Der 44-jährige Existenzgründer Ulf Jähncke entwirft praktische Outdoorkleidung für Hundehalter unter dem Label “Good Boy!“.

Winsen. Bei Ulf Jähncke, 44, dreht sich alles um den Hund. Genauer gesagt: um dessen Herrchen und Frauchen. Noch genauer gesagt: um die Klamotten, die sie anziehen, wenn sie mit ihrem Liebling Gassi gehen. Im Frühjahr 2008 kam dem Winsener eine Erleuchtung: Hundebesitzer müssen bei Wind und Wetter raus - aber ihre Jacken und Westen genügen oft nicht den Ansprüchen, die sie an Outdoor-Equipment stellt: wasserfester Stoff, viele Taschen, Beutel für Leckerlis, kleine Tasche für Hundepfeife, Befestigung für Wurfkelle.

Ulf Jähncke war damals Geschäftsführer und Partner der Reinhard + Partner Außenhandels GmbH in Hamburg-Bergedorf, die Freizeitkleidung für deutsche Großkunden produzierte und vertrieb. Bei einer Designerin hatte er Skizzen gesehen von Jacken mit vielen Taschen. "Das ist doch genau die Jacke für Hundebesitzer!", sagte sich Ulf Jähncke. Gemeinsam feilte er dann mit der Kollegin an der perfekten Hundehalterjacke. Er recherchierte bei Hundetrainern und -besitzern und erfuhr, dass die sich vor allem eine Rückentasche für Dummys und Spielzeug sowie integrierte Leckerlibeutel in den vorderen Thaschen wünschten. Der Winsener entwickelte einen Karabinerhaken für die Leckerlibeutel, der sich in der Innentasche befestigen lässt. Und die Leckerlibeutel bekamen Kordeln zum Verschließen.

Nach drei Monaten des Tüftelns war der erste Prototyp einer wasserdichten Ganzjahresjacke mit herausnehmbarer Fleece-Innenjacke fertig. "Unsere ersten Damen- und Herrenjacken und Westen haben wir in zweiseitigen Flyern präsentiert, die wir über Hundefachzeitschriften verteilt haben. Nach sechs Wochen war die erste Produktion ausverkauft", sagt Ulf Jähncke. Ein Jahr später ließ er den Namen für seine Hundebekleidung schützen: "Good Boy!" was auf Deutsch "guter Junge!" heißt und im Angelsächsischen von Hundebesitzern auch für ihre Rüden benutzt wird: "Good boy! - "Guter Jungen!", "Feiner Junge!"

Anfang August 2011 hat Ulf Jähncke sich selbstständig gemacht: in einer 600 Quadratmeter großen Lagerhalle mit Büro, Verkaufs- und Besprechungsraum im Winsener Gewerbegebiet Osterwiesen. "Jetzt muss ich nicht mehr ganz von Winsen nach Bergedorf fahren und bin in sieben Minuten bei der Arbeit", sagt der Existenzgründer.

Stolz zeigt er dem Besucher zwei "Good Boy!"-Jacken: "Sehr wichtig sind die integrierten Leckerlibeutel in zwei Taschen, einer am Karabiner und einer an einem Klettverschluss", sagt Ulf Jähncke. Dazu gibt es eine große Rückentasche für Trainingsdummys und Spielzeug und eine kleine Tasche für die Hundepfeife. Zwei Schulterklappen sind dazu da, um die Leine zu fixieren. Dazu gibt es vorn sechs Außentaschen, eine Napoleontasche für das Portemonnaie unter der Frontleiste und eine Tasche am Ärmel.

Alle Jacken, Westen, Hosen und Sweatjacken entwickeln Ulf Jähncke und drei Mitarbeiterinnen in Winsen. Die Skizzen zeichnet eine Designerin. Die Prototypen fertigt eine Partnerfabrik in der Volksrepublik China an. Die Prototypen kommen dann zurück nach Winsen, und die "Good-Boy!"-Mitarbeiter basteln dann noch einmal so lange herum, bis sie ihnen gefallen, verändern noch einmal Passform, Design, Taschen, Materialien und Farben. Erst wenn alle zufrieden sind, fangen die Chinesen an zu produzieren.

Regelmäßig ist auch ein richtiger Hund in der Firma: der Familienhund Emil, 3, ein Löwchen - das ist eine französische Hunderasse. So spricht der Geschäftsführer in Anspielung auf den Erich-Kästner-Roman "Emil und die Detektive" auch gern von "Emil und dem Jackenzüchter".

Dass er nicht in Fußstapfen seines verstorbenen Vaters Hans "Buba" Jähncke getreten ist, liegt auch an seinen Eltern. Die hatten ein kleines Feinkostgeschäft mit Wildhandel und Partyservice an der Bahnhofstraße in Winsen und arbeiteten montags bis sonnabends im Laden und dann am Wochenende und an den Feiertagen auch noch für den Partyservice. "So ein Arbeitsleben wollten mir meine Eltern nicht zumuten, dann hätte ich jetzt kein Privatleben."

Auf die Textilbranche kam der gelernte Einzelhandelskaufmann, nachdem er kurz bei einer Autofirma gearbeitet hatte: "Das war keine schöne Zeit", sagt Ulf Jähncke. "Die Kunden denken, man wolle sie übers Ohr hauen. Das ist nicht mein Ding."