Eine Glosse von Alexander Sulanke

Die Weisen aus dem Morgenland taten ihre Schätze auf und schenkten dem neugeborenen König Gold, Weihrauch und Myrrhe. Dass die drei persönlich beim Jesuskind vorbeischauten, um Geschenke abzuliefern und Grüße zu übermitteln, erstaunt kaum: Wahrscheinlich hatte die Post Schwierigkeiten bei der Beförderung der Gaben gemacht: falsche Farbe!

Hätten die Besucher aus dem Nahen Osten mal bloß "Das 1x1 der Automation" gelesen. Dann wäre ihnen der lange Weg erspart geblieben. In dem 36-seitigen Standardwerk für Menschen mit Sendungsbewusstsein hat die Post kurz und knapp zusammengefasst, worauf beim Verschicken eines Briefes zu achten ist. Auf Seite 25 etwa ist zu lesen, wie ein Umschlag aussehen muss: weiß. Oder in Pastelltönen.

Alles andere (insbesondere Gold) wird der Post zu bunt, kostet 90 Cent Strafporto. Das liege daran, dass Briefe maschinell sortiert werden, erklärt eine Mitarbeiterin des Beförderungskonzerns. Bei farbigen Kuverts kapituliere die Maschine nun mal, sodass eine Menschenhand helfend eingreifen müsse. Ihr inoffizieller Tipp: Wer seine farbenfrohe Weihnachtspost nicht am Schalter aufgebe, sondern geschickt auf mehrere Briefkästen in der Stadt verteile (sodass sie nicht gleichzeitig von der Sortiermaschine ausgespuckt werden), komme mit Glück ums Strafporto herum.

Da überbringen wir unsere Grüße doch lieber persönlich - wie dereinst die Weisen aus dem Morgenland.