Eine große Umfrage soll die Wünsche der Bürger und den Bedarf für ein OPNV-Konzept analysieren. Die Busse sind oft nur schwach besetzt.

Jork. Oft fahren die Linienbusse nur schwach besetzt, obwohl aus der Gemeinde Jork, Fahrgäste gern öfter mit diesem Verkehrsmittel nach Buxtehude, Stade oder Hamburg fahren würden. Jorker Politiker, Verwaltungsvertreter und der Fahrgastbeirat des Landkreises gehen nun auf Ursachenforschung, um dem Wunsch vieler Jorker nach besserer Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr mit einem neuen Konzept zu entsprechen. Dazu hat sich eine neue Arbeitsgruppe zum Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) gebildet, die zunächst mit einer groß angelegten Umfrageaktion Ideen und Anregungen, aber auch das Nutzungsverhalten in Bezug auf öffentliche Verkehrsmittel möglichst vieler Bürger erfassen will.

"Maßgebend sollen Busverbindungen nach Hamburg, Buxtehude, zur S-Bahn-Station Neukloster und zur Fähre in Finkenwerder auf ihre Auslastung untersucht werden, um Wünsche der Bürger im nächsten Nahverkehrsplan des Landkreises mit einfließen zu lassen", sagt Ratsherr Harm-Paul Schorpp.

Die Arbeitsgruppe hatte sich auf Antrag seiner Grünen-Fraktion und mit großer Zustimmung aller Ratsmitglieder gebildet und ihre Arbeit bereits begonnen. Aus allen politischen Fraktionen, der Verwaltung und dem Fahrgastbeirat des Landkreises Stade setzt sich die Arbeitsgruppe zusammen. Leiter der Gruppe ist Harm-Paul Schorpp von den Grünen. Michael Eble (CDU), Marion Albers und Anne-Katrin Harms-Friedrichsen von der Fraktion Bürgerverein (BVJ) und Ernst Tilsner (SPD) arbeiten ebenso in der Gruppe mit, wie Bürgermeister Gerd Hubert, Uwe Köpke von der Gemeindeverwaltung und Klaus Müller, Sprecher des Fahrgastbeirates des Landkreises Stade.

Als erstes hat die Arbeitsgruppe ÖPNV einen Fragebogen erarbeitet, in dem alle Jorker Bürger Wünsche, Anregungen und ihre Kritik äußern können. "So können wir das Thema, das vielen Jorkern unter den Nägeln brennt, für die neuen Verkehrsplanungen des Landkreises einbringen und unsere Forderungen besser untermauern", sagt Schorpp. Jeweils im Fünfjahresturnus wird die Nahverkehrsplanung überarbeitet, und in diesem Jahr steht eine neue Überarbeitung an, die dann nach dem Niedersächsischen Nahverkehrsgesetz vom Kreistag beschlossen werden muss.

Jorks Bürgermeister Gerd Hubert sieht in verschiedenen Verkehrsverbindungen mit Bus oder Bahn sehr gute Alternativen, Ziele in Hamburg ohne Auto zu erreichen. "Mit der S-Bahn von Neukloster oder Neugraben bis zum Flughafen Fuhlsbüttel zu fahren, ist wesentlich entspannter, als im Auto Staustress im Elbtunnel zu bekommen", sagt Hubert. Sein zuständiger Fachbereichsleiter in der Verwaltung, Uwe Köpke, will nach der Auswertung aller Fragebögen Ende Februar mit der Arbeitsgruppe analysieren, ob die finanziellen Hürden für die Verlängerungen verschiedener Buslinien von Jork bis Cranz, Altona und Finkenwerder überwunden werden können. "Von Cranz und Finkenwerder aus gibt es auch günstige Fährverbindungen nach Hamburg", sagt Köpke.

Allerdings ist den Jorkern klar, dass die seit langem gewünschte Verlängerung der Buslinie 150 von Jork über Cranz nach Altona nicht zum Minitarif zu haben ist. Der Landkreis habe bereits signalisiert, derzeit nicht mehr Geld in den Busverkehr zu investieren, so Schorpp. Er führt auch Gespräche mit Vertretern der Verkehrsgesellschaft Nordostniedersachsen, um eine Verlängerung der Buslinie 150 über Cranz bis Jork oder eine Verstärkung des Busverkehrs nach Buxtehude zu prüfen. Aber derzeit werden die meist dünn besetzten bestehenden Buslinien schon als Mangel an Nachfrage gedeutet, sagt Schorpp.

"Es ist ein Teufelskreis", sagt Klaus Müller vom Fahrgastbeirat dazu. "Sind die Verbindungen schlecht, nutzen sie nur wenige Leute." Aber immerhin gebe es rund 2000 Jorker Pendler, die zur Arbeit nach Hamburg fahren. Nur ein geringer Teil, auch von Stade und Buxtehude nutze die Busverbindungen, weil sie nicht optimal auf die Bedürfnisse der Pendler zugeschnitten sind. Auch sei es abends oder nachts schwierig mit dem ÖPNV von Hamburg nach Jork zu kommen, so Müller. "Hier ist mehr Kreativität von den Planern gefragt, um Förderungen, etwa aus EU-Töpfen, zu bekommen und der Landkreis müsste dafür mehr Geld in die Hände nehmen", sagt Müller. Viele Bürger nutzen überdies öffentliche Verkehrsverbindungen nicht, weil es zu wenig Informationen dazu gibt, nennt Müller als weiteres Problem.

Es gelte nun für die Arbeitsgruppe zu analysieren, ob und wie in den im Landkreis gut ausgebautem Schülerbusverkehr nicht auch der Personennahverkehr integriert werden kann. "So ließen sich zusätzliche Busverbindungen ohne Mehrkosten schaffen", sagt Müller. "Immerhin ist Jork mit seiner Bürgerbefragungsaktion ein Vorreiter und es wäre gut, wenn andere Gemeinden diesem Beispiel folgen."

Die Fragebögen liegen ab sofort in Jorker Geschäften, im Rathaus und in der Tourist-Info aus und sollten bis Ende Februar ausgefüllt abgegeben werden. Online können sie auch direkt ausgefüllt werden.

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