Der Ponyhof in Meyers Park ist ohne Strom. Der Grund dafür ist: 10.000 Euro für eine unterirdische Leitung kann sich der Verein nicht leisten.

Heimfeld. Der Kinder- und Jugendreitverein in Meyers Park ist Anlaufstelle für viele Kinder aus Harburg und aus den nördlichen Stadtteilen der Hansestadt Hamburg. Seit der Verein im April 2012 den Ponyhof übernommen hat, "machen wir hier richtige Kinder- und Jugendarbeit. Und das ist meiner Meinung nach ganz besonders wichtig für viele Kinder und Jugendliche aus der Umgebung, die sich in einem anderen Reitstall keinen Reitunterricht leisten könnten. Denn hier können sie sich ihre Reitstunden durch Stallarbeit verdienen", sagt Heike Kühne, 1. Vorsitzende des Vereins. Doch der Verein hat ein großes Problem: Es gibt keinen Strom auf dem Ponyhof.

Im Winter friert das Wasser ein, ab 16 Uhr gibt es keinen Reitunterricht mehr, weil der Reitplatz nicht beleuchtet werden kann. Im Aufenthaltsraum ist es bitterkalt, und wer sich nicht die ganze Zeit in Bewegung hält, friert schnell. "Wir können den Kindern nicht mal heiße Getränke oder einen geheizten Raum zum Aufwärmen anbieten. Das ist keine Dauerlösung", sagt Christa Benidt vom Ponyhof. Die Kälte sei gerade für behinderte Kinder, für die der Ponyhof inzwischen eigene Reitgruppen anbiete, oftmals sehr problematisch. Der Verein besitze zwar einen "uralten Generator, der aber immer wieder zusammenbricht, weil er einfach die Leistung nicht mehr bringen kann", so Christa Benidt.

Der Schmied, der regelmäßig die Hufe der Ponys pflegt, berichtet Benidt, müsse neue Eisen in seiner Werkstatt anfertigen, weil der Generator nicht zuverlässig arbeite, der Schmied aber Strom für seine Arbeit brauche. Der Verein hat nicht das nötige Geld, um eine Stromleitung zum Ponyhof, der etwa 800 Meter Luftlinie von der Stader Straße in Meyers Park liegt, verlegen zu lassen. "Uns sagte ein Elektriker, das würde etwa 10.000 Euro kosten. Und die haben wir schlichtweg nicht", so Kühne. Die Bankerin hat seit Übernahme des Hofes dafür gesorgt, zuerst offene Posten, die ihnen der Vorgänger überlassen hatte, zu begleichen. Die wenigen Rücklagen, die der Verein durch das Verleihen von Ponys habe bilden können, müssten für Notfälle auf dem Vereinskonto bleiben. Und von den Mitgliedsbeiträgen, so Kühne, könnten gerade die Unkosten gedeckt werden.

"Würde tatsächlich eine neue Stromleitung von der Stader Straße zum Ponyhof unter der Erde verlegt werden, würden die Kosten weit über 10.000 Euro liegen. Das Gelände ist überaus schwierig, weil beim Verlegen der unterirdischen Leitung viele Baumwurzeln zerstört würden. Das Naturschutzreferat müsste dazu seine Einwilligung geben, genau wie der Bezirk. Eigentümer des Grundstücks, auf dem der Ponyhof steht, ist die Stadt", sagt Barbara Meyer-Bukow, Sprecherin des Stromanbieters Vattenfall. Der Bezirk, so Heike Kühne, habe bereits sein Einverständnis gegeben. Insgesamt sei die Zusammenarbeit mit dem Bezirk Harburg sehr gut, sagt sie. "Trotzdem können wir uns das natürlich als Verein nicht leisten."

Eine Alternative, und das wäre der günstigste Weg für den Ponyhof, so Meyer-Bukow weiter, wäre eine Einigung mit dem Nachbarn in der Villa neben dem Ponyhof. "Man könnte von dort aus eine Oberlandleitung legen, beim Stromanschluss der Villa würden wir dann einen eigenen Zähler für den Hof einbauen", sagt die Vattenfall-Sprecherin. Der Nachbar, so die Vereinsvorsitzende Kühne, habe bei diesem Vorschlag aber bereits abgewinkt und signalisiert, dass diese Lösung für ihn nicht infrage komme. Die dritte Möglichkeit: Vattenfall baut an der Stader Straße einen Übergabeschrank. Von dort aus müsste dann der Verein eine Überland-Stromleitung zum Ponyhof verlegen lassen. Auch diese Lösung dürfte nicht gerade günstig werden.

Bis der Verein irgendwann in der Lage ist, eine Stromleitung legen zu lassen, müssen die Ehrenamtlichen also weiterhin Jugendarbeit ohne Heizung und Licht machen.

"Trotzdem haben wir hier in Meyers Park einen enormen Zulauf. Vor allem für Kinder und Jugendliche aus sozial schwachen Familien ist der Hof ein Ort, an dem sie lernen können, Verantwortung für ein Tier, aber auch Verantwortung für die jüngeren Kinder zu übernehmen", sagt Heike Kühne. Und auf dem Ponyhof sei es völlig egal, ob die Eltern Geld haben oder nicht. "In Reithosen sieht jedes Kind gleich aus. Hier verbindet die Kids und Jugendlichen einfach die Liebe zu den Ponys", sagt Kühne.

150 Kinder sind inzwischen in dem Kinder- und Jugendreitverein als Mitglieder eingetragen. Für einen Monatsbeitrag von jetzt 45 Euro können sie einmal in der Woche am Reitunterricht teilnehmen. Und sie haben täglich eine Anlaufstelle, wo sie ihre Freizeit mit Gleichaltrigen verbringen können. Auf der Warteliste des Vereins stehen inzwischen 40 Kinder. Nächstes Ziel des Vereins ist es, therapeutische Reitkurse anzubieten.