Die Buchholzerin Inge Falck vermisst als Kabel-Deutschland-Kundin das “Hamburg Journal“. Wer analog empfängt, hat keine Probleme.

Buchholz. Inge Falck aus Buchholz versteht die Fernsehwelt nicht mehr. Auf dem dritten Programm ihres TV-Geräts hatte die 68-Jährige stets das Hamburg-Programm des Norddeutschen Rundfunks eingestellt. Das "Hamburg Journal" gehörte zu den Pflichtsendungen für die ehemalige Lehrerin. "Dort gab es interessante Veranstaltungshinweise wie zur Lego-Ausstellung im Archäologischen Museum Hamburg und zu Ausstellungen im Bucerius Kunst Forum am Rathausmarkt", sagt Inge Falck. Oft sei sie mit ihrem Mann Heinz-Joachim, 72, nicht zum Hafengeburtstag gefahren, weil es dort "so voll" war. Stattdessen habe man sich an den "Zusammenfassungen" daheim in Buchholz im Fernsehen erfreut.

Das war einmal. Denn seit dem 7. Februar kann das Ehepaar Falck die Sendung nicht mehr empfangen. Kabel Deutschland hat im "Kabelnetz Rosengarten" das Hamburger Landesprogramm des NDR aus dem Netz genommen. Das Unternehmen reagiert damit "auf die Weigerung von ARD und ZDF, seit dem 1. Januar die Signalverbreitung über Kabel angemessen zu vergüten". Auf Anfrage des Hamburger Abendblattes schreibt das Unternehmen: "Kabel Deutschland wird künftig jedes digitale Dritte Programm nur in einer regionalen Variante pro Kabelnetz einspeisen." Für die Falcks bedeutet das: Sie können in Buchholz den NDR nur noch in der Variante Niedersachsen sehen und nicht mehr zusätzlich die Hamburger und die Schleswig-Holsteinische Version.

So guckt sich Inge Falck an diesem Nachmittag auf ihrem angestammten dritten Programm ein wenig wehmütig das Standbild von Kabel Deutschland an. "Bitte passen Sie Ihre gespeicherten Favoriten und programmierten Aufnahmen auf den neuen Sendeplatz an", verkündet das Unternehmen via Bildschirm.

Aber der Unmut von Inge Falck resultiert nicht nur aus dem Verlust der verlorenen gegangenen Hamburg-Berichte im Norddeutschen Rundfunk. Auch weitere dritte Programme sind ihr abhandengekommen, manche indes sind geblieben. So muss Inge Falck jetzt auf das Bayerische Fernsehen Nord, Radio Berlin Brandenburg (RBB, Variante Brandenburg), Südwestrundfunk (SWR, Variante Baden-Württemberg), Mitteldeutscher Rundfunk (MDR, Variante Sachsen) sowie NDR Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein verzichten.

Geblieben sind ihr indes der Westdeutsche Rundfunk Köln, SWR Rheinland-Pfalz, RBB Berlin, NDR Niedersachsen sowie MDR Sachsen-Anhalt. "Ich sehe in der Maßnahme keine wirkliche Logik", moniert Kabel-Kundin Falck vor ihrem Fernseher. "Die Streichungen erscheinen mir absolut willkürlich."

Auch die anderen dritten Programme haben es den Falcks sehr angetan. "Wir wechseln manchmal zwischen den dritten Sendern. So erfahren wir viel über Städte an der Ostsee und den Karneval in seinen unterschiedlichen Ausrichtungen." Viele "Anregungen" für Reisen haben die Falcks schon aus den Dritten Programmen bekommen. Drittprogramm-infiziert reisten sie ins Sauerland, in die Region Frankfurt/Wiesbaden, rund um Kassel, an den Niederrhein, in die Eiffel, ins Elbsandsteingebirge, die Weser entlang und um Aachen herum. Auch die ganze Ostseeküste haben Inge und Heinz-Joachim Falck abgeklappert.

Im "Kabelnetz Rosengarten" hat Kabel Deutschland seine "Maßnahme" bereits am 7. Februar umgesetzt - dazu gehören Gebiete wie Buchholz, Buxtehude, Tostedt und Seevetal. Im so genannten "Kabelnetz Lüneburg" erfolgte die Kappung der dritten Programme am Donnerstag, 14. Februar. Dazu gehören Gebiete wie Hanstedt, Winsen, Garlstorf, Hitzacker und Salzhausen. Im "Kabelnetz Stade" läuft die Beschneidung "nach aktueller Planung am 19. Februar", sagt Kabel Deutschland auf Anfrage - dazu gehören Gebiete wie Bremervörde, Cadenberge, Drochtersen, Harsefeld und Hemmoor.

Die Gewinner der kleinen Fernsehrevolte sind indes jene Kabel-Deutschland-Kunden, die ihre Programme unverändert analog empfangen. So können Kunden mit analogem Anschluss im Landkreis Harburg und im Landkreis Stade das "Hamburg Journal" immer noch verfolgen. "Im Kabelnetz Rosengarten ist das Fenster des NDR Fernsehen Hamburg im analogen Angebot auf dem Kanal K 23 zu empfangen", bestätigt Kabel Deutschland auf Anfrage. "Das NDR Fernsehen Hamburg teilt sich diesen Kanal mit dem WDR."

Das Ehepaar Falck nimmt die aktuelle Fernsehödnis in ihrem Wohnzimmer indes mit Humor: "Wenn sich nichts ändert, kommt eine Satellitenschüssel ans Haus und fertig."