Blau-Weiß Buchholz investiert 250.000 Euro in Neubauten. Mitgliederzahlen steigen

Buchholz. Der eigene Erfolg bringt Blau-Weiß Buchholz in Zugzwang. Wer hätte schon ahnen können, dass sich die Mitgliederzahlen innerhalb von sieben Jahren mehr als verdoppeln würden? 2600 Sportler zählte der Verein im Jahre 2006, als er vom Sprötzer Weg in das 2,5 Millionen Euro teure Sportzentrum am Holzweg zog. Heute sind es 5500 Mitglieder, und der Vereinsvorsitzende Arno Reglitzky weiß kaum noch, wohin mit ihnen. "Allein 440 Leute machen beim Rückensport mit", berichtet er. Die Yoga-Gruppe ist von zehn auf fast 400 Teilnehmer angewachsen, und im Fitnessraum drängen sich zu Spitzenzeiten bis zu 40 Leute an den Geräten.

Einzig mögliche Lösung: ein Ausbau. Aus der Dachterrasse, die direkt an den Fitnessraum grenzt, soll eine 200 Quadratmeter große Sporthalle werden. Netto hätte der Verein dann insgesamt 1200 Quadratmeter Sportfläche zur Verfügung. Zugute kommen soll die neue Halle vor allem den Aerobic-, Gymnastik- und Yogagruppen sowie den insgesamt 1500 Fitness-Fans.

Bei der Beliebtheit einzelner Sportarten habe es in den vergangenen Jahren deutliche Verschiebungen gegeben, sagt Reglitzky, der mit seinen 77 Jahren selbst noch aktiver Läufer ist und regelmäßig beim Rückensport mitmacht. Die Tennisgruppe beispielsweise ist auf rund 300 Leute zusammengeschmolzen, "früher waren es weitaus mehr". Auch Leichtathletik betreiben nur noch rund 110 Mitglieder. Zumba hingegen ist neu hinzugekommen und hat es auf mittlerweile fast 400 Aktive gebracht, während die Kampfsportarten Karate oder Judo konstant bei rund 100 Mitgliedern geblieben sind. Und: Immer mehr Senioren treiben im Alter noch Sport.

Die "Apotheke Blau-Weiß", wie Reglitzky den Verein wegen seines Gesundheitsschwerpunkts spaßeshalber nennt, reagiert kontinuierlich auf neue Trends und Anregungen. Zum Portfolio gehören heute die Ambulante Herzgruppe ebenso selbstverständlich wie Cheerleading und Parkour, eine Bewegungsart, bei der Geländer, Häuser oder Container möglichst spektakulär überwunden werden.

Damit auch in Zukunft neue Sportarten hinzukommen können, investiert der Verein nun 150.000 Euro in den Neubau auf dem Flachdach. Ursprünglich hätte dort einmal eine Saunalandschaft entstehen sollen, erzählt Reglitzky. Doch von dieser Idee habe er sich mittlerweile verabschiedet, es wäre einfach zu teuer geworden. Baubeginn soll im Juni sein, die Eröffnung ist für den 1. September geplant. Zeit genug für den Verein, vorher noch das zweite große Ausbauprojekt fertig zu stellen: Das im vergangenen Jahr eröffnete Kletterzentrum soll eine 17 mal 16 Meter große Outdoor-Wand bekommen.

Schon jetzt ein Ausbau? So kurz nach der Einweihung der erst im April 2012 eröffneten und bis jetzt eine Million Euro teuren Halle? Ja, jetzt schon, antwortet Reglitzky. "Es läuft hervorragend, und im Sommer wollen die Leute einfach am liebsten draußen klettern." Pro Monat kommen im Schnitt 1000 Kletterfans in die Halle. Anders als der Vereinschef dachte, will der Großteil von ihnen aber nicht festes Vereinsmitglied werden, sondern lieber zeitlich begrenzte Kurse besuchen oder nur für eine Kletterrunde vorbeikommen. Auch darauf hat Blau-Weiß reagiert und besondere Aktionen wie Nachtklettern für Schulklassen und Ausflugsangebote für Firmen ins Programm genommen.

Rund 370 Quadratmeter Kletterfläche umfasst die neue Wand, die dem Zentrum noch einmal einen Schub geben soll. Bis zu 55 Routen sollen hinzukommen, der Schwierigkeitsgrad reicht von vier bis zehn. Ein Zaun soll verhindern, dass die Außenwand etwa von unbedachten nächtlichen Kletterern besucht wird, die sich möglicherweise in Gefahr begeben. Parallel dazu wird der Hallenboden, der bisher aus normalem Beton bestand, durch einen Bodenprallschutz ersetzt. Unterstützung bei der gesamten Planung gab es wie schon beim Kletterzentrum selbst von der Sektion Hamburg und Niederelbe des Deutschen Alpenvereins (DAV). Der DAV ist es auch, der Blau-Weiß mit einem günstigen Kredit die Investition von rund 100.000 Euro ermöglicht. Ende Mai soll alles fertig sein.

Für Reglitzky ist damit aber nicht das Ende der Fahnenstange erreicht. Ein Flachdach ist noch als Reserve frei - falls also in einigen Jahren eine weitere Halle benötigt wird, könnte sie auf dem hinteren Bereich des Sportzentrums entstehen. Und auch für neue Trends bleibt Blau-Weiß offen, eventuell soll bald zum Beispiel auch Boules angeboten werden, die französische Boccia-Variante. "Man muss immer wieder sehen, was sie Leute wollen", sagt er. Die Apotheke Blau-Weiß hat noch genügend Platz in ihrem Warenlager.