Das Abendblatt stellt alle Landtagskandidaten aus der Region vor. Heute: Wahlkreis 52 – Buchholz, Hollenstedt, Jesteburg, Tostedt.

Der Countdown läuft: Es sind nur noch vier Tage bis zur niedersächsischen Landtagswahl am Sonntag. Wie bei jeder Wahl geben die aufgestellten Kandidaten ihrer jeweiligen Partei ein Gesicht. Wofür treten sie ein? Wer sind sie? Was zeichnet sie aus? Das Hamburger Abendblatt hat nachgefragt und stellt die Direktkandidaten der fünf Parteien CDU, SPD, FDP, Grüne und Linke aus den Wahlkreisen der Region bis zur Landtagswahl vor.

In der zweiten Folge antworten die Direktkandidaten aus dem Wahlkreis 52. Er umfasst Buchholz, Hollenstedt, Jesteburg und Tostedt. Bei der Landtagswahl vor fünf Jahren wurde Heiner Schönecke (CDU) direkt gewählt, er erhielt 47,2 Prozent der Erststimmen. Danach folgte Silva Seeler (SPD) mit 26,9 Prozent der Erststimmen auf Rang zwei. Für die Grünen konnte Ruth Alpers 9,3 Prozent auf sich vereinen, es folgten Nicole Bracht-Bendt (FDP) mit 7,6 Prozent und Christel Wegner (Linke) mit 5,7 Prozent.

Neben den fünf vorgestellten Vertretern der großen Parteien gibt es in diesem Jahr im Wahlkreis 52 noch weitere Kandidaten auf den Wahllisten. Es sind Hans-Peter Schröder (Bündnis 21/RRP) aus Buchholz, Gerd Krümmel (Freie Wähler) aus Fleestedt und Gerret Bachmann (Piraten) aus Tostedt.

Was hat der jetzige niedersächsische Landtag gut gemacht und was schlecht?

CDU: Die Aufstellung eines Doppelhaushalts für 2013/14 war gut, damit wurden die Weichen zur Senkung der Nettoneuverschuldung auf null Euro im Jahr 2017 gestellt. Dass die Planungen für einen neuen Plenarsaal in Hannover abgebrochen wurden und man sich damit für einen Umbau entschieden hat, der wohl nicht billiger sein wird, ist weniger gut.

SPD: Gut war, dass die Landtagsmitglieder in der "Causa Wulff" besonnen gehandelt haben. Schlecht hat die Regierungsmehrheit den Verkauf niedersächsischer Krankenhäuser abgewickelt. Laut Rechnungshof verschenkte das Land durch diesen ökonomischen Fehltritt ganze 240 Millionen Euro - Geld, das in unseren Gemeinden fehlt.

FDP: Die neue Oberschule ist ein Erfolgsmodell, es gibt so viele Lehrer wie nie. Außerdem sank die Zahl der arbeitslosen Jugendlichen seit 2003 um 37 Prozent, in zwölf Landkreisen herrscht nahezu Vollbeschäftigung. Die Versorgung mit Krippenplätzen ist im Landkreis über dem Landesdurchschnitt und liegt in Buchholz bei 65 Prozent.

Grüne: Schlecht ist, dass außer Bayern nur noch Niedersachsen Studiengebühren an Universitäten erhebt. Auch ist die Durchlässigkeit der Schulformen nach oben nicht gegeben, die Klassen sind zu groß. Das muss verbessert werden. Niedersachsen hat außerdem die Möglichkeit verschleppt, Windkraftland Nummer eins in Deutschland zu werden.

Linke: Die Mehrheit der Bevölkerung lebt von Lohnarbeit, wird davon leben, hat als Rentner davon gelebt oder will, weil arbeitslos, davon leben. Für diese Mehrheit hat der Landtag in seiner Mehrheit nichts geleistet. Bei den Krippenplätzen sind wir weit im Rückstand, die verkürzte Gymnasialzeit bedeutet nicht zuletzt weniger Deutschunterricht.

Welches der drängenden Probleme in Ihrem Wahlkreis wollen Sie als Erstes anpacken?

CDU: Die Umsetzung der Machbarkeitsstudie zur S-Bahn nach Tostedt und Lüneburg hat für mich oberste Priorität. Sehr wichtig ist für mich auch die Umsetzung der Inklusion nach dem Vorbild der Behindertenarbeit am Kiekeberg und die Energiewende im Landkreis Harburg.

SPD: Pendler brauchen Soforthilfe. Auch wenn ich den Bau einer S-Bahn gut finde, weiß ich: Das wird Jahre dauern. "Anpacken" meint zeitnahe Hilfe. Wir alle erinnern uns an quälende Staus, eine bessere Koordination von Autobahnbaustellen ist mein Ziel. Dazu bedarf es guter Kommunikation mit der Hansestadt. Daran mangelt es derzeit.

FDP: In Hollenstedt, Buchholz und Tostedt gibt es massive Verkehrsprobleme. Beispielsweise muss in Hollenstedt der Lärmschutz an der A 1 dringend verbessert, in Buchholz der Ostring zur Entlastung der Innenstadt gebaut und in Tostedt eine Verkehrsentlastung geplant werden.

Grüne: Keine weiteren Massentierhaltungsanlagen im Landkreis, Verbesserung des flächendeckenden ÖPNV.

Linke: In Buchholz fehlen bezahlbare Wohnungen, die Lösung ist mehr sozialer Wohnungsbau. Das sabotiert die schwarz-gelbe Regierung in Niedersachsen. Sie hat sich noch nicht einmal verpflichtet, die vom Bund bereitgestellten Mittel in Höhe von 40 Millionen Euro je Jahr ab 2014 für die Wohnraumförderung einzusetzen.

Wie würden Sie sich selbst in einer Kontaktanzeige beschreiben?

CDU: Ungeduldig, tausend Ideen auf einmal.

SPD: Als jemanden, der Leute an einen Tisch bringt. Ein Familienmensch, der aus Überzeugung kämpft. Nicht ums Wort verlegen - als geselligen Geist.

FDP: Engagierter, zielstrebiger Mensch, manchmal etwas zu detailversessen und ungeduldig.

Grüne: Vielseitig interessiert, aufgeschlossen, weltoffen, zuverlässig und liebevoll.

Linke: Das weiß ich nicht, da habe ich keine Erfahrung.

Woran wollen Sie sich in fünf Jahren messen lassen?

CDU: An der Zahl der Arbeitsplätze im Landkreis Harburg und an der Verbesserung des ÖPNV.

SPD: Am lokalen Wirkungsgrad meiner Politik. In fünf Jahren will ich Probleme gelöst haben, die ich heute als Bürgermeister von Jesteburg und Kreistagsmitglied beklage. Daher erwarten meine Wähler, dass ich diese Ehrenämter weiterführe, auch als Abgeordneter. Denn: An regionaler Basisarbeit soll man mich messen.

FDP: Die Verkehrsentlastungen sollten in Planung oder Bau begonnen sein. Außerdem sollten neue Wohngebiete für neue Bürger ausgewiesen werden.

Grüne: An einer tatsächlichen Verbesserung der Lebensbedingungen für die Bürger, an mehr regionalen erneuerbaren Energien und an nachvollziehbaren transparenten Entscheidungen.

Linke: Daran, dass wir, die Linke, es schaffen, all diese Missstände so lange und so intensiv in die öffentliche Debatte zu bringen, bis die künftige Mehrheit im Parlament Gesetze beschließt, die Abhilfe schaffen. Wir verstehen uns als das soziale Gewissen, das keine Ruhe gibt. Arbeit und Soziales sind brennende Gegenwartsfragen.