Eine Glosse von Frank Will

Es ist 18 Uhr, die Arbeit in der Redaktion ist erledigt, da klingelt das Handy. "Hast du schon Feierabend?", fragt meine Angetraute in einem Ton, der erahnen lässt, dass es für mich trotz Dienstschlusses doch noch etwas zu tun gibt. "Ja", antworte ich mutig und bekomme dafür gleich die Quittung oder besser gesagt den Einkaufszettel präsentiert. "Kannst du noch ein paar Teile aus dem Supermarkt mitbringen?"

Glück gehabt, denke ich und steuere das auf dem Heimweg gelegene Warenhaus an, in dessen Gängen zu meinem Entzücken gähnende Leere herrscht. Die drei Artikel sind schnell zusammengerafft - doch dann der Schock: An der einzigen besetzten Kasse warten schon vier Kunden, die ebenfalls nur Kleinigkeiten erwerben möchten. Ich stelle mich dazu, lausche den Klängen von Eric Claptons "Tears in Heaven" und warte. Der erste in der Kasse findet seine Bankkarte nicht, der nächste hat etwas vergessen und rennt zurück.

Jetzt wird noch eine zweite Kasse in Betrieb genommen, doch auch dort geht es nicht voran.

"Ich brauch mal einen Preis", ruft die ratlose Kassiererin ihrer Kollegin an der Information zu, und den zu ermitteln, nimmt auch wieder Zeit in Anspruch. Exakt vier Minuten und 31 Sekunden, entsprechend der Spieldauer des Clapton-Hits von 1992, dauert es, bis ich endlich Geld gegen Ware eingetauscht habe. Aber so ist der Abend wenigstens gerettet, und ich konnte endlich wieder einmal einen schönen Song in voller Länge hören - das gelingt mir zu Hause selten.