Stadtteil will attraktiver werden und sieht sich ausgegrenzt

Cranz. Viele Cranzer haben seit Jahren für Geschwindigkeitsbeschränkungen in ihrem Ort gekämpft, jetzt hat die Polizei in Absprache mit dem Bezirk Harburg eine dauerhafte Tempo-30-Zone am Cranzer Elbdeich und am Estedeich eingerichtet. Für Boy Friedrich vom Arbeitskreis Cranz ist das ein großer Schritt hin zu einer attraktiveren Ortsmitte, aber nur ein erster Schritt. "Das freut uns sehr, und wir sehen es als Basis an, um weiterzuarbeiten", sagt er. Damit meint er vor allem ein frischeres Image für den gesamten Ort.

Dass das die Bürger nicht aus eigener Kraft leisten können, macht er ebenfalls deutlich. Natürlich könne jeder privat etwas zur Verbesserung tun, doch die Möglichkeiten seien begrenzt. So spielte beispielsweise auch bei der 30er-Zone die Unterstützung der Grünen-Fraktion in der Harburger Bezirksversammlung eine Rolle. Sie hatte Mitte Januar nachgefragt, wann der im vergangenen Jahr gefasste Beschluss zur Einrichtung dieser Zone endlich umgesetzt werde. Eigentlich hatte es nämlich geheißen, dass die Geschwindigkeitsbeschränkung erst nach der Grundinstandsetzung des Estedeichs kommen soll. Da diese Grundinstandsetzung aber bis heute noch nicht erfolgt ist, war bisher noch nichts geschehen.

Aus Sicht vieler Bürger ist die Geschwindigkeitsbeschränkung aber noch lange nicht alles, was in Cranz getan werden müsste. Abgesehen von den Dauerbaustellen Verschlickung der Este und Ausfall der Fährlinie Cranz-Blankenese gibt es ihrer Meinung nach auch ein großes Defizit bei der Tourismusarbeit. "Wir sind das Tor zum Alten Land, aber im Bezirk Harburg gibt es niemanden, der dafür zuständig ist", sagt Boy Friedrich. Hamburg Tourismus bewirbt die Hansestadt als Ganzes, für Harburg bleibt dort wenig Raum. Klickt man beispielsweise auf der Internetseite des Unternehmens unter "Sehenswertes" auf die Rubrik "An der Elbe", ist lediglich von Hafen, Landungsbrücken und Fischmarkt die Rede.

Unter der Rubrik "Metropolregion" sieht es nicht besser aus. Beim Thema Altes Land gibt es eine Verlinkung zum Tourismusverband Stade, wo die Schönheit der Obsthöfe in Jork, Grünendeich und Hollern-Twielenfleth gelobt wird, aber die Altländer Dörfer auf Hamburger Gebiet - Francop, Neuenfelde und Cranz - unerwähnt bleiben.

Der Tourismusverband Stade mache an der Stadtgrenze zu Hamburg direkt vor Cranz Halt, sagt Boy Friedrich. Und in der Freien und Hansestadt Hamburg ist anscheinend auch mehr als 70 Jahre nach dem Groß-Hamburg-Gesetz aus dem Jahre 1937 nicht überall angekommen, dass das rund 900 Einwohner zählende Dorf seither zum Stadtgebiet gehört. "Wenn ich in Behörden anrufe und meinen Wohnort nenne, sagen manche Mitarbeiter mir heute noch, ich müsse mich an den Landkreis Stade wenden", erzählt er.

Um auch Cranz als Teil des Alten Landes bekannter zu machen, bringt Boy Friedrich deshalb die Möglichkeit ins Spiel, dass sich der Ort dem Stader Tourismusverband anschließt.