Aluminiumhersteller AOS will Sandtransporte auf kurzem Weg und nicht mehr durch die Dörfer. Genehmigungsverfahren beim Landkreis noch nicht abgeschlossen

Hammah. Rund 120 Bürger wollten die Entscheidung des Rates ihrer Gemeinde Hammah, Samtgemeinde Himmelpforten, zum umstrittenen Sandabbau am Rande ihres 3000 Einwohner zählenden Ortes direkt miterleben. Dabei ging es am Montagabend um die Stellungnahme der Gemeinde an den Landkreis Stade im Genehmigungsverfahren zum Sandabbau des Unternehmens Aluminium Oxid Stade (AOS).

Einstimmig lehnte der Gemeinderat den Sandabbau ab, nachdem Rechtsexperte Professor Hans Walter Louis, Ministerialrat a. D. aus Braunschweig, den Abbauantrag der AOS als "fehlerhaft" bezeichnet hatte. Der Antrag "verneine eine Pflicht zur Umweltverträglichkeitsprüfung" und Auswirkungen auf Grundwasserbildung seien nicht dargelegt, so Louis. Sein Fazit: So könne vom Landkreis Stade keine wasserrechtliche Erlaubnis oder Bewilligung zum Sandabbau in Hammah erteilt werden. Die Aufhebung einer Entscheidung des Landkreises könnte überdies beim Lüneburger Verwaltungsgericht verlangt werden, wenn eine erforderliche Umweltverträglichkeitsprüfung nicht durchgeführt oder nachgeholt worden sei, führt Louis aus. Ob die Samtgemeinde Himmelpforten klagebefugt wäre, sei allerdings noch offen, da das Gesetz gerade novelliert werde. Man fordere deshalb die AOS auf, ihren Antrag zurückzuziehen, so der Gemeinderat.

Der Aluminiumhersteller mit rund 540 Beschäftigten und 50 Auszubildenden benötigt den Sand zur Sicherung seiner Rotschlammdeponie zwischen Hammah und dem Unternehmensstandort in Stade-Bützfleth. "Mit dem Sand, rund 150.000 Kubikmeter pro Jahr, sollen die Deponiedeiche schrittweise von derzeit zwölf Metern Höhe in den kommenden 16 Jahren auf 21 Meter erhöht werden", sagt AOS-Geschäftsführer Helmuth Buhrfeindt. "So können wir bis zum Jahr 2028 genügend Stauraum für den Rotschlamm sichern." Rotschlamm ist ein Abfallprodukt, das bei der Produktion von Aluminiumoxid und Aluminiumhydroxid aus Bauxit entsteht. "Die AOS wäscht den Rotschlamm vor der Deponielagerung als einziges Unternehmen weltweit, so dass die stark ätzende Natronlauge ausgefiltert wird", sagt Buhrfeindt.

Der Sand, der derzeit aus Fredenbeck und Wiepenkathen zu etwa 80 Prozent durch Hammah zur Deponie gefahren wird, soll nach Plänen der AOS nicht mehr durch die Dörfer, sondern per Lkw über ausgebaute Feldwege zur Deponie transportiert werden. Nur 160 Meter der K 80 zwischen Groß Sterneberg und Stadermoor würden zur Transporttrasse, die dort aber auch an Wohnhäusern vorbeiführt.

In Hammah treffen diese Pläne auf breiten Widerstand. Viele Anwohner sehen den Sandabbau an den von der AOS favorisierten Flächen als "Zerstörung der Landschaft". Für die Landwirte nennt Klaus-Hinrich Breuer, Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes Stade, den Verlust von rund 35 Hektar Ackerflächen als Argument gegen den Sandabbau. Abbaugegner Rolf Supper und seine Mitstreiter haben einen ganzen Katalog von gefürchteten Nachteilen erstellt und mit 392 Unterschriften Hammaher Bürger beim Landkreis protestiert.

Supper nennt unter anderem Beeinträchtigung der Lebensqualität durch Lärm, Einbußen des Freizeitwertes, Nachteile für die Tierwelt, Tinnitus-Risiken, Luftbelastung durch Radlader, Saugbagger und Planierraupen, Probleme für das Grundwasser und viele weitere Gründe. Auch seien Fragen, wer für Schäden der Häuser nahe der Transportstrecke haftbar gemacht werden könne, völlig ungeklärt, so Supper.

Kreisbaurat Hans-Hermann Bode sagt für die zuständige Genehmigungsbehörde, dass das wasserrechtliche Planfeststellungsverfahren für den Sandabbau "Hammah II" derzeit noch läuft und nach der Entscheidung des Gemeinderates nun weitere Prüfungen erfolgen.