Auf dem Gelände des Freilichtmuseums am Kiekeberg zeigten Händler aus ganz Deutschland den Besuchern ihre Handwerkskunst

Ehestorf. Christin Sell ist 27 Jahre alt. Die junge Kielerin ist beruflich in die Fußstapfen ihres Vaters getreten. Das ist noch nichts Ungewöhnliches. Ungewöhnlich aber ist der Beruf, den Christin Sell erlernt hat. Sie ist Korbmachermeisterin. Ihre dreijährige Ausbildung hat sie in Bayern absolviert. Nur dort, sagt sie, gebe es eine Berufsschule für Korbmacher. Seit vergangenem Jahr nun führt sie mit ihrem Ehemann, den sie in Bayern an der Berufsschule für angehende Korbmacher kennengelernt hat, den Betrieb des Vaters in Kiel.

"Mein Vater hat den Betrieb von meinem Großvater übernommen und wollte eigentlich den Betrieb an seinen Sohn weitergeben. Nur hatte mein Vater zwei Töchter", sagt Christin Sell. Der Ehrgeiz habe sie damals gepackt, als sie vor der Wahl stand, welchen Beruf sie erlernen wollte. So zog sie nach Bayern, um das Körbeflechten zu lernen. Heute sei sie Inhaberin der letzten Korbflechterei in Schleswig-Holstein. Gemeinsam mit ihrem Mann und ihren Körben stand sie am Wochenende auf dem Kunsthandwerker Markt im Freilichtmuseum am Kiekeberg. Die Geschäfte daheim und auf den Märkten laufen gut, erklärt die Frau aus Kiel. Das Erfolgsrezept für den kleinen Betrieb sei, so sagt Christin Sell, zum einen die Qualität der Waren, zum anderen aber die Flexibilität ihres Zwei-Mann-Unternehmens. "Früher brauchten die Leute Einkaufskörbe, die ein Leben lang hielten, Baby- und Wäschekörbe. Heute ist ein wichtiges Standbein unseres Betriebes die Gartenkunst. Der Vorteil eines kleinen Betriebes ist es, schnell und flexibel auf die Wünsche der Kunden eingehen zu können. Inzwischen stellen wir mehr Gartenschmuck her, und der hält nicht ewig", erklärt Sell. Ein weiteres, wichtiges Standbein der Korbmacherei sei die Stuhlflechterei, das könne, so Christin Sell, kaum noch jemand. Während der kleine Betrieb in Kiel vorwiegend von der Stammkundschaft lebt, profitierten die Korbmacher aus Kiel an diesem Wochenende von der Laufkundschaft am Kiekeberg. Reißenden Absatz fanden unter anderem die aus Weiden geflochtenen Beetbegrenzungen für den Garten.

Im Agrarium hatte Anne Hermann Remmé aus Ladbergen ihren Stand und eine kleine Werkstatt aufgebaut. Die diplomierte Grafik-Designerin arbeitet ausschließlich mit Murano-Glas aus Italien. Zu Hause betreibt sie einen Online-Shop und gibt Kurse. Ansonsten bringt sie ihre Ware, bunte Glaskugeln, die als Ringe, Anhänger oder Ketten getragen werden, auf Kunsthandwerkermärkten unter das Volk. "Mir fiel irgendwann vor Jahren ein Katalog über Glasperlen in die Finger. Im Internet habe ich dann recherchiert und einen Kursus gefunden. Als ich abends nach dem Kursus nach Hause kam, hatte ich im Kofferraum meines Autos die komplette Ausrüstung. Damit fing alles an", sagt die geborene Pfälzerin.

Das schönste an ihrer Arbeit sei, sagt sie, "dass ich in Form und Farbe völlig frei bin, das zu tun, was ich möchte. Während sie an ihrem Bunsenbrenner die bunten Murano-Glas Stangen erhitzt und formt, beantwortet sie gerne auch die Fragen ihrer Zuschauer.

Sie habe festgestellt, sagt Anne Hermann Remmé, dass es besser sei, zu den Leuten zu gehen, als darauf zu warten, dass ein Kunde im Laden erscheine. Aus diesem Grund verzichtet sie darauf, ein eigenes Geschäft aufzumachen. Lieber besucht sie die Handwerkermärkte.

Ihr Nachbar, Rainer Itske aus Süderbrarup, gibt ihr Recht. Der Mann stellt Silberschmuck her. Seine Spezialität: Kunden bringen ihm ihr altes Silberbesteck. Aus alten Löffeln und Gabeln macht Itzke Armreifen, Anhänger, Krawattenklammern und Serviettenringe.