Fünf Wahlkreissieger in der südlichen Metropolregion Hamburgs sind von der CDU - dennoch müssen sie in Hannover in die Opposition.

Winsen/Stade/Lüneburg . Mit gemischten Gefühlen bewerten die Spitzenpolitiker in der südlichen Metropolregion Hamburg das Ergebnis der Niedersachsenwahl. Im Landkreis Harburg und im Landkreis Stade haben alle Direktkandidaten der CDU das Rennen gewonnen. Aber in Hannover werden sie jetzt auf den Oppositionsbänken Platz nehmen müssen - nach mitunter zehn Jahren im Regierungslager. So heißt die nüchterne Bilanz nach dem spannenden Wahlsonntag unter den fünf direkt gewählten Christdemokraten in den Wahlkreisen Buchholz, Seevetal, Winsen, Buxtehude und Stade denn auch: Gewonnen und doch - ganz knapp - verloren.

Heiner Schönecke (Buchholz), Norbert Böhlke (Seevetal) und André Bock (Winsen) gewannen im Landkreis Harburg ihre Wahlkreise deutlich vor ihren sozialdemokratischen Kontrahenten. "Wir haben überzeugend gewonnen", resümierte Norbert Böhlke aus Meckelfeld. "Wir werden als Abgeordnete die Interessen unserer Region vertreten." Böhlke zieht das vierte Mal in den Landtag. Seine politische Zukunft sieht er realistisch: "Du arbeitest in der Opposition mehr oder weniger für den Papierkorb, weil die Mehrheit deine Anträge ablehnt oder so verändert, dass du sie nicht mehr wiedererkennst."

Auch der Christdemokrat Heiner Schönecke muss nach zehn Jahren im Leineschloss erstmals auf einem Oppositionsstuhl Platz nehmen. "Wir sind nur knapp unterlegen und haben das Wahlergebnis zu akzeptieren", analysierte der frühere Landwirt. "Meine Partei und ich werden uns mit der Rolle in der Opposition arrangieren. Für mich wird das eine ganz neue Erfahrung werden. Ich habe allerdings die Befürchtung, dass Hannovers Oberbürgermeister Stephan Weil die Verhältnisse in der südlichen Metropolregion Hamburg vor allem in puncto Hochschulen und Verkehr als Ministerpräsident nicht richtig einschätzen wird."

Der Winsener Diplom-Verwaltungsbetriebswirt André Bock zieht das erste Mal für die CDU in den niedersächsischen Landtag ein. "Unser Land war gut aufgestellt in puncto Finanzen, Wirtschaft und Bildung", sagte Bock. "Die CDU wird jetzt knallharte Oppositionsarbeit machen. Ich kann auch in der Opposition viel lernen in Hannover und werde mit Norbert Böhlke und Heiner Schönecke einiges bewegen." Fast ungetrübte Freude herrschte hingegen bei der SPD. "Ich habe meine Frau Brigitte um 23.40 Uhr noch einmal geweckt", sagte Kreistagsfraktionschef Professor Jens-Rainer Ahrens. "Dann haben wir noch ein Gläschen Sekt getrunken." Ärgerlich findet Ahrens allerdings, dass erstmals seit 1970 kein Sozialdemokrat des Landkreises Harburg mehr im Landtag sitzt. "Aus unserer Region müsste wenigstens ein Kandidat über die Liste abgesichert sein."

Auch in Buxtehude und Stade waren die Gewinner am Ende doch nicht die Sieger. Die beiden CDU-Kandidaten Helmut Dammann-Tamke und Kai Seefried fuhren in ihren Wahlkreisen klare Siege ein. Dammann-Tamke lag mit 23.075 Stimmen weit vor dem SPD-Wahldebütanten Stefan Schimkatis mit 14.734 Stimmen; auch Seefried verwies Petra Tiemann klar auf Platz zwei. "So richtig freuen kann ich mich über das gute Ergebnis in meinem Wahlkreis nicht", sagte Dammann-Tamke. "Ich mache mir Gedanken, was nun auf unsere Region zukommt. Denn der Trumpf, dass der Ministerpräsident und zwei CDU-Vertreter sich so stark für unseren Landkreis einsetzen konnten, sticht nun nicht mehr." In Feierlaune hingegen war die SPD-Landtagsabgeordnete Petra Tiemann, die nach fünf Jahren in der Opposition ins Regierungslager wechselt. Sie zieht über den Listenplatz sechs ins Leineschloss.

Jubel aus ganz anderem Grund als in den übrigen Wahlkreisen südlich von Hamburg herrschte am Sonntag im Lüneburger Capitol: In rotem Blazer kam Andrea Schröder-Ehlers (SPD) die Treppe hinauf, die obere Etage der Gaststätte klatschte und klatschte. Nach zehn Jahren haben die Sozialdemokraten den Wahlkreis Lüneburg von der CDU und ihrem Bernd Althusmann zurückerobert. "Geiles Ergebnis", entfuhr es einer jungen Genossin.

Lüneburgs Oberbürgermeister Ulrich Mädge (SPD) herzte seine einstige Fachbereichsleiterin. Dass er selbst kein Mitglied einer neuen Landesregierung werden wird, habe für ihn schon im November festgestanden. Unklar ist die Zukunft des Kultusministers Althusmann. Stand gestern Nachmittag kann er noch nicht einmal über die Liste in den neuen Landtag einziehen. "Lüneburg ist immer ein umkämpfter Wahlkreis gewesen, ich habe zweimal gewonnen und jetzt verloren", sagte er am Sonntagabend. Das Ergebnis sei ein "Schlag ins Kontor. Ich werde mich aber weiter gerne einbringen in der CDU".

Alle Ergebnisse unter www.landkreis-stade.de, www.landkreis-harburg.de, www.lueneburg.de