Im kommenden Jahr wird die Herstellung von Großöfen der Firma Daub nach Italien verlagert. 70 Mitarbeiter sind davon betroffen.

Harburg. Im nächsten Jahr wird die Produktion von Thermoöl-Großöfen der Firma Daub Backtechnik GmbH am Heykenauweg eingestellt. Die Kaak-Gruppe mit Sitz im niederländischen Terborg, zu der Daub Backtechnik gehört, hat gestern verkündet, die Produktion ins italienische Ala zu verlagern. Voraussichtlich sind fast 70 von insgesamt 110 Mitarbeitern betroffen. Viele arbeiten seit mehr als 25 Jahren in dem Betrieb.

Der Schock sitzt tief bei der Belegschaft. Als die Geschäftsführung am vergangenen Freitag mit einem Aushang zur Belegschaftsversammlung wegen Restrukturierungsmaßnahmen aufgerufen hatte, hatte sich die Betriebsratsvorsitzende Elke Stern schon gedacht, dass es dabei um Einsparmaßnahmen gehen würde. "Wir haben ja auch gemerkt, dass es weniger Aufträge gab. Dass es aber so massive Kürzungen gibt, hat uns sehr überrascht", sagt sie. Am Montag, 17. Dezember, 13 Uhr, wurde die Hiobsbotschaft nach der Mittagspause in der Produktionshalle verkündet. "Wir waren wie vor dem Kopf gestoßen", sagt Elke Stern. Das Kaak-Tochterunternehmen MCS in Ala, das als Spezialist für direkt und indirekt beheizte Tunnel- und Hochtemperaturöfen sowie Elektroöfen gilt, wird ab 2013 die Großöfen bauen. Dafür wird der Standort in Italien also erweitert. Aus Sicht der Kaak-Gruppe ist das eine Bündelung der Kompetenzen an vier Standorten: Ofenbau in Ala, Teigverarbeitung im niederländischen Den Bosch, Herstellung von Backformen und Fördertechnik am Stammsitz von Kaak in Terborg sowie Veredelung und Beschichtung der Backformen bei Lhotellier in Frankreich.

Ausbau in Italien, Abbau in Harburg. "Daub bleibt das Kompetenzzentrum für Thermoöl-Technologie innerhalb der Kaak Gruppe", heißt es in einer Pressemitteilung der Kaak-Gruppe. Entwicklung, Konstruktion, Vertrieb, Service sowie Projekt-Engineering sollen in Harburg bleiben. Die GmbH ist jetzt also lediglich für die Technik der Öfen verantwortlich.

"Die Ergebnisse entsprachen nicht dem, was der Kaak-Konzern erwartet hat", erklärt Klaus-Dieter Detje, Geschäftsführer von Daub Backtechnik GmbH den Schritt der Kaak-Gruppe. Deshalb hätten die Verantwortlichen entschieden, die Produktion zu schließen. Insgesamt sehe es derzeit schlecht aus für Thermoöl-Großöfen. "Der Weltmarkt für diese Öfen ist geschrumpft, und auch unser Auftragsvolumen ist gesunken", so Detje.

Dabei war die Welt vor fast einem halben Jahr noch in Ordnung. Damals hatte das Unternehmen, das weltweit führend ist in der Thermoöl-Technologie, noch einen großen Auftrag von einer Großbäckerei in Deutschland an Land ziehen können. Solche Großöfen bringen einen Umsatz zwischen 800.000 Euro und 1,8 Millionen Euro.

Neun Öfen hätten sie in den ersten sechs Monaten verkauft, hatte das Geschäftsführer-Gespann Klaus-Dieter Detje und Günther Fliszar in einem Gespräch mit dem Hamburger Abendblatt erklärt.

Viele Industrie-Bäckereien haben Thermoölöfen von dem Harburger Unternehmen in ihren Hallen stehen. Die Backwaren, die in den Discountern zu finden ist, wurden oftmals von Daub-Öfen gebräunt. Denn der Vorteil dieser Öfen ist, dass mehrere verschiedene Produkte gleichzeitig zubereitet werden können. Aber auch Schanzenbäcker-Filialisten beispielsweise zählten zu den Abnehmern dieser Öfen.

Die Thermoölöfen gelten als der Mercedes unter den Öfen für die Bäckereien. "Wer Wert auf Qualität legt, kommt an Thermoölöfen nicht vorbei", hatte der Ingenieur und Managing Director Günther Fliszar vor sechs Monaten dem Abendblatt erklärt.

Mit dieser Technik kann die Temperatur genau kontrolliert werden, und die Wärme wird über die gesamte Herdfläche gleichmäßig verteilt. So kommen am Ende gleichmäßig gebräunte Brötchen aus dem Ofen. "Es konnte keiner vorhersagen, dass sich der Markt jetzt so schlecht entwickelt", sagt Klaus-Dieter Detje.

Mit der Verkündung der Produktionsverlagerung der Großöfen beginnt nun das Pokerspiel. Der Betriebsrat und die Geschäftsführung werden in den nächsten Tagen die Verhandlungen aufnehmen und sich um einen so genannten Interessensausgleich bemühen. Bislang haben noch keine Gespräche zwischen Betriebsrat und Geschäftsführung stattgefunden.

Bis zum Sommer wird es voraussichtlich dauern, bis die noch laufenden Aufträge fertiggestellt sind. Der Betriebsrat schätzt, dass noch drei Monate vergehen werden, bis der Sozialplan steht. "Der Apparat läuft jetzt an", sagt Elke Stern.