In Neu Wulmstorf diskutieren Politik, Verwaltung und Hundebesitzer über eine Freilauffläche für die Vierbeiner. Zwei Standorte werden favorisiert

Neu Wulmstorf. Für die Hunde und ihre Halter mag es ärgerlich sein, aber den noch nicht geschlüpften Nachkommen der am Boden brütenden Vögel kann er das Leben retten: der Leinenzwang. Mehr als zwei Monate im Jahr müssen Frauchen und Herrchen in ganz Niedersachsen ihre Vierbeiner an die Leine nehmen, sonst hagelt es eine satte Geldbuße. Damit aber auch die Hunde auf ihre Kosten kommen, haben sich die Sozialdemokraten in Neu Wulmstorf bereits vor einem Jahr dafür eingesetzt, eine Hundefreilauffläche in ihrer Gemeinde zu errichten.

Die SPD hat inzwischen auch schon eine konkrete Fläche vorgeschlagen, die in der Hand der Gemeinde ist: das Areal zwischen dem P+R-Parkplatz an der S-Bahnhaltestelle Neu Wulmstorf und den "Wulmstorfer Wiesen". Eine gute Wahl, finden die Hundehalter. "Das Entscheidende für uns ist, dass man dahin leicht zu Fuß und mit dem Auto gelangt", sagt Michael Schmidt, Besitzer von "Michis Futternapf".

Doch die Verwaltung lehnt die Idee ab. Über die Gründe schweigt sich Bürgermeister Wolf-Egbert Rosenzweig aus. Klar ist, dass dieses Grundstück ganz in der Nähe der S-Bahn-Station so etwas wie ein Sahnestück der Gemeinde ist. Da die Park-and-Ride-Fläche jetzt schon an ihre Kapazitätsgrenze kommt und zudem die Idee im Raum steht, in der Nähe des Bahnhofs ein Fahrradparkhaus zu errichten, könnte das Grundstück künftig für die Gemeinde Neu Wulmstorf als Baufläche von Bedeutung sein.

Auch Jan Lüdemann von der CDU sagt, es sei kontraproduktiv, auf dem "teuren Grundstück" eine Hundefreilauffläche zu errichten. Wenn es nach ihm geht, sollte da noch etwas viel Größeres entstehen: eine Veranstaltungshalle. Bislang werden hauptsächlich die Hauptschule und die Mehrzweckhalle Elstorf, wo jeweils rund 300 Personen Platz haben, als Veranstaltungsräume genutzt. Im vergangenen Jahr haben sich Politik und Verwaltung darauf geeinigt, Anfang 2013 mithilfe einer Machbarkeitsstudie zu untersuchen, ob und wie eine Festhalle in Neu Wulmstorf errichtet werden kann.

Für die Hundefreilauffläche hat die Verwaltung aber bereits eine Alternative im Auge und steht in konkreten Verhandlungen. Es geht dabei um ein Grundstück, das die Gemeinde verpachtet hat. "Es muss noch geklärt werden, ob der Pächter einverstanden ist, ein Stück davon abzuzwacken", sagte Wolf-Egbert Rosenzweig.

Auch baurechtliche Fragen wegen der Einzäunung des Gebiets sind noch unbeantwortet. "Wir sind aber ganz optimistisch, dass wir das Grundstück als Hundefreilauffläche ausweisen können", sagt Rosenzweig. Wo das 2500 Quadratmeter große Grundstück liegt, will der Bürgermeister nicht sagen. Nach Informationen des Hamburger Abendblatts handelt es sich aber um eine Fläche, die sich im Süden Neu Wulmstorfs befindet und ebenfalls gut erreichbar ist.

Für eine Hundeauslauffläche haben viele Einwohner reges Interesse gezeigt. In einer Unterschriftenaktion, die im vergangenen Jahr lief, haben sich 513 Einwohner dafür ausgesprochen. Das sind immerhin mehr als die Hälfte aller Hundehalter (989), die insgesamt 1127 Hunde bei der Gemeindeverwaltung angemeldet haben.

"Eine Leine schränkt die Hunde ein", sagt Michael Schmidt. "Wir brauchen in der Brut- und Setzzeit ein Grundstück, wo wir die Hunde frei laufen lassen, wo sie Spaß haben können und sich frei entfalten können." Das Niedersächsische Gesetz über den Wald und die Landschaftsordnung sieht vor, dass Hunde ab 1. April bis 15. Juli nicht mehr frei herumlaufen dürfen. Denn in dieser Zeit bringen die Wildtiere ihren Nachwuchs zur Welt. Beispielsweise Kiebitze, Rebhühner und Feldlerchen, die am Boden brüten, könnten von frei laufenden oder spielenden Hunden bei ihrer Brut gestört werden.

"Die Brutmöglichkeiten sind ja ohnehin schon eingeschränkt", sagt Horst Günter Jagau, Vorsitzender der Jägerschaft im Landkreis Harburg. "Werden die Vögel bei ihrer Brut gestört, gehen sie nicht mehr zurück zu ihrem Nachwuchs und kümmern sich nicht mehr um ihn." Wird ein Hundehalter beim "Gassi gehen" ohne Leine erwischt, kann er für das Fehlverhalten zu einer Geldstrafe von bis zu 5000 Euro verdonnert werden.

Die Hundehalter hoffen, mit einer Freilauffläche eine Lösung zu finden, die ihren Hunden und den frei lebenden Tieren gerecht wird. Um ihrem Wunsch noch mehr Nachdruck zu verleihen, haben einige Hundehalter aus Neu Wulmstorf im vergangenen Jahr die Aktion "Schönes und Sauberes Neu Wulmstorf" ins Leben gerufen und sich bereit erklärt, einen Hundeauslaufplatz zu unterhalten, zu pflegen und instand zu halten.

Familie Sibila, Lara Goos, Michael Schmidt sowie Gina und Hilde Petrovici sind die Initiatoren dieser Aktion. Neben der Instandhaltung und Pflege, haben sie auch ihre finanzielle Unterstützung bei der Umzäunung des Geländes angeboten. "Das wollen wir sehr gerne annehmen", sagt SPD-Ratsherr Sven Gottschwesky.