Niedersachsen wählt. Das Abendblatt stellt alle Landtagskandidaten aus der Region vor. Heute: Wahlkreis 51, Seevetal, Neu Wulmstorf, Rosengarten.

Harburg. Der Countdown läuft: Es sind nur noch fünf Tage bis zur niedersächsischen Landtagswahl am Sonntag. Wie bei jeder Wahl geben die aufgestellten Kandidaten ihrer jeweiligen Partei ein Gesicht. Wofür treten sie ein? Wer sind sie? Was zeichnet sie aus? Das Hamburger Abendblatt hat nachgefragt und stellt die Direktkandidaten der fünf Parteien CDU, SPD, FDP, Grüne und Linke aus den Wahlkreisen der Region bis zur Landtagswahl vor.

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In der ersten Folge antworten die Direktkandidaten aus dem Wahlkreis 51. Er umfasst die drei Gemeinden Neu Wulmstorf, Rosengarten, Seevetal im Landkreis Harburg. Bei der Landtagswahl vor fünf Jahren gewann Norbert Böhlke (CDU) mit 45,8 Prozent der Erststimmen das Direktmandat. Auf dem zweiten Rang folgte Brigitte Somfleth (SPD) mit 32,2 Prozent. Auf die hinteren Plätze landeten Jens Hansen (Grüne, 6,8 Prozent), Horst-Dieter Heitmann (FDP, 6,5 Prozent) und Axel Bittner (Linke, 5,4 Prozent).

Es gibt neben den fünf vorgestellten Vertretern großer Parteien im Wahlkreis 51 Kandidaten auf Wahllisten, die 2008 nicht antraten oder es nicht in den Landtag schafften. Zur Wahl stehen Rentner Matthias Friedrich (Bündnis 21/RRP) aus Rosengarten, Bauingenieur Willy Klingenberg (Freie Wähler) aus Lindhorster Heide und Robert Geislinger (Piraten), IT-Systemkaufmann aus Winsen.

Was hat der jetzige niedersächsische Landtag gut gemacht und was schlecht?

Norbert Böhlke, CDU:

Gut waren die Reduzierung der Neuverschuldung und die beschlossene Schuldenbremse sowie die Verabschiedung eines niedersächsischen Heimgesetzes mit Zustimmung auch von Oppositionsstimmen. Schlecht gemacht war die quälende Entscheidungsfindung zur Frage der Sanierung oder des Abrisses mit Neubau des Plenarsaales.

Tobias Handtke, SPD:

Gut ist, dass Gesamtschulen wieder eingerichtet werden können. Schlecht ist, dass sie mindestens fünfzügig sein müssen. Der Elternwille für mehr integrierte Gesamtschulen ist vielerorts so nicht umzusetzen. Die Studiengebühren sind bildungspolitisch und wirtschaftlich falsch, denn viele junge Menschen werden gehindert zu studieren.

Jens Schnügger, FDP:

Gut ist, dass der Landtag trotz der Finanzkrise den Abbau der Neuverschuldung in Angriff genommen hat. Schlecht ist, dass die Opposition einen schnelleren Schuldenabbau blockiert.

Claudia Feddern, Grüne:

Gut war die Opposition. Mehrfach hat sie versucht, in die Abschiebepolitik des niedersächsischen Innenministers Uwe Schünemann einzugreifen. Schlecht war die Flüchtlingspolitik. Es geht gar nicht, was beispielsweise der Familie Nguyen aus Vietnam widerfahren ist, die abgeschoben und aufgrund des Drucks wieder zurückgeholt wurde.

Axel Bittner, Linke:

Was schlecht ist: Keine der anderen Parteien will einen Mindestlohn von zehn Euro, ein landesweites Sozialticket, die Abschaffung der Studiengebühren oder einen Ausschluss Gorlebens bei der Suche nach einem Atom-Endlager. Die Parteien haben mit den Hartz-Gesetzen dazu beigetragen, die Armut in Niedersachsen zu vertiefen.

Welches der drängenden Probleme in Ihrem Wahlkreis wollen Sie als Erstes anpacken?

Norbert Böhlke, CDU:

Die endgültige Festlegung des Anbindungspunktes der A 26 in Rübke und Verhinderung der Tank- und Rastplatzplanung Elbmarsch in Meckelfeld/Klein Moor.

