An Bord der ehemaligen Hadag-Fähre gibt es am Sonntag wieder Kunst und Musik. Liedermacher Werner Pfeifer organisiert Veranstaltungen.

Harburg. Ihre Zeit als flotte Hadag-Fähre auf der Elbe hat die "Stadersand" längst hinter sich. Jetzt liegt sie als Wohnschiff sicher vertäut im Harburger Binnenhafen und mutiert in unregelmäßigen Abständen zum "Café kleiner ozean". So wie am kommenden Sonntag, 20. Januar, wieder. Wenn es an Bord nicht nur diverse Heißgetränke und leckeren Kuchen gibt, sondern auch Live-Musik, ein Bilderkino mit Hafenmotiven des Fotografen Frederic Plambeck und eine Ausstellung des "Bootskünstlers" Knud Plambeck.

Ausgedacht hat sich das Ganze Werner Pfeifer, Liedermacher, Eigner der "Stadersand" und stadtbekannter Polizeireporter bei der NDR-Hörfunkwelle 90,3. Acht Jahre hat er selbst auf der alten Fähre gelebt. Und auch wenn er, der Familie wegen, irgendwann zurück aufs Festland gezogen ist, so ist die Liebe zum Hafen, seinen Menschen und alten Schiffen doch noch immer sehr lebendig.

"Angesichts der gen Himmel strebenden Neubauten auf der Schloßinsel wird leicht verdrängt, dass es rundherum jede Menge maritimes Flair durch kleine Werften, Hausboote und alte Marinas gibt. Wir sind hier doch das Salz in der Suppe", sagt Pfeifer mit leicht melancholischem Unterton. Gerade jetzt, im Winter mit Schnee und Frost, entfalte das Ursprüngliche des Binnenhafens samt all den historischen Relikten seine ganze Schönheit.

Sie wieder stärker ins Bewusstsein der Harburger und ihrer Gäste zu rücken, haben sich Pfeifer und seine Mitstreiter auf die Fahnen geschrieben. Allein schon die "Anreise" zum Harburger Hauptdeich 22 sei ja ein lohnendes Erlebnis. In einem weiten Bogen rund um die Schlossinsel führe der Weg durch alte Hafenanlagen, entlang des Elbdeichs und ende schließlich in einer Sackgasse genau vor dem Steg zur "Stadersand". "Für einen Sonntagsspaziergang einfach ideal", sagt Pfeifer.

Nach seiner Überzeugung hat jedes Schiff eine Seele. An und auf dem Wasser fühlt sich der gebürtige Bielefelder einfach am wohlsten. Dieses Faible teilt er mit Helene Buderus, Jan Horn und Knud Plambeck, die allesamt seine Nachbarn im Binnenhafen sind. Helene Buderus wird am Sonntag 20-minütige Hafenrundfahrten auf ihrer Hafenbarkasse "Togo" anbieten. Die hat sie als materielle Abfindung erhalten, als ihr Arbeitgeber vor einigen Jahren zahlungsunfähig war. "Ich liebe diesen Kahn und werde den Gästen nicht nur etwas über die bewegte Vergangenheit der Togo, sondern auch einiges über das neue Hafenkonzept für die Zukunft erzählen", so die 59-Jährige.

Auch Knud Plambeck lebt wie Helene Buderus auf einem Hausboot. Es ist die "Orti II", die ehedem dem Kampfmittelräumdienst gehörte. Plambeck, der gelernte Tischler und studierte Produktdesigner mit eigener Galerie in Altona, wird auf dem Oberdeck der "Stadersand" zwölf seiner eigenwilligen maritimen Kunstwerke zeigen.

Seit 2006 hat sich der Künstler ganz dem Bau von Schiffsmodellen aus alten Ölfässern verschrieben. "Gefundene, im praktischen Nutzwert aufgegebene Dinge vermag er zum zweiten Leben zu erwecken", befand einmal Prof. Torkild Hinrichsen, der Direktor des Altonaer Museums. So werde aus Schrott Kunst, "deren Qualität sich darin offenbart, dass sie Augen und Sinne gleichermaßen beschäftigt und Assoziationen schafft".

Dass es auch ordentlich was auf die Ohren gibt, darum kümmert sich Gastgeber Werner Pfeifer selbst. Schließlich hat der passionierte Liedermacher dem Harburger Binnenhafen und dem Leben auf dem Wasser sogar schon eine eigene CD gewidmet. Die Liedersammlung "kleiner ozean" wurde 2011 mit dem Harburger Musikpreis ausgezeichnet. Zur Verstärkung hat sich Pfeifer der Mithilfe der befreundeten Barden Jan Garbade und Roland Prakken versichert. Zudem wird noch der eine oder andere musikalische Überraschungsgast erwartet.

"Boote sind ein abgeschlossener Raum in der Unendlichkeit. Hier darf ich mich mit mir und der Unbedeutsamkeit meines eigenen Seins beschäftigen. Das ist befreiend und beruhigend zugleich", sagt Knud Plambeck. Pfeifer und seine Crew hoffen, dass sich diese Stimmung auch am Sonntag einstellt. Und die Gäste diese am Ende auch mit nach Hause nehmen.

"Café kleiner ozean", Sonntag, 20. Januar, 11 bis 20 Uhr, Harburger Hauptdeich 22. Eintritt frei. www.kleiner-ozean.de