Machbarkeitsstudie für Brücke über Bundesstraße und Bahngleise. Vier mögliche Standorte werden in dem Gutachten beleuchtet.

Harburg. Harburgs Innenstadt und das aufstrebende Binnenhafen-Stadtviertel gehören zusammen. Und doch sind Binnenhafen und Stadtzentrum durch Straßen und Bahngleise derart voneinander getrennt, dass es fast undenkbar erscheint, beide Stadtgebiete wieder miteinander zu verbinden. Nach zahlreichen Gedankenspielen gibt es nun allerdings einen ersten echten Vorstoß, die Überwindung von Straßen und Schienen etwas konkreter planen zu können. Ende vergangenen Jahres hatte das Harburger Bauamt noch 30.000 Euro übrig. Mit dem Geld konnte der Stadtplanungsausschuss zwei bereits 2011 von SPD und Grünen gestellte Anträge umsetzen und eine Machbarkeitsstudie in Auftrag geben. In der Sitzung des Stadtplanungsausschusses am Donnerstag, 28. Februar, 18 Uhr, Rathaus, wird ein Gutachter die Ergebnisse einer ersten Untersuchungsstufe vorstellen. Vier Büros waren von der Verwaltung angeschrieben worden, zwei hatten Vorschläge eingereicht.

Vier mögliche Standorte einer bislang als "begrünte Landschaftsbrücke" gedachten Verbindung werden in dem Gutachten beleuchtet. Dabei haben die beiden westlichsten Querungsbereiche vom Schwarzenbergpark zur Blohmstraße sowie vom Wallgrabenquartier zum Kaufhauskanal die geringsten Chancen auf Verwirklichung, da in diesem Abschnitt bereits die Seehafenbrücke und der Fußgängertunnel Neue Straße/Harburger Schloßstraße existieren. Bessere Aussichten für eine neue, zusätzliche Fußgängerquerung haben die Standorte Schlossmühlendamm/Harburger Schloßstraße (die ursprüngliche Straßenverbindung) sowie der Abschnitt Hans-Fitze-Haus/Schellerdamm. Gutachter nehmen inzwischen auch einen gewissen Abstand von einer breiten Landschaftsbrücke und raten zu einer das Stadtbild weniger erdrückenden Konstruktion. Eine schlanke Fußgängerbrücke wird vorgeschlagen, nach dem Vorbild der Dag-Hammarskjöld-Brücke (benannt nach dem UN-Generalsekretär), die seit 1962 beim Dammtorbahnhof/Stephansplatz steht.

Von einer breiten Landschaftsbrücke rät nun auch der Stadtplanungs-Professor Jürgen Pietsch von der Hamburger Hafencity Universität ab. "Eine begrünte Brücke gehört für Wildwechsel in den Wald aber nicht in die Stadt. Sie wäre auch nur unnötig teuer", sagt er. Pietsch hatte vor drei Jahren zu dem Thema allerdings einen noch viel gewaltigeren Brückenbau-Entwurf für den Standort Schwarzenberg-Park/Blohmstraße vorgestellt. In dem Bau hätte er allerdings auch einen "Wissenspark" als Ableger der Technischen Universität unterbringen wollen.

Bereits in dem Mitte 2009 vorgestellten Buch "Harburg Vision 2020/50" forderte der Wirtschaftsverein für den Hamburger Süden einen "Bypass" zum Überwinden von Bundesstraße 73 (Buxtehuder Straße) und den Gleisen der Unterelbebahn (Harburg-Cuxhaven). In dem Visions-Buch wird neben der Überwindung der Straße/Bahn-Barriere auch angeregt, den Wohnungsbau im Bereich der Innenstadt und des Binnenhafens anzukurbeln. Gefordert wurde in dem Zusammenhang ein Masterplan für die Entwicklung der Innenstadt. Der ließ auch nicht lange auf sich warten.

Etwas konkreter wurde dann in dem 2010 im Auftrag von Bezirksamt und Süderelbe AG vom Büro Elbberg ausgearbeiteten Masterplan City Harburg die sogenannte Landschaftsbrücke beschrieben, die breitflächig die B73, die Bahngleise und die Straße Karnapp am Standort Großer Schippsee (Hans-Fitze-Haus) und Schellerdamm/Binnenhafen bogenförmig überspannen sollte. Eine derartige Landschaftsbrücke findet inzwischen nicht nur wegen der zu erwartenden hohen Baukosten weniger Zuspruch in der Verwaltung, sondern auch, weil unter einer so breiten Brücke ein dunkler, tunnelartiger Bereich entstehen würde. Deshalb der Trend zur schlanken Fußgängerbrücke mit langen Zu- und Abfahrtsrampen für Rollstuhlfahrer.

SPD-Fraktionsvorsitzender Jürgen Heimath erinnert in dem Antrag von Mai 2011 daran, dass es keine realistische Alternative zu einer Brücke gibt. Vorherige Untersuchungen hatten ergeben, dass es technisch nicht möglich ist, die Bahngleise unterhalb des Straßenniveaus durch einen Tunnel zu führen. Allenfalls eine Troglösung auf halber Höhe wäre denkbar gewesen. Schwere Güterzüge, die auf der Strecke unterwegs sind, könnten die Steigung vom Tunnel zum Harburger Bahnhof nicht bewältigen. Heimath: "Und auch der Bau eines Bahntunnels für den Güterverkehr durch die Haake wäre keine wirkliche Lösung, weil damit für die weiter auf der Unterelbestrecke fahrenden Personenzüge die Gleise liegen bleiben müssten. Und der Haake-Tunnel würde vermutlich bis zu einer Milliarde Euro kosten."

In der Sitzung des Stadtplanungsausschusses wird auch die IBA GmbH als künftige Entwicklerin und Vermarkterin für die Wohnungsbaugebiete Elbmosaik und Röttiger Kaserne vorgestellt. Bislang lag die Arbeit weniger erfolgreich in Händen der Finanzbehörde und der HSH-Nordbank..