Individuell und ausgefallen: Mit dem Projekt “Inselpension“ sollen Touristen nach Wilhelmsburg und Harburg gelockt werden.

Harburg. Reeperbahn, Binnenalster, Landungsbrücken - das sind die klassischen Hotspots Hamburgs. Wer shoppen, tanzen, sich vergnügen will, ist dort sicher am besten aufgehoben. Doch die Stadt hat auch eine raue, wild-romantische, sehr ursprüngliche Seite, die nicht minder spannend ist. Ihr kann der Neugierige besonders auf den Elbinseln und in Harburg nachspüren. Wo er eine ganz eigene Melange aus Hafenatmosphäre, urbaner Landschaft und überaus lebendiger Stadtteilgeschichte findet. Am besten dann, wenn er dort auch Quartier nimmt. Und zwar nicht in uniformen Hotelzimmern, sondern in ganz individuellen, ausgefallenen, unorthodoxen Herbergen.

Genau das bieten wollen Kerstin Esser, 36, und Jost Vitt, 35. Kennengelernt haben sich die Neusserin und der Siegerländer an der Universität Dortmund, wo sie gemeinsam studierten. Außerdem teilten beide eine große Affinität zu Hamburg. "Wir sind, unabhängig voneinander, früher schon oft in der Stadt gewesen. Und irgendwie war recht schnell klar, dass wir dort später auch leben und arbeiten wollen", sagt Kerstin Esser.

Obwohl beide diplomierte Ingenieure sind, hat sie doch immer ein Wechsel ins Gastgewerbe gereizt. Mehr denn je, seit Jost Vitt 2007 und Kerstin Esser 2009 tatsächlich in Hamburg gelandet sind - er als Raumplaner, sie als Personaldisponentin. Inzwischen leben sie mit Töchterchen Loki, die 20 Monate alt ist, zwar in Eimsbüttel, haben aber einen Großteil ihrer Freizeit auf der Veddel und in Wilhelmsburg verbracht. "Wir sind mit dem Tretboot auf den Kanälen rumgeschippert, sind viel spazieren gegangen. Die Elbinseln haben uns mit ihrem Charme einfach begeistert", so Jost Vitt. Vor einem Jahr sagte er dann zu seiner Partnerin: "Jetzt haben wir es schon bis nach Hamburg geschafft. Sollten wir nun nicht auch unseren Traum von der eigenen Pension verwirklichen?"

Anlass waren die Großveranstaltungen Internationale Bauausstellung (IBA) und Internationale Gartenschau (igs). Und die Tatsache, dass es für beide Events kein autarkes Übernachtungskonzept gibt. Mit dem Hinweis darauf, Hamburg verfüge über genügend Hotels, wurde das Thema von den Organisatoren nicht beackert. Vom Duett Esser/Vitt schon. Aus der "Schnapsidee am Küchentisch" (Kerstin Esser) wurde das "Projekt Inselpension".

Ziel ist dabei keine klassische Herberge, wo alles unter einem Dach ist. Über die eigene Internet-Präsenz www.die-inselpension.de suchen sie "aufregende Orte zum Übernachten". Noch in diesem Jahr wollen sie mindestens zehn Orte anbieten, die "Einblicke zulassen, Ausblick geben, Geschichten erzählen, zur Ruhe kommen aber auch ausrasten lassen", wie es auf der Webseite heißt.

"Ganz konkret denken wir da nicht nur an Gästezimmer und Wohnungen, auch an Blockhütten und Container, Wohnmobile und Camping-Anhänger, Bauwagen und Schiffe, ganz egal, Hauptsache die Location ist möglichst nah am oder sogar auf dem Wasser", sagt Kerstin Esser.

In Wilhelmsburg sind sie bereits fündig geworden. Das erste Angebot war ein Ladenlokal mit großem Wohnraum in der Veringstraße. Weitere Wilhelmsburger Quartiere fanden sich in der Nähe des Spreehafens, der Ernst-August-Schleuse und am Reiherstieg. Auch aus Harburg gibt es positive Signale. "Vor allem aus dem Binnenhafen erhielten wir spannende und überraschende Offerten, hier sind wir bereits in intensiven Gesprächen", sagt Kerstin Esser. So könnte es dort die Möglichkeit geben, mit der ganzen Familie auf einem Schiff zu wohnen.

Zum Konzept der "Inselpension" gehört auch eine Rezeption auf der Veddel als zentraler Anlaufpunkt für alle Gäste. Weil es bis zum Start von IBA (23./24. März) und igs (26. April) nicht mehr allzu lange dauert, plant das Duett Esser/Vitt erst einmal mit einer Interimslösung in Form zweier Container mit einem terrassenartigen Außenbereich. "Dort wollen wir unsere Gäste mit einem anregenden Getränk empfangen. Anschließend werden sie von uns mit dem Schlüssel zu ihrem Domizil und einem Stadtplan ausgestattet", erklärt Jost Vitt.

"Wichtig ist uns aber auch der direkte Austausch", ergänzt Kerstin Esser. Das gelte ebenso für die Partner, die die Unterkünfte zur Verfügung stellen: "Im besten Fall können sie auch als Guides fungieren, die spannende Geschichten über das Umfeld des Quartiers erzählen können, heiße Tipps zum Einkehren vermitteln oder den Weg zu sehenswerten Winkeln weisen."

Und zwar nicht nur während der Großereignisse Bauausstellung und Gartenschau. Jost Vitt: "Wir wollen den Schwung dieser touristischen Attraktionen nutzen, um die "Inselpension" dauerhaft als Alternative zu gängigen Gästequartieren wie Hotels zu etablieren. Dass es für die etwas andere Art von Herbergen eine Nachfrage gibt, davon sind wir überzeugt."

Wer Teil des Projekts "Inselpension" werden möchte, kann mit den Initiatoren Kerstin Esser und Jost Vitt per Kontaktformular auf ihrer Homepage www.die-inselpension.de Verbindung aufnehmen.