Tobias Handtke, SPD:

Den Kontakt zu Hamburg suchen und die Partnerschaft ausbauen. Wir haben viele Probleme bei Planungen, die uns auf niedersächsischem Gebiet stärker belasten als auf Hamburger Seite. Die Raststätte in Meckelfeld zum Beispiel oder die Belastung für die Bürger in Rübke an der A26.

Jens Schnügger, FDP:

Als Seevetaler liegt mir die hohe Lärmbelastung der gesamten Gemeinde am Herzen. Es darf keine weitere Anhebung des Lärmpegels geben. Das heißt: Ich werde auch weiterhin dafür kämpfen, dass die geplante Raststätte nicht auf dem Gelände der Gemeinde Seevetal gebaut wird.

Claudia Feddern, Grüne:

Oberste Priorität hat aus meiner Sicht die Bildung und die Inklusion. Es müssen bessere Konzepte für die Inklusion entwickelt werden. Lehrer und Eltern fühlen sich allein gelassen. Keiner weiß, wie die Inklusion funktionieren soll. Daran muss man gemeinsam arbeiten. Was außerdem drängt, ist die Aufklärung über die Umweltpolitik.

Axel Bittner, Linke:

Die Schaffung von weiteren Kita-Plätzen, auch über die 35-Prozent-Grenze hinaus. Die Gemeinde Seevetal beispielsweise geht von mindestens 50 Prozent aus, um ein bedarfsgerechtes Angebot bieten zu können. Außerdem hat der Ausbau von Integrierten Gesamtschulen im gesamten Landkreis Harburg für mich Priorität.

Woran wollen Sie sich in fünf Jahren messen lassen?

Norbert Böhlke, CDU:

Für mich ist die Messlatte Fleiß, Einsatz und Umsetzung der Wahlaussagen.

Tobias Handtke, SPD:

Die Menschen sollen das Gefühl bekommen, da ist jemand, zu dem kann ich hingehen, der hört mir zu und kümmert sich um meine Anliegen. Respektvoller Umgang und den Dialog auf Augenhöhe führen, bedeutet auch, seine Meinung klar zu sagen und nicht jedem nach dem Mund zu reden. Daran will ich mich gerne messen lassen.

Jens Schnügger, FDP:

Wenn ich in den Landtag gewählt werde, dann wird mein landespolitisches Ziel das Fachgebiet Tourismus und unternehmerische Nachhaltigkeit sein. Ich möchte den Tourismus in Niedersachsen fördern und so Arbeitsplätze und die Kaufkraft der Arbeitnehmer sichern.

Claudia Feddern, Grüne:

Ich könnte sonst was an Wahlversprechen machen. Aber ich will mich daran messen lassen, ob wir unsere ausgesprochenen Ziele erreicht haben. Was das Konzept zur Inklusion betrifft, ist es ja am Ende ablesbar, wie viele Schüler integriert wurden, ob die Klassenstärke reduziert wurde und Förderlehrer etabliert wurden.

Axel Bittner, Linke:

Ich möchte mich daran messen lassen, mich für das Wohl aller Bürger eingesetzt zu haben. Dies gilt insbesondere für sozial Benachteiligte.

Wie würden Sie sich selbst in einer Kontaktanzeige beschreiben?

Norbert Böhlke, CDU:

57-jähriger Mann, im Sternzeichen des Stieres geboren, vertrauenswürdig, kompetent, erfahren, weitsichtig, fleißig, kann zuhören und zupacken, kein Everybodys-Darling-Typ

Tobias Handtke, SPD:

Freundlich, humorvoll, lernwillig und gut gelaunt, "Glas ist halb voll"- Typ, kompromissbereit, Familienmensch, HSV-Fan, Nehme mich selber nicht so wichtig, fair und sachlich, komme ohne Kaffee nicht aus, koche und esse gerne und versuche das mit Sport wieder auszugleichen.

Jens Schnügger, FDP:

Darüber brauchte ich mir zum Glück bisher keine Gedanken machen, da ich glücklich verheiratet bin.

Claudia Feddern, Grüne:

Chaotisch-humorvolle Weltverbesserin.

Axel Bittner, Linke:

Ich verfüge über Empathie und soziale Kompetenz. Ich bin authentisch und bilde mir meine eigene Meinung ohne mich von so genannten Sachzwängen oder Alternativlosigkeiten beeinflussen zu lassen. Ich streite gern und viel in der Sache, lege dabei jedoch Wert auf gegenseitige Wertschätzung.