Der Veddeler Gehrd Fahl wurde mit 15 Jahren zur Flak eingezogen. Er erinnert sich daran, wie sein Elternhaus am Veddeler Damm zerstört wurde.

Veddel . Der gebürtige Veddeler Gehrd Fahl, 84, war im Januar 1944 als Flakhelfer eingezogen worden. Am 18. Juni 1944 erlebte der damals 15-Jährige einen Bombenangriff im Tiefbunker am Hachmannplatz, unweit des Hauptbahnhofes. Nach dem Angriff machte er sich auf den Weg zu seinem Elternhaus auf der Veddel - seine Mutter war damals mit seinen jüngeren Brüdern in Mecklenburg. Gehrd Fahl erinnert sich noch immer gut an die Geschehnisse:

"Es fuhr keine Straßenbahn Richtung Harburg und damit auch nicht zur Veddel. Kein gutes Vorzeichen. Da wir ja zwangsläufig Marschieren gelernt hatten, nahm ich meine Beine in die Hand. Durch Hammerbrook, einen Stadtteil, der schon 1943 bei den großen Angriffen vollständig ausradiert worden war. Durch Rothenburgsort, auch dieser Stadtteil bestand eigentlich nur noch aus dem Namen und den Trümmern, die einmal Häuser gewesen waren. Von den vielen Toten und Verletzten gar nicht zu reden. Die Elbbrücken standen noch unbeschädigt.

Ich näherte mich unserem Wohnblock am Veddeler Damm 10, einem Ende der 1920er-Jahre errichteten Gebäude. Es war wie ein Würfel um einen Innenhof herum erbaut. Der uns gegenüberliegende Gebäudeteil war zerstört, und ich konnte von hinten unser unbeschädigtes Haus erkennen. Als ich jedoch der Vorderseite ansichtig wurde, musste ich erkennen, dass es auch uns erwischt hatte. Eine Bombe hatte den vorderen Teil unseres Hauses getroffen, und vom Flur der Wohnungen hingen alle Fußböden übereinandergeklappt nach unten. Ein gespenstisches Bild. Ich kam gerade rechtzeitig, um die Leiche unseres im Nebenhaus wohnenden Gemüsehändlers bergen zu helfen. Er bot einen schrecklichen Anblick.

Danach erklomm ich über die herabhängenden Fußböden unsere Wohnung. Der Flur, in der Mitte der Wohnung gelegen, war noch begehbar. Kinderzimmer und Küche nebst Speisekammer waren noch erhalten. Ob man es glaubt oder nicht, aber in der Speisekammer stand alles noch in Reih und Glied. Ich benachrichtigte die Familie und erhielt von meiner Einheit eine Woche Bombenurlaub. Mein Vater war damals nicht erreichbar, entweder in Russland oder Norwegen.

In dieser Woche habe ich dann mit fremder Hilfe die restlichen Möbel und Sonstiges aus der Restwohnung und aus dem Keller geborgen. Während dieser Zeit habe ich zusammen mit einem Bekannten in unserer Schule genächtigt. Danach begann wieder der Alltag in der Flakbatterie. Viel Alarm und wenig Unterricht. Hauptziel der Angriffe waren unter anderem immer wieder die Ölraffinerien in Harburg."