Buchholzer Grüne wollen das historische Haus an der Lindenstraße unter Denkmalschutz stellen. Die Verwaltung ist skeptisch.

Buchholz. Die Bücherkate an der Buchholzer Lindenstraße ist Geschichte, jetzt beschäftigen sich die Politiker der Stadt mit der Frage, ob das historische Gebäude unter Denkmalschutz gestellt werden soll oder nicht. Der Stadtplanungsausschuss wird am Mittwoch, 16. Januar, über den entsprechenden Antrag der Grünen diskutieren. Darin fordert Fraktionsvorsitzender Joachim Zinnecker, dass die Verwaltung alle notwendigen Schritte einleitet, um das mehr als 250 Jahre alte Haus als Kulturdenkmal unter Denkmalschutz zu stellen und bei "Gefahr in Verzug" sofort zu reagieren.

Hintergrund ist, dass die bisherige Mieterin Andrea Verdieck die Buchhandlung, die schon ihre Mutter betrieben hat, nach fast 40 Jahren Ende Dezember aufgegeben hat. Bestellungen wickelt sie nur noch übers Internet ab. Sie sei schon so lange im Beruf, sagt die 55-Jährige, da stufe sie die zukünftigen Entwicklungen der Branche als weniger schön ein. "Viele denken ja, dass man über große Internetanbieter alles schneller und billiger bekommt", sagt sie. Dabei könne man auch bei ihr Bücher innerhalb eines Tages zum selben Preis erhalten. Sie wolle aber nicht lamentieren, zumal zu dem Thema schon alles gesagt worden sei. Ihren Kunden und auch den Kunden ihrer Mutter danke sie für die langjährige Treue.

Der Auszug von Andrea Verdieck und das Ende des Mietverhältnisses stellt den Hausbesitzer Hein-Dirk Hinrichs jetzt vor die Frage, was mit dem Gebäude geschehen soll. "Es gibt viele Überlegungen, aber ich stehe bei einer Entscheidung nicht unter Druck und höre mir alles an", sagt er. Genau das ist für die Buchholzer Grünen der Grund, aktiv zu werden. Sie befürchten, dass sie bei einem Verkauf des Gebäudes am Ende vor vollendeten Tatsachen stehen und Buchholz eines der letzten erhaltenen historischen Gebäude unwiederbringlich verliert.

Diese Gefahr sieht Hinrichs, der in Herford als Rechtsanwalt arbeitet, nicht. "Nur weil ein Haus alt ist, muss es nicht gleich unter Denkmalschutz gestellt werden", sagt er. Er halte es generell für richtig, bestimmte Gebäude unter Schutz zu stellen, nur frage er sich, warum sich die Grünen ausgerechnet sein Haus herausgepickt hätten. Von dem aktuellen Antrag habe er erst über Umwege erfahren.

Die Buchholzer Stadtverwaltung rät dazu, das Thema gar nicht weiter zu verfolgen. Bereits vor mehr als 20 Jahren habe sich der Stadtrat dafür stark gemacht, mehrere Baudenkmäler in das Denkmalverzeichnis aufzunehmen - darunter auch die Bücherkate, heißt es in einer Stellungnahme. Die Bezirksregierung hat daraufhin die genannten Objekte auf ihre Denkmaleigenschaft hin geprüft und einige Gebäude in das Verzeichnis aufgenommen.

Die Bücherkate war aber mangels Qualität nicht darunter. "Da sich die wissenschaftlichen Beurteilungskriterien nicht verändert haben dürften, erscheint ein nochmaliger Antrag an das zuständige Landesamt für Denkmalschutz nicht Erfolg versprechend", erklärt die Verwaltung.

Auch für das Argument "Gefahr in Verzug" sieht sie rechtlich keinen Raum. Zum einen lägen ihr keine Kenntnisse darüber vor, dass die Bücherkate überbaut werden soll, zum anderen erlaube der gültige Bebauungsplan mit Blick auf die besonders stadtbildprägende Substanz lediglich einen eingeschossigen Solitärbaukörper.

Die Sitzung des Stadtplanungsausschusses am 16. Januar beginnt um 18.30 Uhr in der Kantine des Rathauses. Weitere Themen sind die Ergebnisse der Standortuntersuchung für die Windenergienutzung in Buchholz und eine mögliche Änderung der Abfahrtszeiten für das Anrufsammeltaxi. Interessierte Bürger sind eingeladen.