Seit Montag leitet Felix Schraven die Arcaden in Harburg. Er ist bereits der zehnte Center-Manager seit 2002. Zahlreiche Läden machen dicht.

Harburg. "Im Norden der Lüneburger Straße ist noch genug Fleisch am Knochen." Mit dieser Ansage will Felix Schraven nicht nur Optimismus verbreiten. Der 33 Jahre alte Paderborner und studierte Betriebswirt zeigt sich überzeugt davon, dass die Harburg Arcaden "großes Potenzial für Harburg haben" und als Teil der Knochenlösung mit den beiden Endpunkten Phoenix-Center im Süden sowie Arcaden und Karstadt im Norden, verbunden durch die Lüneburger Straße "funktionieren kann".

Schraven ist bereits der zehnte Center-Manager seit Eröffnung der Arcaden im Herbst 2002. Das spricht nicht gerade für Kontinuität in der Führung. Damals konnte die Management für Immobilien AG (mfi) noch eine Vollvermietung in ihrem Shopping-Center verbuchen. Seitdem ist solch eine Bilanz keinem Manager mehr gelungen. Vielleicht auch ein Grund für die häufigen Wechsel an der Spitze der Geschäftsführung, die sich nie länger als zwei Jahre halten konnte.

Schraven schreckt das nicht. "Die Übernahme der Harburg Arcaden ist eine große Herausforderung, auf die ich mich freue. Natürlich ist auch meine Vorgabe eine Vollvermietung. Da heißt es jetzt einen Gang zurückschalten und den Gashebel weiter durchdrücken", sagte der neue Center-Manager dem Abendblatt.

Montag war sein erster Tag in der obersten Etage der Arcaden. Am Dienstag brachte der Möbelwagen Schravens Umzugskartons von Berlin nach St. Pauli, wo Felix Schravens jetzt leben wird. Viel Zeit, um sich an seinem neuen Arbeitsplatz zurecht zu finden, bleibt dem Paderborner nicht. Zu drängend sind die Probleme in den Arcaden. Im Obergeschoss macht das Geschäft Pro Baby dicht. Im Erdgeschoss schließen der Buchladen Jokers, der Optiker Eye House, auch bei Final Cut und Depot läuft der Schlussverkauf. Der Brezel-Shop Dietsch ist ausgezogen, und für Subway ist noch immer kein Nachmieter gefunden.

"Wir sind in Verhandlungen für alle freien Ladenflächen, branchenoffen. Bei unseren Verhandlungen spielt natürlich auch die Idee, Flächen zusammen zu legen, eine Rolle. Aber wir müssen trotzdem einen attraktiven Mix anbieten. Die Leute vermissen hier zum Beispiel das mittlere Preissegment im Textilbereich", sagt Schraven.

Das Ladensterben in der Harburger Innenstadt ist auch für den Zugereisten nicht zu übersehen, erst recht nicht, wenn es sein Job ist, ein Shopping-Center zu leiten. Harburg brauche ein Gesamtkonzept, daran wolle er, gemeinsam mit dem Business Improvement District (BID), Karstadt-Chef Thomas Diebold, dem City-Management und auch dem Phoenix-Center arbeiten, so Schraven kämpferisch.

Für den Junggesellen ist der Job in den Arcaden die erste eigenverantwortliche Chefposition. Als Jugendlicher wollte er gern Pilot werden. Der Plan scheiterte aber an seinen schlechten Augen. Die hat er sich inzwischen lasern lassen - und hat die neuen Anforderungen nun bestens im Blick.

Nach Abitur, Ausbildung zum Hotelfachmann und anschließendem Studium in Paderborn startete Felix Schraven seine Karriere beim Lebensmittel-Discounter Aldi als Bezirksleiter. Im Januar 2011 wechselte er zur mfi, wurde zum Center-Manager ausgebildet und übernahm dann in einem mfi-Center in Berlin einen Stellvertreter-Posten.

In Harburg will der erklärte Anhänger des deutschen Fußballmeisters Borussia Dortmund nach eigenem Bekunden deutlich länger bleiben, als alle seine Vorgänger. Wenigstens zwei bis drei Jahre, noch lieber vier bis fünf Jahre, sagt er.

Schraven weiß, dass das nicht einfach wird. Das neue Umfeld sei schwierig, die Fluktuation der Geschäfte in der Lüneburger Straße hoch. Hinzu käme noch "Platzhirsch Phoenix-Center", der das Agieren auch nicht eben leichter mache. Deshalb bedürfe es "innovativer und zukunftsfähiger Konzepte". Harburg sei ein Markt, der sich neu finden müsse. "Dafür braucht es Frequenzbringer, aber auch einen attraktiven Branchenmix. Das gilt für ein Shopping-Center genau so wie für eine Innenstadt. Karstadt und die Arcaden haben das Potenzial, ein Gegengewicht zum Phoenix-Center zu bilden", sagt Schraven.

Dass die Harburg Arcaden zu den kleineren mfi-Centern gehört, ist für Schraven keineswegs ein Nachteil. "Mit 13.000 bis 14.000 Quadratmetern Verkaufsfläche sind wir hier in Harburg gut aufgestellt. Weil zur Strategie der mfi auch eine funktionierende Symbiose mit dem Umfeld gehört", so Schraven. Trotz der Leerstände in den Arcaden sei die Produktivität pro Quadratmeter Verkaufsfläche gut, sagt Felix Schraven.

Ob dem 33-Jährigen künftig noch viel Zeit zum Joggen bleibt, ist fraglich bei all der Arbeit, die auf ihn wartet. Aber seine kulinarischen Vorlieben für Fast Food passen zum Manager-Job. "Pizza und Burger - das mag ich."