60 Beamte kontrollieren an zwei Tagen insgesamt 425 Fahrzeuge im Landkreis Harburg. Die Polizisten sind auf der Suche nach Einbrechern.

Maschen. "Halt Polizei!" - um 16.40 Uhr ist die Fahrt für den Fahrer eines weißen Renault trafic an diesem Donnerstagnachmittag erst einmal vorbei. Eine Polizistin hat den Mann gerade von der Winsener Straße auf den Pendlerparkplatz neben der Aral-Tankstelle, unweit der A 39-Abfahrt Maschen, gewiesen. Jetzt muss der Mann mit Migrationshintergrund einem Beamten seinen Pass, seinen Führerschein und seinen Kraftfahrzeugschein zeigen.

Zwölf Beamte sind an diesem Tag von 15.30 bis 21 Uhr auf dem Pendlerparkplatz im Einsatz. Sie gehören damit zu einem Team von 60 Beamten der Polizeiinspektion Harburg und der Bereitschaftspolizei in Lüneburg, die an sechs Kontrollstellen entlang der Autobahnen 39 und 7 ihr Augenmerk auf Fahrzeuge richten, die nach den Erkenntnissen der Ermittler des Zentralen Kriminaldienstes "bei Einbrüchen immer wieder eine Rolle spielen".

Und Wohnungs- und Hauseinbrüche gibt es viele im Landkreis Harburg. "Allein im Jahr 2012 waren die Täter im Landkreis Harburg mehr als eintausend Mal am Werke", sagt der Einsatzleiter, Polizeirat Wilfried Reinke. "Im Vergleich zu den Vorjahren ist das eine deutliche Steigerung. Auch in diesem Jahr liegen die Einbrüche bislang leider wieder auf einem hohen Niveau."

Der Fahrer des Renault trafic muss derweil seine Hintertüren öffnen. Seine zwei Mitfahrer, auch sie mit Migrationshintergrund, bleiben im Wagen sitzen. Zwei Beamte observieren den Inhalt des Gepäckraumes: Eine Herdplatte, einen Sack und eine Kühltruhe. "Gucken Sie ruhig in die Truhe, da ist nichts drinnen", sagt der Fahrer. Ein Beamter wirft einen kurzen Blick in die Truhe: Wahrlich nichts drinnen. "Die Herdplatte", sagt der Fahrer, "habe ich von meinem Schwager, die baue ich bald bei uns in der Küche ein." Die Beamten haben genug gesehen. Nach 25 Minuten dürfen die drei Männer ihre Fahrt wieder fortsetzen.

Insgesamt 619 Personen und 425 Fahrzeuge haben die Polizisten an beiden Tagen überprüft. Sie setzen auch ein automatisches Kennzeichenlesegerät ein. Mit dem Lesegerät wurden an beiden Tagen rund 8800 Kennzeichen vorbeifahrender Fahrzeuge mit dem Fahndungsdatenbestand abgeglichen. Bilanz: Nur zwei Autos wurden angehalten, weil ein Verstoß gegen das Pflichtversicherungsgesetz vorlag.

Um 17.20 Uhr winkt die Polizistin einen BMW auf den Pendlerparklatz, in dem vier Männer sitzen. Schnell stellt sich heraus, dass die Insassen Soldaten sind, der Ranghöchste, ein Oberleutnant, hat noch seine Uniform an. Die Kontrolle der Soldaten verläuft zügig - sie müssen den Kofferraum nicht aufmachen. Der Oberleutnant nimmt die Kontrolle mit Humor und Gelassenheit. "Solche Kontrollen sind absolut notwendig", sagt der BMW-Fahrer, "ich fahre jetzt in Ruhe nach Hause und hege überhaupt keinen Groll auf die Polizeibeamten."

Einen Einbrecher mit Beute auf dem Beifahrersitz haben die Beamten an den beiden Tagen nicht gefasst. "Das war auch nicht zu erwarten", sagt Einsatzleiter Wilfried Reinke. "Vielmehr galt es, durch die Kontrolle Hinweise auf mögliche Tätergruppen, genutzte Fahrzeuge und deren Kennzeichen zu bekommen."

Die Polizeibeamten achten an diesem Nachmittag vor allem auf die Kombination von Fahrzeugtyp und Kennzeichen. Die Täter, so die Erkenntnisse der Beamten, reisen vor allem aus dem Raum Hamburg und Bremen in den Landkreis Harburg, um auf Beutezug zu gehen. "In der Vielzahl handelt es sich um ausländische Tätergruppen vor allem aus osteuropäischen und südosteuropäischen Regionen", sagt Oberkommissar Jan Krüger. Zum Teil seien die Täter nur wenige Wochen in Norddeutschland.

Der Landkreis Harburg verfügt für die Ganoven über eine ausgezeichnete Infrastruktur. Von den Autobahnen aus sind sie schnell in den Wohngebieten und suchen dort wahllos Häuser auf, die nicht bewohnt erscheinen. Meistens dringen sie auf der Rückseite der Häuser durch die Terrassentür in die Räume ein. Gestohlen wird, was man schnell einstecken kann: Bargeld, Schmuck und manchmal auch Laptops.

"Der messbare Erfolg der Kontrolle wird sich erst im Nachhinein zeigen, wenn die Daten im einen oder anderen Fall zur Aufklärung eines Einbruches führen", bilanziert Einsatzleiter Wilfried Reinke. "Ich bin mir aber sicher, dass diese Kontrollaktion, die die erste, aber nicht die letzte in diesem Jahr gewesen ist, auch bei den Tätern Eindruck hinterlässt. Nur ständiger Kontrolldruck, gepaart mit Präventionsarbeit wird uns dazu bringen, die Fallzahlen langfristig wieder zu senken."