Mehr als 600 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Kultur und Medien waren in den Großen Saal des Privathotels Lindtner in Harburg geladen.

Harburg. Dass Banken in Zeiten von Eurokrise, Milliardenbürgschaften für klamme Mittelmeeranrainer und Spekulationspleiten in Serie unter besonderer Beobachtung stehen, war auch beim Neujahrsempfang der Sparkasse Harburg-Buxtehude zu spüren. Mehr als 600 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Medien drängten sich am Dienstagabend im Großen Saal des Privathotels Lindtner. Und lauschten dann aufmerksam und gespannt, was Vorstandschef Heinz Lüers zur Lage an den Finanzmärkten im Allgemeinen und zur Entwicklung des Hamburger Südens im Besonderen zu sagen hatte.

"Vertrauen lässt sich mit Geld nicht kaufen, Zeit schon", sagte Lüers angesichts diverser Rettungsschirme, die inzwischen zur Stützung "systemrelevanter" Banken und ganzer Staaten aufgespannt wurden. Dass sich der Finanzsektor teilweise massiver Kritik ausgesetzt sehe, sei zum Teil nachvollziehbar. Lüers warnte die Parteien aber ausdrücklich davor, mit dieser Kritik im bevorstehenden Bundestagswahlkampf allzu leichtfertig umzugehen.

Überdies hielt er ein glühendes Plädoyer für den Euro, von dessen Fortbestand er überzeugt sei. Der Manager prophezeite ein weiteres Wachstum der Weltwirtschaft, von dem Deutschland profitieren werde. Den zahlreichen Privatkunden legte Lüers eine stärker differenzierte Vermögensstruktur nahe, ganz nach dem markigen, auch zum Winterwetter passenden Motto: "Wer streut, rutscht nicht aus."

Mit Blick auf die Region forderte der Vorstandsvorsitzende dringende Infrastrukturmaßnahmen wie den Ausbau der Autobahnen A 39 und der A 26 zügig umzusetzen. Hamburgs Süden müsse verkehrstechnisch optimal erschlossen werden, um auf diese Weise bestmöglich vom Wirtschaftswachstum zu profitieren. Deshalb wolle die Sparkasse Harburg-Buxtehude auch 2013 mittelständische Unternehmen mit dringend benötigten Krediten versorgen. Ganz im Sinne jener Werte, für die das Geldinstitut konsequent stehe: "Nähe, Seriosität und Verlässlichkeit".

Auf eine Reise in den Nahen Osten wurden die zahlreichen Gäste des Neujahrsempfangs beim anschließenden Vortrag "Wohin geht die arabische Welt" mitgenommen. Immer wieder gelingt es der örtlichen Sparkasse, namhafte Gastredner zu verpflichten (siehe Infokasten). "Weil wir zeigen wollen, dass wir auch über den Tellerrand hinaus schauen", so Lüers.

Diesmal hatte das Geldinstitut Antonia Rados eingeladen. Die 59 Jahre alte Chefreporterin von RTL Deutschland gilt als profunde Kennerin der arabischen Welt. Durch ihre beeindruckenden und mehrfach preisgekrönten Reportagen aus dem Kosovo, Afghanistan und dem Irak avancierte sie zu einer der populärsten Auslandskorrespondentinnen weltweit.

Gerade erst weilte sie wieder im Iran, am 25. Januar reist sie einmal mehr nach Kairo. "Anlass ist der zweite Jahrestag der ägyptischen Revolution, da muss ich einfach auf dem Tahrirplatz sein, der zu einem Symbol für den arabischen Frühling geworden ist", sagte sie dem Abendblatt.

Obwohl Antonia Rados bei ihren Reisen in die Kriegs- und Krisengebiete dieser Welt immer wieder mit großem Leid und Zerstörung konfrontiert worden ist und wie im vergangenen Sommer im nordsyrischen Aleppo nach Luftangriffen im Morgengrauen auch Todesangst spürte, hat sie ihre Entscheidung für diesen Beruf nie bereut. "Natürlich gehen solche Bilder nicht spurlos an einem vorbei. Ich brauche nach meinen Reportagereisen immer wieder Auszeiten, um Abstand zu gewinnen und das Gesehene zu verarbeiten", sagt die gebürtige Klagenfurterin mit Wohnsitz Paris. Wichtig sei aber, stets eine kritische Distanz zu wahren: "Nirgends wird mehr manipuliert, als in Kriegen. Nicht umsonst heißt es, die Wahrheit stirbt zuerst."

Wohin die Entwicklung in der arabischen Welt nach den Revolutionen in Tunesien, Ägypten und Libyen gehen wird, darauf vermochte Antonia Rados noch keine abschließende Antwort zu geben. Dafür zitierte sie den englischen Autor Horace Walpole: "Erfahrene Propheten warten die Ereignisse ab."