Fischerhuder Kunstenthusiast Wolf-Dietmar Stock eröffnet seine Ausstellung „Siebzig Stock-Werke“ im Kunstpunkt Schleusenhaus.

Stade/Fischerhude. Als unverkennbares Markenzeichen gilt sein roter Pullover, ob lässig über die Schultern geworfen oder akkurat über dem Herrenhemd. Im Gedränge von Vernissagebesuchern oder Lesungsgästen ist Wolf-Dietmar Stock so am schnellsten zu finden. Das umtriebige Multi-Talent in Sachen Kunst und Kultur eröffnet am Sonntag, 3. Februar, 11 Uhr, im Stader Kunstpunkt Schleusenhaus, Altländer Straße 2, seine aktuelle Werkschau "Siebzig Stock-Werke".

Stock, der bei seinen Kunstprojekten nichts dem Zufall überlässt, versteckt in diesem Titel mit dem ihm eigenen verschmitzten Humor denn auch die Botschaft der Ausstellung, die er anlässlich seines 70. Geburtstages der Öffentlichkeit gemeinsam mit dem Kunstverein Stade bis zum 31. März präsentiert.

Der Maler zelebriert seine "Siebzig Stock-Werke" als farbgewaltige Retrospektive seines Schaffens der vergangenen Jahrzehnte von seinen frühen Werken bis zur Gegenwart. "Siebzig Stock-Werke" bieten einen Ausblick auf die Wege und Umwege eines Künstlerlebens.

Der bei Königsberg geborene und in Oyten aufgewachsene Stock malte schon als Kind, und seine Werke sind geprägt von leidenschaftlicher Liebe zur Natur. Stocks großes Thema ist die norddeutsche Landschaft in ihrer eigenwilligen, leisen Schönheit. Weite Himmel, einsame Moorheiden, an Waldsäume geschmiegte kleine Dörfer, Stimmungen der Jahreszeiten, Wasser, Wolken, Weiden und spektakuläre Wetterszenen lassen den Betrachter fern aller Alltagshektik einen Raum für Tagträume. "Ich nehme die Erscheinungen der Natur als Einladung zum Gespräch auf, zur Meditation in Formen und Farben auf der Leinwand", beschreibt Stock seine Inspirationen.

Er studierte Philosophie und Theologie in Tübingen, Göttingen und Hamburg. "Mein Studium schloss ich als Religionspädagoge ab und war gleichzeitig privater Malschüler des in Kuhstedt bei Bremervörde lebenden Malers Alfred Wiegmann", erinnert sich der heute 70-Jährige.

Wiegmann schickte seinen Schüler nach Paris, und Stock schrieb sich in der Académie de la Grande Chaumière ein. Vier Jahre arbeitete der junge Stock danach als Lehrer bei Bremen. Fasziniert aber habe ihn zeitlebens die Kunst, so Stock, was ihn bestärkte, den Lehrerjob an den Nagel zu hängen.

Seit fast fünf Jahrzehnten sieht der Fischerhuder Galerist, Verleger, Maler, Kurator und Autor Wolf-Dietmar Stock die Welt mit dem Auge des Künstlers. Und er vermittelt die Kunst mit den Editionen aus seinem Verlag "Atelier im Bauernhaus" und als Kurator von Ausstellungen großer Meister der Worpsweder, Hiddenseer, Ahrenshooper und Hamburger Künstlerszene einem breiten Publikum.

Der Unruheständler Stock sagt von sich: "Mein Leben als Maler und Verleger bestand aus dem Leben eines Taugenichts, welches mich 17-jährig auch literarisch begeisterte und dem mütterlichen Wunsch, Oberstudienrat zu werden." Der mütterliche Wunsch blieb unerfüllt, weil Stock sich nach seiner Lehrerzeit der Malerei zuwandte und im idyllischen Malerdorf Fischerhude, unweit von Worpswede, seinen Wirkungsbereich aufbaute. Dort gründete Stock auch den Kunstverein Fischerhude.

Stock befreite seine Malerei vom Druck des Broterwerbs, als er 1975 seinen "Verlag Atelier im Bauernhaus" beim Börsenverein des deutschen Buchhandels anmeldete. "Dort gab ich das von mir selbst illustrierte Heimatbuch, Butjadingen, als erstes Werk heraus, was noch heute als bibliophile Kostbarkeit gilt", sagt Wolf-Dietmar Stock.

Es war der Auftakt von Editionen, die das Land zwischen Elbe und Weser, entlang der Deutschen Fährstraße, in Bildern und Texten publik machten. Immer neue Kunstausstellungen kuratierte Stock in Kombination mit Bildbänden.

Jüngst entstand in Zusammenarbeit mit den Buxtehuder Autoren Marlis und Hans-Joachim Dammann eine Kunstausstellung über die Este im Buxtehuder Zwinger. Für das Bremervörder Bachmann-Museum gestaltete Stock die Werkschauen "Große Kunstausstellung 1927", die auch im Helms-Museum, Harburg, zu sehen war, "Zwischen Moor und Heide" und "Die Heidjer" mit Bildern und Kunsthandwerk von Theodor Hermann, Ernst Müller-Scheeßel, Hugo Friedrich Hartmann oder Heinrich Vogeler.

Zu Ehren des Hamburger Landschaftsmalers Karl Otto Matthaei gründete Stock 2007 die gleichnamige Gesellschaft, die mit Ausstellungen das Schaffen norddeutscher Künstler in den Fokus stellt.

Auch als Buch-Autor ist Stock aktiv und hat zudem verschiedene Werksammlungen norddeutscher Autoren verlegt. So brachte er im vergangenen Herbst im Zusammenwirken mit der Buxtehuder Autorinnengruppe "sage & schreibe" die Textsammlung "Buxtehude - Eine Stadt schreibt ein Buch" heraus, an der 37 Autorinnen und Autoren aus der Region beteiligt waren. Auch die literarische Reise mit dem Moorexpress durch das Teufelsmoor zwischen Stade und Bremen hat Stock neben zahlreichen weiteren Projekten, wie der Veröffentlichung der "Moorbibliothek", "Mord auf der Schwebefähre" (Osten) initiiert. Und, so der 70-Jährige, fürs Rentnerdasein habe er gar keine Zeit, denn das neueste Projekt ist schon in Vorbereitung.

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