Umbau läuft nicht so glatt wie gedacht. Hamburg Port Authority muss die mit Hafenanliegern mühsam vereinbarte wochenlange Sperrzeit ändern.

Harburg. Böse Überraschung für die gut 30 Anlieger des Harburger Binnenhafens: Der im Sommer vergangenen Jahres angefangene Umbau der Harburger Hafenschleuse läuft für den Auftraggeber, die Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA), nicht so glatt wie gedacht. Die Folge ist nun, dass der für die Zeit von April bis Mai vorgesehene Termin der Schleusensperrung, der zuvor mühsam mit den Anliegern abgestimmt worden war, geändert werden muss. Gestern wurden die Anlieger, darunter Werft- und Sportboothafenbetreiber, bei einer Versammlung auf dem Schleusengelände von HPA über die Notwendigkeit der Terminänderung informiert. Für die meisten kommt die Ankündigung überraschend und viel zu kurzfristig. Angekündigt ist nun eine kurzzeitige Sperrung vom 2. bis 19. April. Für die Hauptsperrung bietet HPA den Zeitraum Anfang September bis Mitte November an. Alternativ von August bis Oktober.

Der Harburger Binnenhafen ist über die Schleuse mit der Süderelbe verbunden. Sie schirmt den Hafen von den Gezeiten, Ebbe und Flut, ab. Die Schleuse wird monatlich von etwa 700 Schiffen passiert und soll für den Hochwasserschutz an die neue, künftige Schutzhöhe von 8,60 Meter über Normalnull (NN) angepasst werden. Derzeit hat sie noch die alte Schutzhöhe von 7,20 Meter und gilt als das letzte noch nicht angepasste Bauwerk in dem 1990 angefangenen Hochwasserschutzprogramm Hamburgs. Für die neue Schutzhöhe müssen die beiden Schleusentore, Elbseite und Hafenseite, ausgebaut und umgebaut werden. Für die Zeit ohne Schleusentore soll eine Schutzwand auf der Hafenseite stehen. Sie sorgt für die Sperrung. Kein Schiff wird in dieser Zeit die Schleuse passieren können. Ursprünglich war eine Dauersperrzeit vereinbart. Jetzt soll es zu einer kürzeren und einer längeren Sperrzeit kommen. Darüber zeigten sich die Hafenanlieger bei der Bekanntgabe verärgert.

Simon Sommerfeld, Betriebsleiter der Jöhnk Werft im Harburger Binnenhafen: "Wir haben uns mit unserer Auftragsabwicklung auf den zuvor beschlossenen Termin der Sperrung eingestellt. Unsere Kunden haben sich ebenfalls darauf eingestellt. Nun müssen wir kurzfristig die neue Situation zur Kenntnis nehmen und einen neuen Maßnahmenkatalog entwickeln." Doch Sommerfeld fühlt sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht in der Lage, diesen neuen Zeitplan aufzustellen. "Wir haben von HPA noch keine festen Zusagen für neue Termine. Es herrscht für uns die absolute Unsicherheit", sagt er.

"Wir brauchen Termine, auf die wir uns verlassen können", sagt auch Hermann Friedemann, Inhaber des Yachtzentrums Harburg, "wir haben uns mit großem innerbetrieblichen Aufwand auf die Zeit der Schleusensperrung eingestellt. Mitte Mai sollte alles fertig sein. Das geht überhaupt nicht, dass nun von September bis Mitte November gesperrt werden soll. Da ist noch Saison im Sportbootbereich. Ich würde eine Sperrzeit von Januar bis März akzeptieren. Dann ist kein Sportbootfahrer unterwegs."

Friedemann erwartet, dass HPA kommende Woche die Sperrung vom 2. bis 19. April schriftlich bestätigt. Und er erinnert an eine Vereinbarung, dass HPA Änderungen unverzüglich mitteilen wollte und bei Terminangelegenheiten sogar ein Vierteljahr im Voraus die Hafenanlieger informieren wollte. Deshalb sei die Information jetzt viel zu kurzfristig gewesen.

Die Projektingenieure Rainer Lilje und Caroline Radegast sowie HPA Entwicklungsleiter Hans Nickels berichteten den Hafenanliegern gestern von den unvorhersehbaren Ereignissen beim Umbau der Schleuse, die für die Terminverschiebungen verantwortlich sind. Lilje: "Bei Gründungsarbeiten für neue Betriebsgebäude sind die Baufirmen auf alte Fundamente gestoßen. Für eine Änderung der Bohrpfahlgründung musste neu geplant werden. Dadurch ist unser Zeitpuffer aufgebraucht."

Die nächste Überraschung erlebten Taucher am sogenannten Drempel auf der Hafenseite. Der Drempel ist die Betonmauer, auf der die Schienen des Schleusentores stehen. Die Schäden am Drempel sind nach Angaben von Caroline Radegast so groß, dass ohne vorherige Reparatur die Absperrwand darauf nicht installiert werden kann und die Schleusentore nicht ausgebaut werden könnten. Die Reparatur des Drempels ist vom 2. bis 19. April geplant.

Hans Nickels weist darauf hin, dass bei Untersuchungen eine asbesthaltige Farbeschichtung auf den Schleusentoren festgestellt wurde. Grenzwerte würden zwar nur geringfügig überschritten werden. Aber es müsse beim Umbau der Tore auch die Beschichtung erneuert werden. Hans Nickels: "Wir möchten die Bauarbeiten spätestens Anfang 2014 beenden."