausgelagert. Dieses Lager soll indes bestehen bleiben.

Neben erwarteten Synergieeffekten im Betriebsablauf der Staatsoper findet der Umzug des Opernfundus vor allem im Wohnungsbauprogramm des Senates seinen Grund: Auf der Fläche zwischen Steilshooper Straße und Dieselstraße in Barmbek-Nord, auf der zurzeit der Opernfundus sein Domizil hat, sollen bis zu 675 Wohnungen errichtet werden. Deshalb müssten die Einrichtungen der Staatsoper in Barmbek laut Finanzbehörde "so schnell wie möglich" verlegt werden.

Zu den erwarteten Kosten des Fundus- und Werkstätten-Neubaus in Wilhelmsburg macht die Finanzbehörde noch keine Angaben. Die Staatsoper, eine hundertprozentige Tochter der Freien und Hansestadt Hamburg, habe die Sprinkenhof AG beauftragt, die Planungen für einen Neubau aufzunehmen. Das Volumen, die Gestaltung und die Höhen der Gebäude seien von dieser Planung und dem späteren Baugenehmigungsverfahren abhängig.

Der Regionalausschuss Wilhelmsburg und die Bezirksversammlung Hamburg-Mitte haben sich noch nicht öffentlich mit dem Bauvorhaben befasst. Details zum Umzug des Opernfundus nach Wilhelmsburg kamen in einer Arbeitsgruppe der Planungswerkstatt "Zukunftsbild Elbinseln 2013+", eine Bürgerbeteiligung der Stadtentwicklungsbehörde, zur Sprache und gelangten so an die Öffentlichkeit.