Landkreis Harburg startet Neuauflage seines Projekts “Dreh ab“ an zwölf Schulen. Jugendliche entwickeln eigene Ideen zum Energiesparen.

Winsen. "Eigentlich weiß jeder, was man tun kann, um Energie zu sparen", sagt Julia Rehders. Die 15-Jährige ist Schulsprecherin am Gymnasium Salzhausen und engagiert sich für den Klimaschutz im Klassenzimmer. "Der Letzte macht beim Hinausgehen das Licht aus und die Fenster bleiben nicht dauernd auf Kipp stehend offen", sagt sie. "Was zuhause völlig normal ist, scheinen manche in der Schule aber leider zu vergessen." Auch Lehrer müssten hin und wieder daran erinnert werden, den Tageslichtprojektor nicht unbenutzt angeschaltet zu lassen.

An den Schulen im Landkreis Harburg macht sich das Befolgen solcher Verhaltenstipps künftig bezahlt, denn für jeden eingesparten Euro auf der Strom- und der Heizkostenrechnung gibt es eine Prämie von 50 Cent. Am Donnerstagnachmittag wurde im Winsener Kreishaus das entsprechende Projekt "Dreh ab!" gestartet. Schon zwischen 1994 und 2002 sparten Schulen in Hittfeld, Meckelfeld, Neu Wulmstorf, Tostedt und Winsen Strom und Wärme ein. Die eingesparten Energiekosten investierten sie in Solaranlagen, die heute im Physikunterricht als anschauliche Beispiele für die Erzeugung erneuerbarer Energien dienen.

"Zum diesjährigen Projektstart nehmen zwölf Schulen mit mehr als 7200 Schülern teil", sagt Rainer Rempe, Erster Kreisrat im Landkreis Harburg. Neben Julia Rehders und Leonard Möller aus Salzhausen sind auch die Kinder und Jugendlichen der Gymnasien Meckelfeld, Neu Wulmstorf und am Kattenberge in Buchholz dabei. Auch die dortige Real- sowie Integrierte Gesamtschule, die Erich-Kästner-Realschule Tostedt, die Ernst-Reinstorf-Schule Marschacht, die Estetalschule Hollenstedt, die Oberschule Jesteburg und die Winsener Johann-Peter-Eckermann-Realschule und Wolfgang-Borchert-Schule nehmen teil. "Weitere Partner können 2014 wieder auf den Projektzug aufspringen", so Rempe weiter.

Der Landkreis Harburg kooperiert bei dem Projekt, das überflüssige Emissionen des Klimagases CO2 vermeiden soll, mit den Energieberatern der Verbraucherzentrale wie Petra Atzenbeck. Die Architektin schult unter anderem die Hausmeister der öffentlichen Bildungseinrichtungen, um bei ihnen den Blick für mögliche Einsparpotenziale zu schärfen. Aus aktuellem Anlass stellt sich an den Schulen beispielsweise die Frage, wie viele weihnachtliche Lichterketten wirklich sinnvoll sind und wann sie brennen sollen. Auf den Toiletten gibt es teilweise wasserlose Urinale, die durch Luftdruck gereinigt werden, und Textilrollen zum Händetrocknen anstelle von Papierhandtüchern. "Außerdem kommt aus den Wasserhähnen auf unseren Klos nur kaltes Wasser", sagt Leonard Möller, der wie Julia Rehders die Schülerbelange am Gymnasium Salzhausen vertritt.

Ihre eigenen Ideen zum Energiesparen entwickeln die Schüler in den sogenannten Energieteams. Dort engagieren sich neben interessierten Kindern und Jugendlichen auch Lehrer und Hausmeister an der Umsetzung der Energiesparmaßnahmen. Zudem ist die Schulleitung eingebunden, um mögliche Konflikte früh zu erkennen.

Je nach Schule wird individuell entschieden, ob die E-Teams als Projektgruppe im Technikunterricht oder als freiwillige Arbeitsgemeinschaft organisiert werden. Die Ergebnisse ihrer Fehleranalysen sollen in konkrete Verbesserungsvorschläge münden, die in öffentlichkeitswirksamen Aktionen an der Schule präsentiert und möglichst schnell realisiert werden sollen.

Kritisch untersucht wird von den E-Teams einerseits das Verhalten von Lehrern, Schülern und anderen Raumnutzern wie zum Beispiel Teilnehmer von Volkshochschulkursen. Andererseits kommen die technischen Geräte der Schule auf den Prüfstand, um Stromfresser und Wärmelecks zu erkennen. Ziel des Projekts ist auch, dass die Schüler das gewonnene Wissen in die elterlichen Haushalte tragen.

"Mit einfachen Maßnahmen lässt sich viel erreichen - beispielsweise mit richtigem Lüften, der richtigen Raumtemperatur, dem Abschalten von nicht benötigter Beleuchtung oder dadurch, dass Elektrogeräte nicht auf Stand-by laufen, sondern komplett vom Netz genommen werden", sagt Oliver Waltenrath von der Stabsstelle Klimaschutz des Landkreises Harburg. "Die teilnehmenden Schulen erhalten ein Starterpaket mit Tipps und ihren aktuellen Energieverbrauchsdaten."

Fragebögen sollen den Schulen dabei helfen, ihre eingesparten Strom- und Heizkosten zu dokumentieren. Die 15 Jahre alten Julia Rehders und Leonard Möller füllen jetzt täglich einen speziellen Stundenplan aus. Auf ihm wird in jeder Unterrichtsstunde die jeweilige Raumtemperatur eingetragen.