Viel Prominenz beim Neujahrsempfang der Hamburger Rotarier, dem ältesten deutschen Rotary-Club, im Heimfelder Privathotel Lindtner.

Harburg. Für Prof. Hermann Rauhe war der Neujahrsempfang der Hamburger Rotarier am Mittwochabend im Privathotel Lindtner gewissermaßen eine Heimkehr. Ab 1976 gehörte der weithin geschätzte Musikfachmann, Ehrenpräsident der Hamburger Hochschule für Musik und Theater sowie emeritierter Ordinarius der Uni Hamburg, nämlich zum gastgebenden Rotary-Club Hamburg-Haake. Allerdings nur zwei Jahre. "1978 hat man mich wegen mangelnder Präsenz wieder rausgeschmissen", berichtet der 82-Jährige - allerdings ganz ohne Gram. Schließlich hätte ihn der Rotary-Club Hamburg "netto" noch im selben Jahr mit offenen Armen empfangen. Und dort sei er bis zum heutigen Tage auch wohlgelitten.

Der RC Hamburg trägt den nur unter Rotariern bekannten Zusatz "netto" übrigens nicht, weil deren Mitglieder vermeintlich bevorzugt beim Discounter gleichen Namens shoppen gehen würden. Und auch nicht, weil ihnen nach allen Abzügen vom Brutto-Verdienst womöglich am meisten bliebe. Der RCH ist schlicht und einfach der einzige aller insgesamt 17 Hamburger Clubs, der keinen offiziellen Appendix als nähere Eingrenzung des Wirkungskreises wie etwa Deichtor, Haake oder Hafencity trägt. Vor allem aber ist der RC Hamburg "netto" mit seinem Gründungsjahr 1927 der erste und älteste deutsche Rotary-Club überhaupt.

Mit offenen Armen wurde Rauhe übrigens auch beim Neujahrsempfang begrüßt. Unter anderem vom Schatzmeister des RCH-Haake, Dr. Reiner Brüggestrat. Der Rauhe auch gleich versicherte, dass er den Rauswurf garantiert verhindert hätte, wenn er denn damals schon dagewesen wäre. Zu dieser Zeit aber lebte der heutige Vorstandschef der Hamburger Volksbank noch im Ruhrgebiet. Dort schlägt auch noch immer sein Fußballherz, wie er freimütig zugab, und zwar für den VfL Bochum.

In Hamburg kicken er und Sohn Julian, 18 und beinharter Schalke-Fan, übrigens in einer Mannschaft, dem Hobbyverein FC Vorstand. Der sich just heute aufs Eis wagt, um die Zuschauer vor dem Freezers-Spiel in der O2-Arena gegen die Adler Mannheim mit Eisfußball zu unterhalten.

Rotarier ist Brüggestrat derweil aus Überzeugung geworden: "In diesen Zeiten, in denen Banker unter verschärfter Beobachtung stehen, ist es umso wichtiger, sich werteorientiert zu verhalten. Deshalb sind mir die sozialen Projekte, die wir als Club in unserem unmittelbaren Umfeld unterstützen, wie zum Beispiel die Jobbörse in Neuwiedenthal, wirklich eine Herzensangelegenheit." Es gehe bei weitem nicht nur darum Schecks auszustellen, sondern sich ganz persönlich einzubringen, so Brüggestrat. Dazu gehöre eben auch, bei Minusgraden mal Glühwein auszuschenken. Oder anderweitig selbst mit anzupacken, wo Hilfe nötig sei. Getreu dem Rotarier-Motto "service above self", selbstlos dienen.

Mit Abendblatt-Chefredakteur Lars Haider durfte der RCH-Haake am Mittwochabend noch einen "verlorenen Sohn" im Lindtner begrüßen. Der gebürtige Heimfelder hatte den Club 2009 in Richtung Bremen ("Weserkurier") verlassen und hat sich als "Wahl-Uhlenhorster" inzwischen dem RCH-Lombardsbrücke angeschlossen.

In seiner überaus kurzweiligen Festrede erinnerte Haider noch mal eindringlich an das Konzept "Wachsende Stadt". Mit der Internationalen Gartenschau und der Internationalen Bauausstellung böten sich neue Chancen, den "Sprung über die Elbe" endlich zu schaffen: "Zum Beispiel mit einer Seilbahn von St. Pauli nach Wilhelmsburg, auf die größte Flussinsel Europas." Sollte der Sprung 2013 nicht gelingen, wäre das Konzept wohl endgültig gescheitert.