Bei den Kirchenvisitationen wird in den Gemeinden Bilanz gezogen und für die Zukunft geplant.

Stade. Seit der Reformation ist es Brauch, dass alle sechs Jahre die Kirchenvisitationen im Terminplan der Superintendenten stehen. Landessuperintendent Hans Christian Brandy ist im Sprengel Stade mit seinen 520.000 Kirchenmitgliedern Vorgesetzter von 320 Pastoren und 122 Diakonen. In dieser Eigenschaft besuchte er im Sprengel Stade die 184 zugehörigen Gemeinden in den neun Kirchenkreisen Bremerhaven, Bremervörde-Zeven, Buxtehude, Cuxhaven-Hadeln, Osterholz-Scharmbeck, Rotenburg, Stade, Verden und Wesermünde. Der Sprengel Stade ist einer von sechs Kirchenbezirken der Evangelischen Landeskirche Hannover.

Für Landessuperintendenten Hans Christian Brandy und den Stader Superintendenten Thomas Kück ging die große Informationstour auch durch die 21 Gemeinden im Kirchenkreis Stade, in dem rund 60.000 Gemeindemitglieder leben. "Wir möchten diese Visitationen keinesfalls als Kontrollen empfunden sehen", sagt Brandy. Es gehe viel mehr darum, wahrzunehmen, wo das kirchliche Leben steht und welche Herausforderungen und Ziele für die kommenden Jahre in Angriff genommen werden müssen.

So wurden die rund 50 Visitationstermine thematisch sortiert. Diakonie, Bildung und Schule, Kirche und öffentliches Leben, Ökumene und interkulturelle Religion standen in den vergangenen zwei Wochen besonders im Blickfeld der Theologen.

"Die Kirche im Kreis Stade ist gut aufgestellt", so Brandys erster Eindruck. "Viele Menschen engagieren sich ehrenamtlich, um das kirchliche Leben zu bereichern." Besonders angetan war Brandy vom intensiven Engagement der Menschen in der diakonischen Arbeit, die nicht nur im Stadtbereich Stade oder Buxtehude sondern in der gesamten Nordregion Kehdingens und im Alten Land fester Bestandteil kirchlichen Lebens sei.

"Neben professionellen Kräften sind unzählige Ehrenamtliche im Einsatz", lobt Brandy. Schuldnerberatungen, das Organisieren der Tafeln für Bedürftige oder die Bildungsangebote der Familienbildungsstätten - auch im Integrationsbereich - das alles gehöre zur Basisarbeit in den Kirchengemeinden. Dazu komme die Arbeit von drei Schulpastoren und einem Pastor im Krankenhauseinsatz. So werde die Kirche in den öffentlichen Bereichen stets positiv wahrgenommen, so der Landessuperintendent.

Eine Besonderheit sei zudem der weltweit einmalige Orgelreichtum im Kirchenkreis Stade mit hervorragend erhaltenen Kircheninstrumenten. "Mit der Orgelakademie und drei hauptberuflich tätigen Kirchenmusikern hat der Kirchenkreis Stade ein ganz besonderes Potenzial, das weiter mit neuen kirchenmusikalischen Projekten erschlossen wird", sagt Brandy.

Erfreut sehen beide Theologen die Zusammenarbeit der Kirchen mit der Politik. "Bei einem Treffen mit allen hauptamtlichen Bürgermeistern, das Landrat Michael Roesberg initiiert hatte, hoben alle Bürgermeister einmütig hervor, dass die Kirche in den Kommunen eine wesentliche Rolle spielt und viele Aufgaben im öffentlichen Leben bewältigt", sagt Brandy. Unter dem Motto "Glauben und leben am Fluss" wird im Kirchenkreis Stade zudem ein neues Jugendkonzept entwickelt, das noch vor dem Sommer vorgestellt werden soll, blickt Stades Superintendent Thomas Kück in die nahe Zukunft. "Wir müssen die existenziell wichtige Kinder- und Jugendarbeit künftig mit weniger Finanzvolumen stemmen", sagt Kück. "Darauf werden wir das neue Konzept ausrichten."

Wie in allen anderen Lebensbereichen sei der demografische Wandel auch in den Kirchengemeinden spürbar, was auch weniger Kirchensteuern bedeute. "Wir wollen dennoch in der Fläche präsent bleiben", sagt Kück. Dafür werde man zu gegebener Zeit bei der Besetzung der Pastorenstellen neue Personalschlüssel entwickeln. Um Geld zu sparen soll zudem ein Gebäudemanagement zum Tragen kommen, das zum einen die energetische Sanierung aller genutzten Kirchen- und Gemeindeeinrichtungen anstrebt und zugleich auch den Verkauf nicht mehr genutzter Immobilien vorsieht.

"Der demografische Wandel hat nicht nur sinkende Zahlen der Gemeindemitglieder zur Folge. Auch die derzeit 30 Pastoren im Dienst werden bald das Rentenalter erreichen, sodass wir zunehmend wieder junge Leute motivieren müssen, als Pastor tätig zu werden. Junge Leute werden gebraucht", sagt Brandy und Kück verweist auf den Kirchentag im Mai in Hamburg, um sich ein Bild zu machen und auf die kommenden Aufgaben einzustimmen.