Bis zum Jahresende muss die Freiwillige Feuerwehr Harburg nun aus der Unterkunft im Binnenhafen ausziehen.

Harburg. Die Zeit drängt, und die Harburger Bezirksverwaltung gerät dadurch zunehmend unter Druck. Der Mietvertrag der Freiwilligen Feuerwehr Harburg im Binnenhafen läuft am Jahresende aus. Bis dahin muss die Harburger Verwaltung nicht nur ein geeignetes neues Grundstück für die Feuerwehrwache gefunden haben, die Stadt Hamburg muss auch ein Gebäude errichtet haben, in das die ehrenamtlichen Helfer mit ihren Fahrzeugen und Geräten umziehen können.

Die Suche nach einer geeigneten Fläche dauert bereits Jahre. Die Unterkunft im Binnenhafen war lediglich eine Zwischenlösung, weil sich die Suche nach einer Alternative als äußerst kompliziert erwies. Der neue Standort muss möglichst im Einzugsgebiet der Feuerwehr liegen - und auch das Umfeld stimmen. So muss die nächste Wohnbebauung so weit entfernt liegen, dass die Nachbarn nicht bei jedem Einsatz gestört werden.

Zuletzt war eine Fläche in der Straße Am Wallgraben im Gespräch. Harburgs Politiker allerdings sähen dort lieber Wohnbebauung als eine Feuerwehrwache. In der jüngsten Sitzung des Stadtplanungsausschusses der Harburger Bezirksversammlung zog der Leiter der Harburger Fachbehörde, Carl-Henning von Ladiges, nun wieder einen alten Vorschlag aus der Schublade, der von der Feuerwehr längst verworfen worden war. Eine nicht bebaute Fläche zwischen Stadtautobahn und Nöldekestraße, gegenüber der alten Polizeiwache. "Wir hatten aber mit einem Antrag die Verwaltung aufgefordert zu prüfen, ob sich dort eine Wohnbebauung realisieren ließe", sagt CDU-Fraktionschef Ralf-Dieter Fischer.

Die Verwaltung prüfte, kam aber, wie von Ladiges jetzt in der Sitzung mitteilte, zu dem Ergebnis, dass die Fläche wegen der Nähe zur Stadtautobahn und wegen der Nähe zu Industriebetrieben gänzlich ungeeignet sei für diesen Zweck. Nach wie vor, so von Ladiges in der Sitzung, könne sich die Verwaltung vorstellen, dass diese Fläche ein guter Alternativstandort für die Freiwillige Feuerwehr sei.

"Ich finde es schon verwunderlich, dass die Verwaltung nun wieder mit diesem Vorschlag aufwartet. Als man uns die Fläche zum ersten Mal vorgeschlagen hat, hatten wir bereits unsere Gründe dafür genannt, warum für uns dieser Standort nicht in Frage kommen kann", sagt Hamburgs Landesbereichsführer der Freiwilligen Feuerwehren, André Wronski. Die Fläche sei nämlich zum einen zu weit vom Einsatzgebiet der Wehr entfernt, zum anderen zu weit von den Wohnorten der Feuerwehrleute. Dadurch entstünden im Ernstfall überflüssig lange Wege, bis die Freiwillige Feuerwehr am Einsatzort eintreffen könne. Zudem, so Wronski, sei es kaum im Sinne der Nachwuchsförderung, würden den ehrenamtlichen Feuerwehrleuten bei Alarm zu weite Wege zugemutet werden.

"Wir alle wissen, dass die Feuerwehr diesen Standort immer abgelehnt hat und dazu immer plausible Argumente vorgetragen hat. Deswegen haben wir auf diese Äußerung von Herrn von Ladiges etwas verhalten reagiert", sagte Muammer Kazanci (SPD). Daran, so der Vorsitzende des Stadtplanungsausschusses, dass dieser Standort für die Feuerwehr zur Funktionseinschränkung führen würde, habe sich nichts geändert. Allerdings, so Kazanci weiter, scheine die Verwaltung dieser Argumentation nicht folgen zu wollen. Das entscheidende Argument für oder gegen eine geeignete Fläche für die Freiwillige Feuerwehr Harburg sei nach Auffassung Kazancis ganz klar, die Funktionsfähigkeit der Feuerwehr.

Seit Jahren hatte die Verwaltung der Feuerwehr immer wieder Vorschläge gemacht, die aber bislang alle von der Feuerwehr abgelehnt worden waren. Freie, innerstädtische Flächen sind aber endlich, insbesondere dann, wenn das Einzugsgebiet einer Wehr das Harburger Kerngebiet umfasst. Und die Feuerwehr braucht eine gute Infrastruktur. Sie muss mit ihren Einsatzfahrzeugen schnell zum Feuer kommen können.

Inzwischen liegt der Bezirksverwaltung ein Dringlichkeitsantrag der CDU vor, der mehrheitlich in der Bezirksversammlung angenommen wurde. Mit diesem Antrag erhöht die Politik nun den Druck auf die Verwaltung, kurzfristig eine geeignete Fläche für die Feuerwehrleute zu finden.

"Es ist ja nicht damit getan, dass wir eine Fläche finden, die wir für gut und sinnvoll erachten. Der Bau eines Feuerwehrhauses dauert auch seine Zeit", so Wronski. Neun bis zwölf Monate braucht die Hansestadt Hamburg als Bauherrin, um ein Feuerwehrhaus zu bauen. "Die Verwaltung arbeitet jetzt mit Hochdruck an einer weiteren Lösung und prüft gerade eine weitere Fläche", sagt Kazanci. Wo diese Fläche liegen soll, wollte der SPD-Abgeordnete nicht sagen. Sollte diese Fläche von der Feuerwehr akzeptiert und von der Politik beschlossen werden, müsste es schnell gehen. Ansonsten bleibt nur zu hoffen, dass die Feuerwehr ihren Mietvertrag im Binnenhafen verlängern kann. Andernfalls wäre sie ab Ende des Jahres ohne Dach überm Kopf.