Neue Leiterin der öffentlichen Bibliothek im Harburg Carrée will zusätzlich Angebote für Familien schaffen

Harburg. Obwohl die Bücherhalle im Harburg Carrée, Eddelbüttelstraße 47a, erst um 11 Uhr die Türen öffnet, herrscht in der Bibliothek schon kurz nach 9 Uhr Betrieb. In der Galerie nimmt eine Kindergruppe gespannt an der Vorlesung und Diaschau des "Bilderbuchkinos" teil. Anke Zumdohme, 51, Diplombibliothekarin und neue Leiterin der Bücherhalle, sieht in den Kindern die Leser von morgen.

Kita-Gruppen und Schulklassen kommen häufig per Anmeldung zu Veranstaltungen ins Haus. "Aus dem ersten Kennenlernen vertieft sich nicht selten der Kontakt", stellt Anke Zumdohme fest, "und viele Menschen bleiben ihr Leben lang der Bücherhalle treu, schauen sich in den Leseecken Zeitungen und Zeitschriften an, leihen wie eh und je Bücher aus, können per Computer in der digitalen Bibliothek, der Digibib, auch internationale Presse lesen oder in Archiven stöbern". Schüler benachbarter Schulen kommen in Freistunden vorbei, um in Archiven für ihre Arbeiten zu recherchieren. Jede Altersgruppe findet die passenden Medien: Neben Büchern, Zeitungen und Zeitschriften auch Musik-CDs, DVDs oder Filme auf Blue-Ray, Nintendo-Spiele und nicht zuletzt E-Paper- oder E-Book-Angebote. Die Bücherhalle Harburg verfügt - ohne die elektronischen Angebote - über gut 48.000 Medien. Und die Besucherzahl liegt bei monatlich gut 14.000. "Die Zahl ist erfreulich, aber wir müssen wie jedes Unternehmen auch ständig daran arbeiten, dass die Kunden oder Nutzer ihr Interesse nicht verlieren", sagt Anke Zumdohme.

Und sie kündigt an, dass sie insgesamt das Angebot der Bücherhalle für Familien, Kinder und Jugendliche weiter ausbauen möchte. Auf Bildromane oder "Graphic Novel" würden insbesondere männliche Jugendliche zunehmend ansprechen. Anke Zumdohme: "Mein Ziel ist es, moderne, audiovisuelle Medien in größerem Umfang ins Programm aufzunehmen." Es soll aber auch wieder - mit Blick auf Familien - ein Angebot von Gesellschaftsspielen ins Programm aufgenommen werden.

Für mehr Servicefreundlichkeit und Kundenorientierung hat die Stiftung Bücherhallen Hamburg neue, um eine Stunde in den Abend verlegte Öffnungszeiten festgesetzt. Jede Bücherhalle ist dienstags bis freitags von 11 bis 19 Uhr geöffnet, sonnabends von 10 bis 14 Uhr. Nur der Montag ist Ruhetag. "Wir haben uns damit unter anderem dem Ganztagsunterricht an Schulen angepasst. Und auch Berufstätige haben es jetzt leichter, nach Feierabend noch in die Bücherhalle zu kommen", sagt die neue Leiterin der Harburger Stadtteilbücherhalle.

Seit 1999 leitete sie die Bücherhalle in Winterhude. "Ich wohne in Maschen", sagt Anke Zumdohme, "ich kenne mich in Harburg aus. Und als kürzlich eine Nachfolgerin für die in Ruhestand getretene Barbara Dierks gesucht wurde, habe ich mich beworben und die Stelle bekommen. Ich freue mich sehr darüber, dass ich die Bibliothek in Harburg nun weiterführen und natürlich auch neue Schwerpunkte setzen kann." Anke Zumdohme ist Chefin von zwei Bibliothekaren und sechs Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste. Im Gegensatz zu Winterhude, wo vielfach Eltern mit ihren Kindern in die Bücherhalle kommen, sind es in Harburg häufiger Erzieher und Lehrer mit Kita-Gruppen und Schulklassen. Für kleine Kinder soll das Angebot an Tiptoi-Bilderbüchern und nicht zuletzt an Spielen erweitert werden. Haben Bücher noch eine Chance in der weiter wachsenden digitalen Welt? "Wir haben ein entspanntes Nebeneinander von Print und Nonprint", sagt Anke Zumdohme.

Wer in der Bücherhalle Medien ausleihen möchte, muss sich mit Personalausweis anmelden und erhält eine Kundenkarte. Die Jahresgebühr hält sich in Grenzen, beginnt bei drei Euro für Kinder bis acht Jahre und endet bei 45 Euro für Erwachsene ab 27 Jahre. Anke Zumdohme: "Bücherhallen haben sich auch zu einem Ort für zwanglose Begegnungen und Gedankenaustausch entwickelt." Speisen und Getränke sind mit den Leseplätzen der Bücherhalle allerdings wenig vereinbar.

Die neue Leiterin überlegt, ob in Zukunft eine Ecke zum Kaffeetrinken eingerichtet werden kann, ähnlich dem Café Libresso in der Hamburger Zentralbibliothek.