Leuphana Universität feiert mit Geistlichen und 80 Gästen Andacht für Libeskind-Bau

Lüneburg . Das Fundament für ihr neues Zentralgebäude nach Daniel-Libeskind-Entwurf ist gelegt, die erste Kellerdecke steht. Zeit für die Leuphana Universität Lüneburg, innezuhalten. Mit einer Andacht, genauer gesagt einer Bauandacht - zwar nicht an der Baustelle selbst, wohl aber im wohlig-warmen Foyer der nahen Bibliothek.

Für uni-ungewohnte Worte sorgten vier Geistliche, die die Andacht gemeinsam und interreligiös gestalteten, dabei den Kopf füllten mit Gedanken, die an diesem Ort sonst kaum Platz finden.

Was zum Beispiel ist jenseits dessen, was ist? Wie funktioniert etwas, das keine Funktion hat?

Einen Raum für solche Fragen, Fragen, die man nicht beantworten kann, wird die Universität mit ihrem neuen Zentralgebäude bekommen. Denn dort richten die evangelischen und katholischen Kirchengemeinden, der Landesverband der jüdischen Gemeinden Niedersachsens und die Klosterkammer Hannover gemeinsam einen "Raum der Stille ein", einen Raum für Andacht, zum Innehalten.

Und für Fragen wie jene, die der Generalvikar des Bistums Hildesheim, Dr. Werner Schreer, an die Gehirne der Zuhörer richtete. Wie zum Beispiel über das, was jenseits dessen ist, was ist. Solche Fragen "hüten ein Geheimnis", sagte Schreer, deshalb seien sie nicht zu beantworten. Wohl aber zu bedenken - doch kaum ein Ort an eine Uni bietet dafür den Raum. Bisher.

"Es wird ein Ort, der den Menschen, die hier arbeiten, Raum gibt, geistig und menschlich aufzuatmen", so Hochschulseelsorger Michael Hasenauer. "Ein Ort geistiger Entwicklung und Toleranz, der über gewohnte Pfade hinausschreitet", so Uni-Pfarrer Helmke Hinrichs. "Ein Ort, der sich von allen anderen der Universität unterscheidet", so Landesrabbiner Jonah Siever. Einer, der allen offenstehe - auch denen, die nicht religiös oder kirchlich gebunden sind. Als Raum für Einkehr, als Oase, als Kraftzentrum für die ganze Hochschule.

Dass so ein Raum nötig ist, in den 600.000 Euro von den kirchlichen Einrichtungen fließen, darin waren sich Geistliche und Politiker einig. "Aus der Erfahrung, dass alles Reden uns manchmal einfach nicht weiterbringt", wie es Landessuperintendent Dieter Rathing sagte, "wenn nichts mehr hilft, außer stiller Demut, wo das Wissen versagt und anstelle des Hirns nur noch das Herz sprechen kann". Oder um sich selbst zu prüfen, ob ich den richtigen Weg gewählt habe, wie es Kultusminister Dr. Bernd Althusmann nannte. Oder um Freiheit, Horizont und neue Möglichkeiten zu erspüren, wie es sich Architekt Daniel Libeskind wünscht, der nebenberuflich eine Professur an der Leuphana Universität innehat.

Auch wenn die Baustelle aufgrund des Frosts gerade ruht: Die Arbeiten liegen nach Uni-Angaben im Zeit- und Finanzierungsplan von 57,7 Millionen Euro. Ende 2014 sollen die Bauarbeiten an dem Bau mit 5000 Quadratmetern Grundfläche inklusive Auditorium für 1200 Menschen beendet sein - und da das Fundament auf Sand und nicht auf einem Salzgestein wie die Lüneburger Altstadt liegt, wird die Uni auch nicht mit Senkungsschäden zu kämpfen haben bei ihrem neuen Zentralgebäude. Das nach dem Wunsch von Oberbürgermeister Ulrich Mädge übrigens "auf Augenhöhe mit den drei Kirchtürmen der Stadt" stehen wird. Knapp 37 Meter hoch, wünscht sich Mädge das moderne Konstrukt aus Stahlbeton, Glas und Titan-Zink-Blech als Willkommensgruß für aus dem Süden in die Stadt Fahrende. Mädge: Das Libeskind-Haus "gehört zur Symbolik der Stadt".