In der Samtgemeinde Tostedt gibt es am Sonntag einen Bürgerentscheid: Abstimmung über den Kita-Standort in der Dieckhofstraße.

Tostedt. Am Sonntag ist Wahltag. Von 8 bis 18 Uhr entscheiden die Bürger aus der Samtgemeinde Tostedt, ob die geplante Kita an der Dieckhofstraße gebaut werden soll, oder ob der Gemeinderat kurzfristig neue Vorschläge erarbeiten muss, wie die dringend benötigten Kinderbetreuungsplätze im Einzugsgebiet geschaffen werden sollen. Eine Podiumsdiskussion, zu der sich knapp 185 Gäste in der Schützenhalle einfanden, sollte vorab noch einmal alle Standpunkte verdeutlichen und offenen Fragen klären.

Zwei Stunden waren für den offenen Schlagabtausch offiziell angesetzt. Samtgemeindebürgermeister Dirk Bostelmann und Moderator Andreas Kurth waren sicher, dass danach alles gesagt sein würde. Und auch Christa Biermann, die sich als Befürworterin des Bürgerentscheids an der Diskussion im Podium beteiligte, betonte: "Ich muss sagen, ich bin froh, dass am Sonntag endlich entschieden wird. Es wird Zeit, dass wir das Thema abschließen. Die Wiederholung ist zwar ein pädagogisches Mittel, aber irgendwann ist es genug."

Tatsächlich gab es keine wesentlichen Neuigkeiten, die die Diskussion um den Standort Dieckhofstraße noch einmal neu entfacht hätte. Im Wesentlichen brachten die Befürworter und Gegner die bekannten Argumente zur Sprache, lobten oder kritisierten Verwaltung und Politik und nutzten zudem die Gelegenheit, Gegenvorschläge zur laufenden Planung einzubringen. Der Standort Düvelshöpen (Alte Kleinbahn), eine gemeindeeigene Freifläche mit 22.367 Quadratmetern, wird derzeit von den Dieckhof-Kritikern befürwortet. Bostelmann wies aber darauf hin, dass diese Fläche einer Schulerweiterung vorbehalten werden soll. "Außerdem sind die Anwohner dort von ihrem Vorschlag auch nicht sonderlich begeistert. Mit dem Unterschied, dass da 20-mal so viele wohnen, wie in der Dieckhofstraße." Eine schnelle Einigung hält er deshalb für schwierig. Darüber hinaus gebe es einen Grundsatz-Beschluss, dass Kindertagesstätten neben Grundschulen zu bauen seien. "Und auch das wäre da nicht möglich."

Ein Hauptargument der Kritiker gegen den Kita-Bau in der Dieckhofstraße ist, dass der Schulhof wesentlich verkleinert werde, sodass jedem Kind statt jetzt 70 Quadratmetern Fläche nur noch 30 zur Verfügung stünden. "Sie dürfen bei den Planungen nicht vergessen, dass die Dieckhofschule eine besondere Schule ist. Die Klassenräume sind sehr klein, wir haben keine Aula. Die Kinder brauchen also in Relation einfach mehr Platz für die Pausen", sagte ein Vertreter des Elternrates.

Auf die Frage, warum denn das Betreuungsangebot unbedingt in Tostedt entstehen müsse und nicht in den Mitgliedsgemeinden, sagten Bostelmann und sein Vertreter Stefan Walnsch, dass eben der Großteil der Eltern, die einen Platz für ihren Nachwuchs benötigen, im Kernort leben. "Wenn es in den Gliedkommunen darüber hinaus Bedarf an weiteren Betreuungsplätzen gibt, werden wir das natürlich in die politischen Beratungen einbringen", so Walnsch.

Die von Zuhörern ebenfalls kritisierte Parkplatzsituation sei schwierig aber lösbar, sagte Walnsch weiter. "Den erforderlichen Stellennachweis für eine Baugenehmigung haben wir erbracht, die Parkplatzsituation ist von der Politik hinterfragt worden. Wir haben insgesamt 30 Plätze in unmittelbarer Nähe der Kita ausgewiesen. Das ist nach unseren Erfahrungen an anderen Kita-Standorten ausreichend. Eine Ideallösung werden wir in diesem Punkt nie anbieten können. Denn die Eltern wollen ihre Kinder am liebsten in die Schule reinfahren, ausladen und wieder wegfahren."

Nadja Walpert, Initiatorin des Bürgerbegehrens, wies in ihrem Schlusswort noch einmal darauf hin, dass die Ausmaße des geplanten Kindergartens dem der Kirche entsprächen. Das Gebäude würde zwischen Jugendzentrum und Schule und Sporthalle "gequetscht". "Das geht zu Lasten aller Kinder und Jugendlicher". Sie bat alle Anwesenden abschließend, sich am Sonntag an der Wahl zu beteiligen. Denn für einen Erfolg des Bürgerentscheids würden 5205 gültige Stimmen benötigt.

Übrigens: Wer mit "Nein" stimmt, spricht sich für den Bau der Kita Dieckhofstraße aus. Wer mit "Ja" stimmt, ist gegen das Bauvorhaben. Abstimmungsberechtigt sind alle Bürger der Samtgemeinde, die am Wahltag mindestens 16 Jahre alt und deutsch oder sonstiger EU-Bürger und seit mindestens drei Monaten mit Hauptwohnsitz in der Samtgemeinde gemeldet sind. Weitere Informationen zum Bürgerentscheid gibt es auf der Homepage der Samtgemeinde Tostedt unter www.tostedt.de