Hansestadt und Studierende der Uni machen Besucher mobil. Bezirk Harburg kommt in Bemühungen kaum vorwärts.

Lüneburg/ Harburg . Harburg hat den Wunsch, in Lüneburg geht er in Erfüllung: Die Deutsche Bahn (DB) zieht mit ihrem Verleihsystem "StadtRAD" in die Universitätsstadt und bietet ab dem Frühjahr 50 Mieträder an fünf Stationen an. Um das Angebot zu finanzieren, zahlen Hansestadt und Leuphana Universität insgesamt fast 50.000 Euro im Jahr dazu.

Lüneburger Initiatorin des Coups ist Tanja Mühle. Als Sprecherin des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) hat sie das Projekt maßgeblich vorangetrieben und betreut. Ein Jahr ist es her, dass es ein erstes Gespräch gab - gestern haben die Beteiligten die entscheidenden Unterschriften unter die Verträge gesetzt.

Und das haben Stadtverwaltung, Universität und Bahntochter DB rent GmbH vereinbart: An den drei Leuphana-Standorten sowie am Bahnhof und am Marktplatz bauen Universität und Rathaus auf eigene Kosten Verleihstationen auf. Die DB stellt 50 rote Verleihfahrräder. Für Studenten ist die einmalige Anmeldung kostenlos, alle anderen zahlen fünf Euro. Danach sind die ersten 30 Minuten kostenfrei, darüber hinaus fallen acht Cent pro Minute an, für Bahncard-Inhaber sechs Cent.

Angelegt ist das Projekt zunächst auf drei Jahre, danach wird abgerechnet. Ein Problem für die DB rent wird sein, dass nach den Anmeldungen voraussichtlich kaum Einnahmen in die Kasse kommen, da in der Kleinstadt Lüneburg so gut wie alle Ziele innerhalb einer halben Stunde zu erreichen sind.

Mit 24.000 Euro jährlich bezuschusst die Stadt das Plus an Mobilität und Flexibilität für Bürger und Touristen. "Wir versprechen uns davon auch eine Entlastung des Busverkehrs", sagt Dezernent Markus Moßmann. Ulrich Löb (Grüne) nennt die Investition in Zeiten von Entschuldungspakt und Beschränkung freiwilliger Leistungen "gut angelegtes Geld". Die Leihräder könnten einen Teil der Lücken schließen, die das Busnetz am Abend und am Wochenende aufweist. Die Initiatorin selbst ist stolz, dass die Studierendenschaft so klar hinter dem Vorschlag von AStA und Studierendenparlament (Stupa) stand. "70 Prozent haben in einer Urabstimmung dafür gestimmt, den Semesterbeitrag für das StadtRAD um 1,50 Euro zu erhöhen", sagt sie. Ebenfalls 24.000 Euro zahlen die Studenten über ihren Semesterbeitrag jährlich zum "StadtRAD" dazu - für Vize-Präsident Holm Keller ein einmaliger Vorgang: "Die Studierenden schaffen eine Umlage für eine Infrastruktur, die allen Bürgern zugute kommt."

Eine Umlage, ohne die es wohl kaum zu einem Verleihsystem in Lüneburg gekommen wäre - hatte sich die Stadt doch bereits seit Jahren erfolglos darum bemüht. "Die Situation in Lüneburg ist ideal", sagt Anke Borcherding von der Bahn. "Wir brauchen Akteure vor Ort, die das Projekt wollen und Geld dafür in die Hand nehmen." Gerade die kommunale Unterstützung sei wichtig.

"Ich finde das Gelingen des Stadtrad-Projekts in Lüneburg super", sagt Jürgen Heimath, Vorsitzender der SPD-Fraktion in der Bezirksversammlung Harburg. Er hofft darauf, dass im Bezirk Harburg künftig gemeinsam mit der Hamburger Hochbahn AG ebenfalls ein Fahrradverleihsystem in Gang gebracht werden kann. Am Harburger Bahnhof könnte ein sogenannter Mobilitäts-Service-Punkt (MSP) eingerichtet werden. Der erste MSP entsteht derzeit beim S- und U-Bahnhof Berliner Tor. Langfristig soll in jedem der sieben Hamburger Bezirke zunächst nur ein MSP mit Fahrrädern sowie Leihfahrzeugen von car2go und Europcar geschaffen werden.

Jürgen Heimath: "Unser Wunsch ist es, mit der Hochbahn die Entwicklung voran zu bringen. Ich bin der Auffassung, dass wir endlich den Anfang hinbekommen müssen. Über weitere Mobilitäts-Service-Punkte lässt sich danach immer noch verhandeln. Den Lüneburgern gönne ich ihren Erfolg."

Die Hamburger Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation (BWVI), die das 2009 gestartete Projekt Stadtrad zusammen mit der Bahn erfolgreich betreibt, würde nach den Worten von Sprecherin Helma Krstanoski das System gern weiter ausbauen. Krstanoski: "Der Senat wünscht den Ausbau, doch es mangelt an der Finanzierbarkeit, und der Vertrag mit der Deutschen Bahn AG ist ausgeschöpft." Dass im Bezirk Harburg bislang das Stadtrad-System nicht eingeführt worden ist, habe weitere Gründe. Krstanoski: "Untersuchungen hatten ergeben, dass das System in Harburg nur mit einem Netz von etwa zehn bis 13 Ausleihstationen funktionieren würde. Minuspunkte für Harburg bringt auch die topografische Bewertung des Stadtteils, der wegen seiner Steigungen weniger gut geeignet erscheint für Radfahrer."