Quartiersentwicklung ohne Verdrängung der alteingesessenen Bewohner: Anlage “Harburger Mühle“ bietet Wohnraum für bezahlbare Mieten.

Harburg. So funktioniert Quartiersentwicklung ohne Verdrängung der alteingesessenen Bewohner wegen überhöhter Mieten. "Bezahlbarer Wohnraum und damit auch öffentlich geförderte Seniorenwohnungen zu bauen, das ist ein ganz wichtiger Grundstein unserer Wohnungsbauoffensive in Hamburg. Und gerade in Heimfeld hat sich in den vergangenen Jahren einiges getan. Dieses Wohnquartier hat sich wesentlich zu Besseren gewandelt", sagt Hamburgs Bausenatorin Jutta Blankau anlässlich der Grundsteinlegung für 106 barrierefreie Seniorenwohnungen in der Grumbrechtstraße. Die SAGA GWG investiert rund 15,9 Millionen Euro in den Neubau.

In für Heimfeld typischer Hanglage entstehen jetzt Eineinhalb- bis Zweizimmer-Wohnungen. Sie werden zwischen 50 und 60 Quadratmeter groß. Vier sogenannte Punkthäuser werden windmühlenartig um ein Zentrum mit Bibliothek, Gruppenräumen und zwei Sonnenterrassen gebaut. Die neue Senioren-Wohnanlage soll den Namen "Harburger Mühle" tragen. "Die Durchschnittsmiete in Heimfeld beträgt etwa 6,40 Euro. Bei unseren neuen Seniorenwohnungen in erstklassiger Architektur können wir diese Quadtratmeter-Mietpreise mit 5,80 Euro sogar noch unterbieten, dank öffentlicher Förderung", so Lutz Basse, SAGA GWG Vorstandsvorsitzender. Mit dieser neuen Anlage werde den Senioren in Heimfeld die Möglichkeit geboten, so Basse weiter, "im Quartier alt zu werden".

Als Partner der Hansestadt Hamburg feiert die SAGA GWG den Baubeginn der 750. Wohnung in diesem Jahr in Hamburg. Basse stellt weitere 1000 neue Wohnungen für das Jahr 2013 in Aussicht. "Unsere Partner SAGA GWG leisten mit ihrem Engagement im Wohnungsbau einen überaus wichtigen Beitrag zur Erfüllung der jährlichen Verpflichtungen aus dem Wohnungsbauvertrag für Harburg", so Harburgs Bezirksamtsleiter Thomas Völsch.

Harburg habe einen Bevölkerungsanteil von etwa 25 Prozent über 60 Jahren, sagt Völsch. Viele Senioren wollten, so der Bezirksamtsleiter, in ihrem Umfeld, ihrem Stadtteil wohnen bleiben. "Vielleicht möchten ältere Menschen nicht mehr im eigenen Haus oder in der großen Wohnung leben. Umso wichtiger ist für diese Menschen, dass wir ihnen bezahlbaren Wohnraum mit der Möglichkeit, sich im Bedarfsfalle pflegen lassen zu können, anbieten", so Thomas Völsch weiter.

Michael Ahrens, Sprecher der SAGA GWG, rechnet damit, dass die Anlage etwa ab der zweiten Jahreshälfte 2014 bezugsfertig sein kann. Bei der Bauzeit, so Ahrens, sei es überaus schwierig, sich genau festzulegen. Die gesamte Wohnfläche beträgt rund 6000 Quadratmeter, die Gemeinschaftsfläche etwa 300 Quadratmeter . Zu der Wohnanlage sind 31 Pkw-Parkplätze eingeplant. "Ob es einen direkt an die Wohnanlage Harburger Mühle angeschlossenen Pflegedienst geben wird", so Ahrens weiter, "darüber wird derzeit noch beraten".

Hamburgs Bausenatorin Jutta Blankau jedenfalls ist der Überzeugung, dass mit dieser Senioren-Wohnanlage nicht nur ein wichtiger Baustein für den Wohnungsbau in Hamburg entsteht. "Dadurch, dass ältere Menschen aus ihren Heimfelder Wohnungen in die Harburger Mühle einziehen, rücken hoffentlich auch wieder junge Familien in die so leer gewordenen Wohnungen im Viertel auf", so die Harburgerin, die südlich der Elbe ihren Führerschein gemacht hat und versichert, dass man nur in Harburg lernen kann, "am Berg anzufahren", was schon mal sehr für den südlichen Bezirk Hamburgs spreche.

Ganz unumstritten aber ist dieser Neubau im Viertel nicht. Anwohner des Alten Postwegs protestierten gegen das benachbarte Wohnungsbauprojekt Heimfeld Terrassen mit fast 150 Neubauwohnungen. Sie befürchten eine zu große Verdichtung ihres Viertels. Weitere mehr als 100 neue Senioren-Wohnungen, so die Befürchtung vieler Heimfelder, ziehe noch mehr Autoverkehr in die Straßen des Wohnquartiers.

Für das Projekt Heimfeldterrassen liegt derzeit schon ein Bauantrag vor. Der Stadtplanungsausschuss der Harburger Bezirksversammlung hat auch schon eine Genehmigung in Aussicht gestellt. Wie berichtet, erwägen einige Anwohner jetzt sogar den Gang vor die Gerichte.