Der Brennstoffhändler an der Wetternstraße in Harburg hält an Tradition fest. An Brennstoff-Alternativen ist Holz auf dem Vormarsch.

Harburg. Noch ist Winterzeit, Nächte sind frostig, und bis zum Beginn des kalendarischen Frühlings müssen wir uns noch knapp einen Monat gedulden. Wer in seinen vier Wänden nicht frieren möchte, wird auch in der Übergangszeit noch heizen müssen. Heizen ist für viele von uns wegen hoher Öl- und Gaspreise zu einem Reizwort geworden. An Brennstoff-Alternativen ist Holz auf dem Vormarsch, das im Kachelofen oder im Kaminofen verfeuert werden kann und wohlige Wärme liefert. Aber auch die gute alte Kohle ist noch nicht aus dem Rennen.

In Harburg betreibt Brennstoffhändler Uwe Hensel in der Wetternstraße 7 sogar noch einen der letzten Lagerplätze für Kohle in der Stadt. Da liegen alle gängigen Kohlesorten in 25 Kilogramm-Plastiksäcken vorrätig herum und können von Selbstabholern direkt in den Kofferraum des Autos geladen werden, auch Schmiedekohle für Kunstschmiede. Die Auslieferung von Kohle an Kunden hat Hensel vor einem Jahr eingestellt, weil die verkaufte Menge den Einsatz eines Lastwagens nicht mehr lohnt.

Bei den Festbrennstoffen sind Briketts in 25-Kilo-Gebinden noch am meisten nachgefragt. Kaminholz und Anmachholz wandern ebenfalls in den Kofferraum der Abholer. Hensel: "Es kommen sogar einige Leute, die sich Kaminholz von hier mitnehmen, um es in Dänemark oder Schweden in ihrem Ferienhaus zu verfeuern." Ebenfalls ein Dauerläufer im Brennstoffhandel ist das in Stahlflaschen unterschiedlicher Größe abgefüllte Propangas, mit dem vom Grill bis zum Werkstattofen unterschiedlichste Geräte befeuert werden können. Den Hauptumsatz macht der Brennstoffhändler mit Heizöl. Drei Tankfahrzeuge mit 5000 bis 30.000 Liter sind täglich in Hamburg und Umgebung unterwegs. Der Betrieb zählt vier Beschäftigte. Die bequeme Bedienung und der weitgehend automatische Betrieb moderner Öl- und Gasheizungen gehören zum heutigen Leben. Aber die Abhängigkeit von Öl und Gas hat auch ihren Preis. Verbraucher beklagen die immensen Kostensteigerungen während der vergangenen Jahre.

Und einige Haus- und Wohnungsbesitzer haben deshalb nach anderen Möglichkeiten Ausschau gehalten und sich einen Kaminofen oder Kachelofen zusätzlich zur Zentralheizung einbauen lassen. Uwe Hensel: "Festbrennstoffe haben mittlerweile zwar auch ihren Preis, aber es lassen sich im Mix schon die Gesamtkosten reduzieren. Moderne Öl- und Gasheizungen sind häufig so geregelt, dass sie ihre Temperatur schon in den Abendstunden absenken. Wer es dann auch nachts noch kuschelig haben möchte, zündet gern das Feuer im Kaminofen an. Die Glut von Holz oder Briketts wärmt dann meistens noch bis zum nächsten Morgen.

Was den Kohlebrennstoff angeht, da macht dem 80-jährigen Uwe Hensel so schnell keiner etwas vor. Er hat den Beruf des Brennstoffhändlers von der Pike auf gelernt. In erster Linie war seine 1948 bei Otto A. Müller am Speersort in Hamburg angefangene zweieinhalbjährige Berufsausbildung zum Groß- und Einzelhandelskaufmann zwar ans Büro gebunden, aber Hensel wollte auch die gewerbliche Seite kennenlernen. "Im Urlaub war ich in Essen in der Zeche "Glückauf" bis zu 1500 Meter unter Tage und habe den Kohlebergbau selbst erlebt", sagt er. Und bei einem weiteren Praktikum lernte er im Gaswerk in Krefeld die Verarbeitung von Kohle zu Stadtgas kennen. Während der Lehrzeit bei Müller packte Hensel auch im Kohlenlager in Altona mit an, war auf dem Ladekran dabei, wenn die Fischdampfer für ihre Dampfkessel Kohle an Bord luden.

Hensel arbeitete nach der Lehre weiter im Brennstoffhandel, belieferte unter anderem den Harburger Händler Carl Beier an der Wetternstraße. Als der seinen Betrieb 1964 verkaufen wollte, übernahm Hensel und hat den Sprung in die Selbstständigkeit bis heute nicht bereut. Sohn Markus leitet seit 2002 die Geschäfte. Der Vater ist noch als Berater gelegentlich im Büro. Im kommenden Jahr wird 50-jähriges Bestehen gefeiert.