Der bekannte Harburger Anwalt weist vor Gericht den Vorwurf eines überhöhten Honorars zurück

Harburg. Das Verfahren gegen den Rechtsanwalt und Harburger CDU-Politiker Ralf-Dieter Fischer, 64, wegen des Vorwurfs der Untreue vor dem Amtsgericht Harburg ist am Montag ausgesetzt worden. Das Gericht hält es für notwendig, zunächst ein Gebührengutachten bei der Rechtsanwaltskammer Hamburg einzuholen. Fischer soll einem Mandanten ein überhöhtes Honorar, insgesamt 658 Euro zu viel, berechnet haben. Der Prozess wird voraussichtlich in vier bis acht Wochen fortgesetzt.

Der frühere Mandant Fischers, ein 45 Jahre alter Mann aus Neu Wulmstorf, hat am Montag ausgesagt, etwa 5000 bis 7000 Euro mehr Schmerzensgeld erhalten zu haben als er ursprünglich in einem Zivilprozess gegen Fischer genannt hatte. Der sich daraus ergebende neue, höhere Streitwert könnte bei Gericht zu der Erkenntnis führen, dass der bekannte Harburger Rechtsanwalt bei seiner Abrechnung doch nicht zu seinem Vorteil überzogen habe. Fischers Rechtsanwalt Rolf Clement erwartet einen Freispruch. Möglicherweise droht jetzt dem Neu Wulmstorfer, der in dem Verfahren als Zeuge auftrat, selbst rechtlicher Ärger. Ralf-Dieter Fischer wertet die unterschiedlichen Aussagen über die Höhe des Schmerzensgeldes als Prozessbetrug. Ob er deshalb Klage gegen seinen früheren Mandanten erheben werde, lässt der Harburger Rechtsanwalt offen.

Wie kam es zu dem Zerwürfnis zwischen dem bekannten Harburger Advokaten und seinem früheren Mandanten? Nach einem schweren Motorradunfall hatte sich der Neu Wulmstorfer im Oktober 2008 an Fischer gewandt, weil er von seinem Unfallgegner Schmerzensgeld einklagen wollte. Zudem sollte Fischer ihm dabei helfen, Geld von seiner Versicherung einzuklagen. Der Neu Wulmstorfer hatte bei dem Unfall einen Schlüsselbeinbruch, einen Bänderriss und Prellungen am ganzen Körper erlitten. Der Arbeiter in der Autoproduktion bei Daimler war vier Monate arbeitsunfähig.

Die Anwaltskammer habe ihm damals Fischer empfohlen. "Der erste Eindruck war top", sagt der Neu Wulmstorfer. Doch nach mehreren Monaten in dem zähen Versicherungsverfahren kamen ihm Zweifel. Seiner Meinung nach ging alles zu schleppend voran, Geld ging nur in vielen kleineren Beträgen bei ihm ein. Er beauftragte schließlich eine neue Rechtsanwältin. Diese habe ihm gesagt, Fischer habe eine zu hohe Abrechnung gestellt. Der Neu Wulmstorfer wollte sich das nicht gefallen lassen.

Ralf-Dieter Fischer schildert vor dem Amtsgericht ausführlich, wie intensiv er sich um seinen früheren Mandanten gekümmert habe. Immer seien neue Anträge des Neu Wulmstorfers hinzugekommen: Boni, die dem Produktionshelfer wegen der schweren Verletzungen entgangen seien. Er habe auch prüfen lassen wollen, ob der Staat ihm nicht zu der Renovierung seines Reihenhauses Handwerker bezahlen müsse. Insgesamt 150 Seiten umfasse die Akte für seinen damaligen Mandanten. Das zeige, dass es sich um keinen einfachen Fall gehandelt habe. Ralf-Dieter Fischer: "Sogar eine höhere Gebühr wäre berechtigt gewesen."