Nach Umbau haben Rollstuhlfahrer nicht mehr genug Platz zum Ein- und Aussteigen

Hamburg. Gerade erst wurde der Busbahnhof Wilhelmsburg modernisiert. Neue Bäume wurden gepflanzt, Überdachungen erweitert, neue, windgeschützte Sitzgelegenheiten gebaut. Daneben wurde ein Blindenleitsystem eingerichtet, das sehbehinderten Menschen durch Bodenmarkierungen den Weg zum Einstieg in den Bus weist. Doch ausgerechnet diese Neuerungen machen Rollstuhlfahrern am Busbahnhof das Leben schwer. Denn wenn der Busfahrer so hält, dass der Einstiegspunkt des Blindenleitsystems auf Höhe der Fahrertür ist, haben Rollstuhlfahrer schlechte Karten: Dann wird die Mitteltür mit der Rollstuhlrampe von einer direkt davor stehenden Sitzbank blockiert. Ein- und Ausstieg werden zur Strapaze.

"Zwischen Bank und Bus ist es viel zu eng", sagt Thomas Trägel aus Wilhelmsburg, der im Rollstuhl sitzt und mehrmals wöchentlich am ZOB ein- und aussteigt. "Und wenn die Rampe, über die man in den Bus gelangt, ausgeklappt wird, kann man kaum noch rangieren." Bequemes Ein- und Aussteigen sieht anders aus, findet auch Jutta Rudl, die mit ihrem E-Rollstuhl noch mehr Platz braucht als Trägel. "Jedesmal muss ich den Busfahrer bitten, weiter vorzufahren, damit vor der Tür Platz zum Aussteigen ist", erzählt sie. Einige Busfahrer reagierten verständnisvoll, andere weniger. Und wenn Jutta Rudl es aus dem Bus geschafft hat, geht der Ärger weiter: Dann steht sie vor einer Durchfahrt zwischen Bank und Mülleimer, die für ihren Rollstuhl zu schmal ist.

"Es wäre schön gewesen, wenn man die Rollstuhlfahrer bei der Planung mit einbezogen hätte", sagt Kesbana Klein (SPD) aus dem Regionalausschuss Wilhelmsburg-Veddel, die sich als Gründerin der Initiative "Barrierefreier Bahnhof Wilhelmsburg" früher schon für Gehbehinderte stark gemacht hat. "Planungsfehler können passieren", findet sie, "schlimm ist nur, dass jetzt nichts getan wird, obwohl das Problem bekannt ist." "Die Planung ist tatsächlich etwas unglücklich gelaufen", sagt Hochbahn-Sprecherin Maja Weihgold. "Das haben unsere Planer auch eingeräumt. Wir haben die Angelegenheit aber auf dem Zettel." Provisorisch wurden inzwischen neue Haltemasten aufgestellt, so dass die Busse ein Stück weiter vorn halten und der Einstieg an der mittleren Tür frei ist. Sobald das Wetter es zulässt, solle das Blindenleitsystem an die neuen Haltepunkte angepasst werden, so Weihgold. "Bei Minusgraden lässt sich das aber schlecht machen."

Die neuen Haltemasten sind Thomas Trägel und Jutta Rudl auch schon aufgefallen. "Die bringen aber nicht viel, da die Haltepunkte damit nur ein ganz kleines Stück verschoben sind", meint Trägel, "und viel weiter können sie auch gar nicht verschoben werden, weil dort kein Platz mehr ist."

Am vergangenen Dienstag wurde auf der Sitzung des Regionalausschusses Wilhelmsburg-Veddel ein von Klein initiierter Antrag beschlossen, in dem gefordert wird, die Situation schnellstmöglich zu verbessern. "Es kann nicht sein, dass immer noch nichts unternommen wurde", sagt Klein.

Und wie kommen Thomas Trägel und Jutta Rudl hinauf zur S-Bahnstation? "Zurzeit noch gar nicht", sagt Trägel. "Ich fahre mit dem Bus zur S-Bahnstation Harburg oder Veddel, die sind barrierefrei", erzählt Rudl. Beide freuen sich auf den neuen Fahrstuhl, der in Wilhelmsburg im Bau ist - und hoffen, dass die Hochbahn die Planungsfehler am Busbahnhof bald behebt.