Amtsgerichtsdirektor aus Winsen drohten zwei Wochen Dauerarrest

Winsen/Verden . Hat der Direktor des Amtsgerichts Winsen ein krummes Ding gedreht? Kürzlich erreichte Albert G. Paulisch, 61, Post von der Vollstreckungsleitung der Jugendarrestanstalt Verden. Er möge am Montag, 4. Februar, um 10 Uhr zwei Wochen Dauerarrest antreten. "Voraussichtlicher Zeitpunkt der Entlassung: Montag, 18. Februar, 10 Uhr."

Paulisch war ein wenig irritiert. Als fleißiger Amtsgerichtsdirektor und rotarischer Freund - Paulisch ist 1. Sekretär des Rotary-Clubs Winsen - war er sich keiner Schuld bewusst. Was sollte er verbrochen haben? Und war er nicht als Angehöriger der Generation "60plus" ein wenig zu alt für den Jugendknast?

Der Direktor recherchierte. "Gehe in das Gefängnis" hieß es für ihn als Behördenleiter des Amtsgerichts Winsen, weil er einer Verpflichtung von 40 Stunden gemeinnütziger Arbeit nicht nachgekommen sei. Der Knast hatte auch genaue Vorstellungen darüber, wie Paulisch in Verden zu erscheinen habe: in "gesitteter Kleidung", mit Hygieneartikeln, verordneten Medikamenten, Sportkleidung und Sportschuhen mit weißer Sohle. "Pro Arrestwoche", schrieb die Justizobersekretärin, "sind 15 Euro Taschengeld erlaubt."

Einen Ausweg gab es noch für Paulisch: Er müsse die 40 Arbeitsstunden "bis zum Arrestantritt nachweislich erfüllt haben". Aber da gab es ein Problem: "Dazu habe ich am Wochenende keine Zeit", sagte der Amtsgerichtsdirektor. So rief Paulisch - nach seinen Worten "beschämt" - in der Arrestanstalt an und teilte mit, er könne am 4. Februar leider nicht erscheinen, weil er selbst als Richter Recht in einem Zivilprozess in Winsen sprechen müsse. "Hoffentlich holt mich die Polizei nicht in Handschellen aus der Sitzung heraus", resümierte der Direktor.

Den Justizirrtum hat der Adendorfer bereits analysiert: Die Jugendarrestanstalt in Verden hatte die Ladung versehentlich an das Amtsgericht statt an den Verurteilten adressiert.