Aktionskünstler Gunter Demnig verlegte zehn Messingplatten. Erstmals sind auch Steine für Menschen verlegt worden, die überlebt haben.

Lüneburg. Der Aktionskünstler Gunter Demnig hat zehn weitere Stolpersteine in Lüneburg verlegt. Die kleinen Messingplatten erinnern an jüdische Lüneburgerinnen und Lüneburger, die zwischen 1933 und 1945 dem nationalsozialistischen Regime zum Opfer fielen. Erstmals sind aber auch Steine für Menschen verlegt worden, die das Dritte Reich überlebt haben. Dafür hat sich Jochen Fischer von der Stolperstein-Initiative Lüneburg eingesetzt.

Auf der Oberseite der Steine sind Namen und persönliche Daten der Frauen und Männer eingraviert. "In Lüneburg wurden seit 2005 bereits 26 Stolpersteine verlegt, davon 22 in der Innenstadt. Sie liegen meist nur wenige Straßen auseinander", sagt Kulturreferent Jürgen Landmann. Demnig kam auf Einladung der Stolperstein-Initiative Lüneburg und der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in die Hansestadt.

Sonja Mengering von der Stadtpressestelle hat Informationen über die Geschichten der Menschen auf den neuen Stolpersteinen zusammengetragen: Die Geschichte des jüdischen Ehepaares Max und Thekla Marcus zum Beispiel erzählen zwei kleine Gedenktafeln vor dem Wohnhaus Am Schifferwall 3. Sie wurden 1943 und 1942 in die Konzentrationslager Auschwitz und Riga deportiert und dort ermordet.

Die Geschwister Paula, Albert und Selma Horwitz wohnten Auf dem Kauf 13. Paula Horwitz wurde 1941 nach Minsk deportiert und ermordet, Albert Horwitz überlebte die NS-Zeit in Lüneburg, Selma Horwitz konnte in die USA fliehen.

An die jüdische Familie Kapp erinnern vier Stolpersteine vor dem heutigen Hotel Bargenturm, Vor der Sülze 1. Heinrich Kapp flüchtete 1933 mit Frau und Kindern nach Frankreich, wurde 1942 verhaftet und bei Toulouse interniert. Von dort aus wurde er vermutlich nach Deutschland deportiert und später in einem Konzentrationslager ermordet.

Seine Frau Sophie sowie die Kinder Hanna Josephiene und Manfred Siegbert wurden kurz nach Kapps Verhaftung ebenfalls interniert, aber einige Monate später wieder entlassen. Kurz vor dem Ende der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft wurde Sophie Kapp bei einer Kontrolle verhaftet und nach Deutschland deportiert. Sie starb nach der Befreiung des Konzentrationslagers Bergen-Belsen, in dem sie gefangen war, an Typhus. Ihre beiden Kinder überlebten die Nazizeit und emigrierten in die USA.

Marie Klijnkramer arbeitete zwischen 1938 und 1939 als Hausmädchen in Lüneburg. Die Gedenktafel vor dem Gebäude in der Bardowicker Straße 4 soll an ihre Flucht über Hannover in die Niederlande erinnern. Dort wurde sie ein Jahr vor Kriegsende interniert und kurze Zeit später in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert, wo sie ermordet wurde.

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