Eine Glosse von Andreas Burgmayer

Hatte ich schon erwähnt, dass ich in meiner Heimatstadt Singen am Hohentwiel 1974 in der freien Kategorie zum Lego-Baumeister des Jahres gekürt wurde? Als Fünfjähriger? Weil ich Pippi Langstrumpfs Villa Kunterbunt nachgebaut hatte? Ein nicht unwesentlicher Teil meiner Biografie, der bis heute nachwirkt.

Meine Tochter, 8, ist eher der Typ Bausatz. Einem Karton werden Tüten voller Bauteile entnommen. Dann wird genau das gebaut, was auf der Packung abgebildet ist. Ich versuche, der kleinen Dame beizubringen, dass das eher Ikea-Stil ist und nicht Lego. "Du kannst bauen, was du willst!"

Und mit Blick auf den Katalog ihrer Lieblingsserie "Lego Friends" - kleine Mädchen-Figuren mit Hundesalon, Baumhaus und Schwimmbad - entschloss ich mich, ein Exempel zu statuieren. Mit der inneren Ruhe und Konzentration eines buddhistischen Mönchs, der ein Mandala streut, begann ich, eine dreistöckige Villa für die "Friends" zu bauen - samt Dachterrasse und Treppenhaus. Keine drei Stunden später stand das Häuschen - und ich hatte eine architektonische Dynamik entwickelt, mit der ich den Berliner Großflughafen und die Elbphilharmonie in wahrscheinlich weiteren drei Stunden schlüsselfertig gemacht hätte.

Mein Fehler: Der Tochter gestattete ich in meiner Bauwut lediglich das Anreichen passender Lego-Steine. Ich hatte ihr nichts beigebracht, sondern nur etwas vorgemacht. Ihre Reaktion: "Sehr schön Papa. Das nächste Mal bauen wir aber wieder echtes ,Lego Friends', ja?"