Rund 1500 Menschen aus der Metropolregion Hamburg besuchten die Messe, die über die Themen Wellness und Esoterik informiert.

Hittfeld . Ein Achat für 22 Euro soll Andrea Winkler, 49, auf dem Weg zu einem gesünderen Leben stärken. "Das ist ein ganz tolles Teil, ein Brasilianer", sagt Kerstin Hintz, die Chefin des Heilsteine- und Mineralienladens "Glücksgefühle" und überreicht Andrea Winkler den zehn mal fünf Zentimeter großen Stein in einer kleinen Plastiktüte. "Dieser Achat hat mich angesprungen", sagt die Käuferin in der Burg Seevetal. "Mineralien kauft man nach Gefühl, und dieser Stein wollte zu mir. Ich werde ihn am Hals tragen."

Die Burg Seevetal in Hittfeld war am Sonnabend und Sonntag fest in den Händen von Menschen, die Heilung versprechen und Menschen, die Heilung suchen. Rund 1500 Frauen und Männer aus der Metropolregion Hamburg kamen zur "Erlebnismesse Lebensquell". Auf dem Parkplatz vor der Burg war kaum ein Platz zu finden. Die Autos hatten Kennzeichen wie WL, HH, LG, STD, ROW, UE, OD und SE. Die Themen der Messe reichten von Massagen, Klangmeditation und Homöopathie über Edelsteine und Astrologie bis zu Feng Shui, Craniosacral-Therapie und Aura Soma. 60 Aussteller begrüßten vor allem Frauen und deutlich weniger Männer, die meisten im Alter von 40 bis 60 Jahren.

"Wir haben in der Tat hier einen deutlichen Frauenüberschuss", konstatierte Veranstalter Holger Zarncke, der jetzt schon seit zehn Jahren mit "Lebensquell" in die Burg Seevetal kommt. Seine Analyse: "Zu uns kommen Menschen, die sich neu orientieren wollen, weil sie sich von der herkömmlichen Medizin nicht mehr richtig gesehen fühlen. Bei uns sind sie auf der Suche, sich auf ganzheitlicher Ebene behandeln zu lassen."

Auf der Suche ist auch die Achatkäuferin Andrea Winkler aus Schenefeld. Seit ihrer Ausbildung hat sie als Arzthelferin gearbeitet. Dann spürte sie: "Ich habe mich bei der Arbeit nicht mehr wohlgefühlt. Ich merkte, dass der Beruf nicht mehr zu mir gehört. Jetzt strukturiere ich mein Leben um. Der Stein wird mir Schutz, Geborgenheit und Sicherheit geben und mir helfen, den richtigen Weg zu finden."

Andrea Winkler spricht an diesem Tag ganz offen über sich selbst: "Meine Probleme haben sich auf der körperlichen Ebene gezeigt." Sie fing an, Reiki-Kurse zu machen und sich und anderen mit Energieübertragung durch Handauflegen zu helfen. "Jetzt tue ich erst einmal mir selbst etwas Gutes und dann kommen die anderen dran."

Andrea Winklers Schwägerin Kerstin Zeug, 50, aus Hamburg-Iserbrook erklärt Reiki so: "Stellen Sie sich vor, ich bin ein Kanal und kann dadurch die Energie über die Hände zu Ihnen bringen. Die Energien bewirken, dass etwas passiert, und wenn es nur Entspannung für den zu Behandelnden ist."

In Zukunft möchte die Achatkäuferin Andrea Winkler "bewusster leben und vielleicht etwas Esoterisches machen." Zurzeit, sagt die Schenefelderin, sei alles "spannend" - sie wolle "offen sein für die Geschenke des Universums. Ich möchte weg von diesem Schnellen und Hektischen. Ich möchte einfach bewusster leben". Andrea Winklers Kinder sind ausgezogen, das war ein großer Einschnitt. Verheiratet ist sie seit 25 Jahren - daran möchte sie nichts ändern. "Mein Mann ist ein guter Zuhörer, aber er teilt nicht unbedingt meine Meinung. Trotzdem lässt er mich meinen Weg gehen."

Zu den jüngsten Besucherinnen gehören Jennifer, 28, aus Marxen und ihre Freundin Andrea, 31, aus Harburg. Beide wolle ein "Aurafoto" von sich machen lassen. Das Aurafoto zeichne den Zustand des momentanen Energiekörpers auf, sagt Andrea, und gebe Auskunft über Stärken und Schwächen.

Auch Andrea aus Harburg hat sich einen Heilstein gekauft, einen Lapislazuli. Für wen er ist, möchte sie nicht sagen, er diene der "Stärkung". Jennifer hat für sich selbst einen Stein gekauft. Er solle zu "Ausgeglichenheit und Kraft" verhelfen. Jennifer ist Shiatsu-Praktikerin und "Hot-Stone-Masseurin". Sie massiert mit heißen Lavasteinen, die kommen in ein 60 Grad heißes Wasserbad.

Am Stand von Ulrike Goslar, 45, aus Buchholz geht es um meditative Klänge. Frau Goslar ist Hausfrau und Klanganwenderin. Sie berührt Klangschalen aus Quarz mit einem Schlegel, der mit Wildleder überzogen ist. Das erzeugt beruhigende Klänge, die an das Leben der Buddhisten in Asien erinnern. "Die Klänge bewirken Ausgleich und Balance", sagt Ulrike Goslar, "Sie berühren nicht das Denken, sondern wirken direkt. Man fühlt sich harmonisiert. Menschen können ohne Worte in den meditativen Zustand hineingleiten."

Nicole Beggerow, 37, aus Wandsbek kommt an Ulrike Goslars Stand. Die Frauen kennen sich nicht, duzen sich aber gleich. Auch Nicole Beggerow arbeitet mit Kristall- und Metallklangschalen. Sie macht Klangmeditationen für sich selbst und für andere.

Auf ihrer Visitenkarte nennt sich die Wandsbekerin Nicole Neele Shari'el'Nada Beggerow. "Der Zwischenname ist mein Ursprungsname aus der geistigen Welt", sagt die 37-Jährige. "Er hat die Bedeutung, das ich eine mütterliche und liebevolle Energie habe." In ihrer Freizeit widmet sie sich auch "Deeksha" - einer Liebesenergieübertragung, die Blockaden lösen und das Herz öffnen könne - und der "Soul Body Fusion" - sie solle bewirken, dass die Seele wieder in den Körper komme und der Mensch zentriert bei sich sei und das Herz öffne. In ihrem Arbeitsleben ist Nicole Beggerow Sozialversicherungsfachangestellte. Ida Rafalko, 50, aus Hanstedt, gebürtig in Polen, bietet an diesem Tag "Chakra Cleaning und Energiearbeit" an. Sie könne durch die Energie, die durch ihre Hände ströme, Selbstheilungskräfte mobilisieren und Rücken- und Kopfschmerzen lindern, sagt die Inhaberin der Massagepraxis "Ida". Ihre Kundschaft muss aber vor jeder Behandlung folgenden Satz zur Kenntnis nehmen: "Es werden in mir keine falschen Hoffnungen auf Heilung erweckt, denn es werden keine Versprechen dieser Art gegeben."