Laut Gutachten bestand in Frommestraße Gefahr für Leib und Leben, Nachbarhaus bereits Geschichte

Lüneburg. Auf einmal geht alles ganz schnell - und in der Lüneburger Frommestraße wird heute Abend eine riesige Lücke klaffen. Wenige Hundert Meter vom Rathaus entfernt und mitten im Senkungsgebiet der Stadt wird seit Mitte der Woche das zweite Gründerzeithaus abgerissen, weil es laut Gutachten vom Einsturz bedroht war.

Eine Handvoll Zuschauer und keinerlei Demonstranten verfolgten gestern das Geschehen, als sich wieder die Zange eines Baggers in die Wände und Decken fraß. Das Nachbargebäude Nummer 4 hatte der Eigentümer Jürgen Sallier kurz vor Weihnachten abreißen lassen, jetzt folgt die Stadtverwaltung mit der Nummer 5.

Da der Eigentümer sich in Mexiko aufhält und er sich außer mit einem Verkaufsangebot durch seinen Anwalt nicht auf die Schreiben der Lüneburger Verwaltung meldet, hat die den Abtrag seines Hauses als sogenannte Ersatzvornahme in Auftrag gegeben, weil laut Statikgutachten "Gefahr für Leib und Leben" bestehe.

Seit Freitag vor Weihnachten sind die Bestandteile von Nachbarhaus 4 bereits auf dem Müll, bis zum heutigen Freitag wird laut Stadtsprecher Daniel Steinmeier auch der Großteil von Hausnummer 5 verschwunden sein. "Der Rest wird kommende Woche erledigt", sagt Steinmeier.

Etage für Etage greift der lange Arm eines Baggers das Mauerwerk, viel langsamer als in unsensiblen Bereichen geht der Abbau vonstatten. Denn die Frommestraße und ihre Umgebung sind das Sorgenkind der Stadt - der Erdboden senkt sich an einzelnen Stellen um hochgerechnet bis zu 25 Zentimeter pro Jahr.

Der Schutt wird entsorgt - getrennt nach Holz, Plastik, Isomaterial und Metall. Die Kellerdecken beider Häuser wurden zwar entfernt, nicht jedoch die Kellerräume selbst. "Sie werden mit Bauschutt verfüllt bis etwa 50 Zentimeter über der ehemaligen Decke respektive dem Erdboden", sagt Steinmeier. Grund sei die sogenannte Auflast: Auf dem Kellerfundament soll ein gewisses Gewicht erhalten bleiben.

Im Juni hatten die Mieter des Hauses 5 ihre Wohnungen verlassen müssen, im November die Nachbarn aus der 4. Nach Angaben von Nachbarn haben bislang nicht alle eine neue feste Bleibe. Für die direkten Nachbarhäuser in der Frommestraße hat die Stadtverwaltung bereits Statikgutachten angefordert. Auch dort zeichnen sich Probleme ab: Einer der Eigentümer weigerte sich bislang, den entsprechenden Auftrag zu vergeben. Ihm fehle das nötige Geld dafür.