Gemeinderat Handeloh diskutiert über Erschließung eines umstrittenen Flurstückes in Höckel

Höckel. Heute entscheidet sich, ob Manfred Petersen für 35.000 Euro eine knapp 2000 Quadratmeter große Weide in Höckel ersteigert hat - oder ob es sich bei der Fläche wie von Makler, Gericht und Gutachter angepriesen um ein Baugrundstück handelt. Denn nur, wenn die Ratsmitglieder auf der öffentlichen Sitzung im Gasthaus "Heidekrug" dem Verkauf von Miteigentumsanteilen an der Wegefläche zustimmen, kann der Bendestorfer Unternehmer im Ginsterring 6 wie geplant sein Haus bauen. Damit hätte er das erreicht, was bereits zwei Familien vor ihm erfolglos versucht haben. Auch sie zahlten für das gleiche Grundstück im Ginsterring viel Geld, um sich in der ehemaligen Ferienhaussiedlung an der Bundesstraße 3 häuslich niederzulassen. Doch die Baugenehmigung blieb aus.

Gut zwanzig Jahre ist es her, als Klaus Schönherr den Antrag für ein Bauvorhaben im Ginsterring 6 beim Landkreis Harburg einreichte. "Meine Frau und ich wollten uns auf den knapp 2000 Quadratmetern gemeinsam mit meinen Schwiegereltern niederlassen. Aber der abschlägige Bescheid ließ nicht lange auf sich warten", sagt er. Denn vor 20 Jahren galt noch der erste Bebauungsplan Nr. 3 "Flidderberg", nach dem Grundstücke eine Größe von mindestens 3000 Quadratmetern ausweisen mussten, um eine Bebauung zu ermöglichen. 2006 änderte die Gemeinde Handeloh dann die Mindestgröße auf 1500 Quadratmeter. Doch da hatten sich auch die Eigentumsverhältnisse geändert: Seit Mitte der 90er-Jahre befand sich das Grundstück im Besitz der Familie Helle, die laut Schönherr jahrelang erfolglos versucht haben soll, ihr Wegerecht einzuklagen.

Beliehen mit einer großen Summe, die die Besitzer nicht bezahlen konnten, setzte das Amtsgericht Tostedt auf Antrag der Deutschen Bank schließlich einen Versteigerungstermin an. Ein Makler pries die Fläche im Internet als Bauland an; der öffentlich bestellte Sachverständige Hansjoachim Kanitz bewertete das Grundstück in seinem Gutachten mit 77.000 Euro. Für Manfred Petersen "ein eindeutiges Indiz" dafür, dass es sich bei der Fläche nur um Bauland handeln könne. Er stieg in die Versteigerung ein und erhielt für 35.000 Euro den Zuschlag. Doch die Baugenehmigung wurde später nicht erteilt - trotz gegenteiliger Aussagen von Gericht, Gutachten, Rechtspfleger und Baubehörde, wie Petersen nach wie vor behauptet. "Damit wollte ich mich nicht abfinden", sagt Petersen. Er bat die Gemeinde um Hilfe, schaltete einen Rechtsanwalt ein. Mit Erfolg: "Die Gemeinde Handeloh hat über einen Anwalt ein Angebot unterbreiten lassen, das ich annehmen werde. Und wenn die Politiker dem Beschlussvorschlag heute Abend zustimmen, dann könnte ich im Mai schon anfangen zu bauen."

Klaus Schönherr und Karlheinz Dörr, ebenfalls Anwohner des Ginsterrings, freuen sich auf ihren neuen Nachbarn. "Wenn Herr Petersen den Spaten ansetzt, werde ich rüber gehen und ihm die Hand reichen", sagt Schönherr. "Auch, wenn er sich die Baugenehmigung erschlichen hat und nicht ganz die Wahrheit gesagt hat. Denn er wusste genau, was er da kauft", fügt Dörr hinzu. Er selbst habe nämlich sowohl das Gericht als auch den neuen Besitzer während der Verhandlung selbst und über Dritte darauf aufmerksam gemacht, dass für das Grundstück kein Wegerecht eingetragen ist.