Konkurrenz in Buchholz ist groß, entscheiden ist ein klares Stiftungsziel. Ist die Existenz der Stiftung nicht zu Bürgern durchgedrungen?

Buchholz. Jahrelang hat die Buchholzer Seniorenstiftung alles Mögliche versucht, um bekannter zu werden. Sie hat den Seniorenfitnesspark am Buchholzer Rathaus initiiert und den Tag der Senioren auf die Beine gestellt. "Buchholz tut was für die ältere Generation" - das war die Aussage, die über dem Einsatz der Stadt und ihrer 1996 gegründeten Stiftung stand. Das Ergebnis ist mehr als 16 Jahre später so ernüchternd, dass die Verwaltung der Politik nun die Auflösung der Stiftung nahe legt. Am heutigen Montag wird der Ausschuss für Wirtschaft und Soziales in seiner Sitzung von 18.30 Uhr an über die Angelegenheit beraten, das letzte Wort hat der Stadtrat am 12. März.

"Für mich war es von Anfang an einfach nur erstaunlich", sagt Jan-Hendrik Röhse, seit 2009 Buchholz' Erster Stadtrat und zugleich Geschäftsführer der Seniorenstiftung. Es hätten kaum Anträge vorgelegen, die Stiftung wusste quasi nicht, wen sie mit ihren Erträgen überhaupt unterstützen soll. Andererseits seien auch wenig neue Zustiftungen zu dem Kapital, das heute bei rund 108.000 Euro liegt, hinzugekommen. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren waren es 99.000 Euro. Für Röhse ergab sich die absurde Situation, dass er als Geschäftsführer zum Telefon greifen und herumfragen musste, wer denn wohl etwas von den zwar kargen, aber dennoch vorhandenen Finanzmitteln der Seniorenstiftung abhaben wolle. Niemand schien das Geld nötig zu haben.

Geht es den Senioren der Stadt etwa zu gut? Oder war die Existenz der Stiftung in all den Jahren ihres Bestehens nicht zu den Bürgern durchgedrungen? Röhse wiegt den Kopf. Letzteres sei wohl am ehesten der Fall, sagt er. Hinzukomme, dass es mit der Hospiz-Stiftung und vor allem mit der Germuth-Scheer-Stiftung gleich zwei Institutionen gebe, die in Konkurrenz zur Seniorenstiftung stünden. Sowohl in der Akquise als auch in der Verteilung der Mittel. Obwohl die Hospiz-Stiftung offiziell in Tostedt beheimatet ist, unterstützt sie das Buchholzer Hospiz. Und die 1993 gegründete städtische Germuth-Scheer-Stiftung hat mit der Seniorenbegegnungsstätte in Holm-Seppensen einen ebenso greifbaren Stiftungszweck. Ihr Stiftungskapital liegt derzeit bei stattlichen 605.000 Euro.

Aus Sicht des Ersten Stadtrats ist es nicht zuletzt aufgrund des derzeit niedrigen Zinsniveaus am Kapitalmarkt nicht vertretbar, mit der Germuth-Scheer- und der Seniorenstiftung zwei Stiftungen mit ähnlich gelagertem Zweck zu unterhalten. Er empfiehlt deshalb, letztere aufzulösen und das Kapital in die Germuth-Scheer-Stiftung zu überführen.

Als Lehre könne er daraus ziehen, dass Stiftungen vor allem dann erfolgreich sind, wenn sie einen klar umrissenen Zweck haben, sagt Röhse. "Der Begriff Seniorenstiftung ist einfach keine eindeutige Definition." Aus diesem Grunde habe sich die Verwaltung im vergangenen Jahr auch gegen den Antrag der Buchholzer Liste ausgesprochen, eine Bürgerstiftung zu gründen, fügt er hinzu. Der Begriff Bürgerstiftung sei ebenso schwammig, kaum einer könne damit etwas anfangen. Dass aber selbst ein klarer Zweck nicht immer der Weisheit letzter Schluss ist, macht das Beispiel der Dr.-Heinz-Wilhelm-und-Marianne-Frölich-Stiftung deutlich. Sie wurde im Jahr 2005 gegründet und besitzt ein Kapital von knapp 90.000 Euro, dessen Zinserträge für kranke Tiere, die eine Operation benötigen, und den Buchholzer Tierschutzverein verwendet werden. "Ich habe gedacht, dass es mehr Unterstützung gibt", zieht Marianne Frölich nach sieben Jahren eine wenig positive Bilanz. Die finanzielle Lage sei äußerst schlecht, mitunter kämen im Monat lediglich zehn oder 15 Euro rein. Auch sie habe immer wieder versucht, die Stiftung etwa mit einem Stand auf dem Stadtfest bekannter zu machen. Doch ohne Erfolg. Für Tiere sei die Spendenbereitschaft vermutlich generell geringer als für Menschen, vermutet sie.

Mit dieser Vermutung könnte sie mit Blick auf die Kinderstiftung der St.-Paulus-Gemeinde, neben der im vergangenen Jahr gegründeten Stiftung der Zukunftswerkstatt die fünfte der in Buchholz beheimateten Stiftungen, Recht haben. "Wir stehen gut da", sagt Sigrid Simon vom Stiftungsvorstand. Das Kapital liege bei rund 200.000 Euro, es gebe viel Unterstützung direkt aus der Kirchengemeinde und der Pastor sei sehr rührig. Zwar hätte sie 2008/09 einen kleinen finanziellen Einbruch zu verzeichnen gehabt, aber momentan sehe es wieder besser aus.